Neu? Ja. Normal? Nie!


1

Maßlose Furcht macht stets zum Handeln ungeschickt.
Aischylos

„Wir [werden]“, sagte Bundesgesundheitsseuchenminister Spahn am 22. April im Bundestag, „miteinander [!] in ein paar Monaten wahrscheinlich viel […] verzeihen müssen.“ Sein Deutsch verzeihe ich ihm schon mal nicht. Ich frage mich allerdings, wofür ich Herrn Spahn um Verzeihung bitten muß – außer, vielleicht, für mein langes Schweigen zu den „Maßnahmen“ und ihren Folgen. Denn seit März verfolge ich mit Unbehagen bis Entsetzen, wie Spahn und die weitere Regentschaft Unverzeihliches zuließen und weiterhin erlassen. Als guter Bürger hätte ich dazu nicht schweigen dürfen, sondern mein Mögliches tun sollen, die Verirrten zurück auf den Weg zu führen.

Ich ließ es sein, weil ich meine Möglichkeiten nicht überschätze und von der „neuen Normalität“ überwalzt wurde wie alle anderen, sprach- und mutlos vor dem Fanatismus, dem Autoritarismus und der schieren Niedertracht, die der Druck der Obrigkeit, die Macht der Bilder und die waltende Panik entfesselt haben. Nicht gehört zu werden, ist jedoch keine Entschuldigung dafür, den Mund zu halten, wenn etwas bodenlos Böses geschieht und denen widerfährt, die noch nie etwas zu sagen hatten, nämlich den Kindern.

Daß sich Schüler wider Evidenz und Empirie maskieren müssen, daß die durch und durch kinderfeindliche Anordnung von Maskenpflicht im Unterricht nicht zur sofortigen Amtsenthebung der nordrhein-westfälischen SchulKarzerministerin Gebauer führte, daß u. a. die famose „Krisenmanagerin“ aka Katastrophenkanzlerin Merkel es völlig in Ordnung findet, wenn Minderjährige auf diese Art gequält und traumatisiert werden –: Es ist ein Skandal, nicht zu fassen, eine Brutalität, durch nichts zu rechtfertigen.

2

Leider ist es eine typisch deutsche Eigenschaft, den Gehorsam schlechthin für eine Tugend zu halten. Wir brauchen die Zivilcourage, „Nein“ zu sagen.
Fritz Bauer

Ich war sicherlich nicht der Einzige, der es als nachgerade obszön empfand, wie die oberste Markthörige der Republik Mitte März „Solidarität“ predigte. Sie! die das kapitalistische Rattenrennen und -verbeißen stets nach Kräften förderte, empfahl Zusammengehörigkeit und gegenseitige Rücksichtnahme? Sie! die lieber Bankdirektoren im Kanzleramt eine Geburtstagsparty ausrichtet, als sich, beispielsweise, um die Tarif- und Steuerflucht deutscher Kapitalisten zumindest der Form halber zu kümmern, appellierte an den Gemeinsinn? Sie! diese Patronin aller Lohnkürzer, Couponschneider, Ausbeuter und Abgreifer wagte es, das schöne Wort „Solidarität“ zu mißbrauchen. Hätten wir nicht so viel Sorge gehabt, dabei SARS-CoV-2 zu übertragen, wir hätten vor der Heuchlerin ausspucken sollen.

Was aber meinte Merkel, als sie das ihr wesensfremde Wort reklamierte? Sie meinte wohl dies:

Der Pflege-Bonus sollte allen zugute kommen, die in der Corona-Krise besonders viel geleistet haben. Nun kommt er bundesweit nur in der Altenpflege – Beschäftigte in Krankenhäusern gehen leer aus. […]
Mitte Mai beschließt der Bundestag mit dem zweiten Pandemie-Gesetz den Pflege-Bonus: eine Einmalzahlung von bis zu 1.500 Euro.
BR24, 22. Juli 2020

Vielleicht hatte sie auch das im Sinn:

Die Lufthansa erhält neun Milliarden Euro – und erwägt, Tausende Angestellte zu entlassen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier will dem Unternehmen keine Vorgaben machen.
„Zeit online“, 12. Juni 2020

Wenn offene und verkappte Nazis die Vokabel „Freiheit“ ins Schandmaul nehmen, wird zu Recht gezürnt, daß sie es wagen. Wenn jedoch A. Merkel „Solidarität“ anmahnt, obwohl etwa die Griechen, Italiener, Spanier einen Liederzyklus davon singen können, was Merkel für „solidarisch“ erachtet (nämlich die Abschaffung des solidarischen Sozialstaats und die Aushöhlung solidarischer Schutzrechte für die Erniedrigten und Beleidigten) – dann soll eins nicht mißtrauisch werden, soll ihr den Schmu abkaufen und am besten applaudieren? Bitte!

Wo war die Solidaritätsmahnerin denn, als über einen angemessenen Mindestlohn, einen auskömmlichen Sozialhilfesatz, eine menschenwürdige Grundrente verhandelt wurde? Sie war, wo sie immer steht, seit sie sich von der FDJ zur CDU bekehrte: auf der falschen Seite, im Lager der professionell Unsolidarischen, das heißt, des Kapitals. Das „neuartige Virus“ hat daran bloß so viel geändert, daß sie eines der bedeutendsten Wörter der Arbeiterbewegung vernutzt, ohne es zu begreifen.

3

In Deutschland wird die Verfügungsgewalt über das Kind mit der gleichen Rücksichtslosigkeit ausgeübt, die man auch sonst Minoritäten gegenüber für angebracht hält.
Alexander Mitscherlich

Reden wir also von dem, was nie verziehen werden darf und was unsere Regentschaft tatsächlich unter „Solidarität“ versteht: Entrechtung, Bevormundung und Kadavergehorsam. Reden wir zum Beispiel davon:

Den Kinderschutzbund erreichen aktuell Berichte, daß Gesundheitsämter die Isolierung von unter Corona-Verdacht stehenden Kindern im eigenen Haushalt anordnen. Auch sehr junge Kinder sollen demnach getrennt vom Rest der Familie in ihrem eigenen Zimmer aufhalten. In mindestens einem Fall, der uns vorliegt, wird der Familie bei Zuwiderhandlung mit der Herausnahme aus der Familie des 8-jährigen Kindes gedroht.
Hierzu erklärt Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers: „Die Situation der Quarantäne ist für Familien, insbesondere für Kinder ohnehin sehr belastend. Kinder in dieser Phase von ihren Eltern und Geschwistern zu isolieren, ist eine Form psychischer Gewalt. […]“
Deutscher Kinderschutzbund, Pressemitteilung
vom 31. Juli 2020

Reden wir über bürokratische Perversionen wie dieses Schreiben des Kreises Offenbach an ein – man kann es nicht glauben, und doch ist es wahr – Vorschulkind (Fehler im Original, Hervorhebungen von mir; K. S.):

Du bist Kontaktperson einer Person mit nachgewiesener COVID-19 Erkrankung (durch das neuartige Coronavirus). Nach §§ 16 und 30 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) vom 20.07.2000 […] wird hiermit angeordnet:
1. Zur Verhütung der Übertragung […] bist Du ab sofort
bis auf Weiteres unter häusliche Isolierung gestellt.
2. In der Zeit Ihrer [
!] Isolierung darfst Du [!] die Wohnung nicht verlassen. Kontakte zu Besuchern und Mitbewohnern sind auf das notwendige Minimum zu beschränken.
[…]
Deine Erziehungsberechtigten
müssen mit Dir zusammen dafür sorgen, dass diese Vorgaben eingehalten werden.
[…]
Für den Fall der Zuwiderhandlung wird
Deinen gesetzlichen Vertretern hiermit nach § 76 Hess. Verwaltungsvollstreckungsgesetz (HessVwVG) die Festsetzung eines Zwangsgeldes in Höhe von 4000,00 € (in Worten: viertausend Euro) angedroht.
[…]
Ein Verstoß gegen diese Anordnung kann gem. § 75 (1) IfSG als Straftat mit einer Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren oder Geldstrafe geahndet werden. Weiterhin machen wir Sie [!] darauf aufmerksam, dass nötigenfalls die zwangsweise Absonderung in einem Krankenhaus angeordnet werden kann.

Es folgen

Allgemeine Informationen für die Erziehungsberechtigten […]
Ihr Kind muss im Haushalt Kontakte zu anderen Haushaltsmitgliedern vermeiden, indem Sie für zeitliche und räumliche Trennung sorgen (
keine gemeinsamen Mahlzeiten, Ihr Kind sollte sich möglichst alleine in einem Raum getrennt von den anderen Haushaltsmitgliedern aufhalten).
Zit. n. einem Faksimile [PDF hier]

Haben Sie etwas Reumütiges von Merkel oder Spahn oder irgendeinem Vertreter der hessischen Landesregierung vernommen, als dieser äußerst deutsche Amtssadismus publik wurde? Selbstverständlich nicht, denn Reue bei solchen Verfehlungen wäre ja im echten Sinn solidarisch. Und bäten die politisch für diese Scheußlichkeit Verantwortlichen um Verzeihung, sie sollte Ihnen nur gewährt werden, sprächen Sie persönlich und glaubhaft, nämlich auf dem Bauch liegend, bei den betroffenen, über alles Maß verängstigten Kindern vor. Aber darauf können wir und die Verängstigten länger warten als auf einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2.

Statt dessen setzen die Amtsautoritäten auf ihren Übermut wie eh und je die Schmach, die Unwert schweigendem Verdienst erweist:

Der Kreis Offenbach weist Vorwürfe der Initiative Familien in der Krise in Bezug auf […] die Isolation von Kindern zurück. Von Einschüchterungen der Familien könne keine Rede sein.
„Ein mögliches Zwangsgeld mu
ß als mögliche Rechtsfolge zunächst angedroht werden, um gegebenenfalls auch festgesetzt werden zu können“, betont Sandra-Kristin Klauß, Presse- und Bürgerinformation des Kreises Offenbach. Daher sei der entsprechende Absatz in derartigen Schreiben üblich und notwendig.
„op-online.de“, 1. August 2020

4

Als neulich Schnee lag und meine Nachbarskinder ihre kleinen Schlitten auf der Straße ausprobieren wollten, sogleich war ein Polizeidiener nahe, und ich sah die armen Dingerchen fliehen, so schnell sie konnten. Jetzt, wo die Frühlingssonne sie aus den Häusern lockt und sie mit ihresgleichen vor ihren Türen gerne ein Spielchen machten, sehe ich sie immer geniert, als wären sie nicht sicher und als fürchteten sie das Herannahen irgendeines polizeilichen Machthabers. Es darf kein Bube mit der Peitsche knallen oder singen oder rufen, sogleich ist die Polizei da, es ihm zu verbieten. Es geht bei uns alles dahin, die liebe Jugend frühzeitig zahm zu machen und alle Natur, alle Originalität und alle Wildheit auszutreiben, so daß am Ende nichts übrigbleibt als der Philister.
Goethe

Möge endlich, ehe uns die elend devote Merkel-Lobhudelei der Qual.medien für immer die Ohren und das Hirn verklebt, möge endlich, endlich, endlich eine Diskussion darüber geführt werden, ob der Zwang, den Regierung und Behörden seit fünf Monaten ausüben, verhältnismäßig war und ist!

Denn darüber wird seit einem halben Jahr viel zu wenig gesprochen. Allein daran zu erinnern, wird schon wie Defätismus behandelt, wie Staatsgefährdung und Aufruf zum Massenmord. Der SARS-CoV-2-Tsunami hat das demokratische Gebot der Güterabwägung einfach weggespült, und das wird leider nicht als Katastrophe erkannt, sondern zur „neuen Normalität“ verklärt. So gut wie alle etablierten Parteien, auch die (nominell) Linken sind damit d’accord – was wiederum die Lügner und Blender der Rechten tüchtig freut. Können sie doch jetzt so tun, als wären sie die alleinigen Retter des Grundgesetzes und der Menschenrechte, wiewohl sie auf jenes und diese einen feuchten Kehricht geben.

Mein Vertrauen in die Justiz ist immer noch so groß, daß ich die finale Verwandlung der BRD in eine Hygienediktatur ausschließe. Doch das Vertrauen bröckelt und der Pessimismus wächst. Ich konnte mir vor einem halben Jahr auch nicht vorstellen, daß Politiker, die allen Ernstes eine Maskenpflicht für Schulkinder fordern, nicht umgehend geächtet oder zumindest in die Schranken gewiesen werden, sondern ernstgenommen. In Nordrhein-Westfalen und in Frankfurt am Main gilt der Maskenzwang sogar während des Unterrichts, ausgenommen sind allein vorerkrankte Schüler sowie Kinder bis zur vierten Klasse. Das ist kein Infektionsschutz, sondern blanke Schinderei; deshalb war ich sicher, daß die betreffenden, ohne irgendeine parlamentarische Debatte, ohne Rücksicht auf die Folgen für die Kinder erlassenen Vorschriften vor keinem Richter standhalten würden.

Welch ein Irrtum:

In Nordrhein-Westfalen bleibt es bei der Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen. Das Oberverwaltungsgericht wies einen Eilantrag von drei Schülern ab. Die vorübergehende Verpflichtung, auch im Klassenraum grundsätzlich eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, sei verhältnismäßig, entschieden die Richter in Münster.
Es sei auch nicht feststellbar, daß das Tragen Gesundheitsgefahren für die Schüler berge.
„Spiegel online“, 20. August 2020

Wissen diese Verwaltungsrichter so etwas, weil deutsche Richter als deutsche Richter per se alles wissen? Wurden überhaupt Experten angehört, die ihr Berufsleben der physischen und psychischen Gesundheit von Kindern widmen? Fachleute wie etwa die Kindergarten- und Schulärztin Dr. med. Karin Michael sowie mehr als hundert Kinderpsychologen, Lehrer, Mediziner, Sozialarbeiter, Familientherapeuten, die in einem Offenen Brief vom 4. August an die Maskierungsministerin Gebauer gegen das unmenschliche Gebot protestierten (Hervorhebungen im Original; K. S.):

Ihr Erlaß zur Maskenpflicht an Schulen bereitet uns große Sorgen in Bezug auf Entwicklung und psychische Gesundheit unserer Kinder und kleinen Patienten!
Kinder bis zur Pubertät sind in ihrer Entwicklung hochgradig abhängig von der emotionalen Beziehung zu Erwachsenen. Lernen in diesem Alter baut intensiv auf der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler auf. Kinder lesen und erleben am Gesicht ihres Gegenübers. Dies gilt neben der Lehrer-Schüler-Beziehung ebenso intensiv auf dem Feld der Entwicklung von Sozialkompetenzen durch den Kontakt mit Mitschülern. [] Moralische Erfahrungen und Begriffe wie Würde, Respekt, Integrität oder Anstand entwickeln sich nicht virtuell und werden durch maskierte Kontakte mit fehlender Mimik massiv behindert.
Kindern nun diese fundamentalen Elemente der Erziehung, des Lernens und ihrer Sozialentwicklung durch eine Maskenpflicht in Schulen zu beschneiden, halten wir für entwicklungsgefährdend.
Darüber hinaus verstärken Ihre aktuellen Maßnahmen zum „Infektionsschutz“ bei Kindern massiv die in den letzten Monaten ohnehin in besorgniserregendem Maße entstandenen Angststörungen. Wir erleben in unseren Sprechstunden eine wachsende Zahl von Kindern mit Anzeichen der Überforderung durch die ihnen aufgebürdeten Verhaltensregeln und die Verantwortungslast für das Leben ihrer geliebten Angehörigen. Sie reagieren mit Angst vor eigenem Erkranken und Sterben ebenso wie vor dem ihrer Lieben, sie entwickeln Schlafstörungen und Verhaltensstörungen wie Waschzwänge. Eine Berührung ist für viele zur Bedrohung geworden! Neben den Auswirkungen auf unsere Untersuchungssituationen hat das verheerende Folgen für ihre gesamte Beziehungsentwicklung und ihr Beziehungsverständnis. Bindungsstörungen liegen auf der Hand. Nichts haben Kinder in diesen Monaten intensiver gelernt als: Ich bin eine Gefahr für andere und andere sind eine Gefahr für mich! []
Wir fordern daher eine sofortige Umkehrung Ihres Vorgehens: Erbringen Sie zuerst stichhaltige Nachweise für die Verhältnismäßigkeit, begrenzen Sie Ihre Vorsichtsmaßnahmen auf möglichst klare Situationen und gefährdete Gruppen! Kinder sind keine Versuchsobjekte!
[PDF-Faksimile des Offenen Briefs hier]

Daß wir in Zeiten leben, da an diese moralische Selbstverständlichkeit überhaupt erinnert werden muß, ist schlimm, ist entsetzlich genug. Daß Verwaltungsrichter über das körperliche und seelische Wohl von Kindern entscheiden dürfen, ohne auf Stimmen wie die von Dr. Michael und ihren Kollegen hören zu müssen, ein juristisches, nein, ein zivilisatorisches Desaster.

5

Die große Majorität der Menschen würde der trostlosesten Langeweile verfallen, wenn sie nicht durch tausend Zwangsmaßregeln von sich selbst und ihrer inneren Leere abgelenkt würde.
Egon Friedell

Niemand, der ein Renommee bei der bürgerlichen Mehrheit genießt, niemand, der die zivile Gesellschaft mobilisieren könnte, kein Wirtschaftsweiser, kein Kirchenfürst, kein Gewerkschaftsboß, keine Talkshow-Moderatorin, keine Star-Kolumnistin, keine Sport-Ikone, niemand von moralischer Autorität, niemand mit Einfluß auf die Massenmeinung, niemand von überparteilichem Respekt, kein Vorzeige-Intellektueller, kein Filmstar, keine Büchner- oder Friedenspreisträgerin, niemand aus dem Kreis der mehrheitlich akzeptierten Vor-, Nach- und Tiefdenker, niemand dieser vormaligen Anwälte einer freiheitlichen, empathischen, kritischen Republik erhebt Klage gegen das, was die „Maßnahmen“ den Kindern zufügen, gegen die widerliche, absurde, mitleidferne Verwandlung von Schulen in Straf- und Verwahranstalten.

Das dröhnende Schweigen all der populären Prime-time-Prediger zu der Kujonierung, die Millionen Kinder seit einem halben Jahr per übereilt verfaßten Anordnungen und Amtsbescheiden erfahren, deprimiert mich noch mehr als das endlose, unendlich selbstgerechte Gekeif der „Coronoiden“oder das konfuse, unkonzentrierte Geschrei jener „Covidioten“, die allein deshalb den diktierenden Staat ablehnen, weil Merkel die Diktatorin spielt (sonst jedoch gar nicht genug Diktatur kriegen können).

Und wie die Respektspersonen, so schweigen auch die Leitartikler (rühmliche Ausnahme von der Regel: Heribert Prantl), die Spitzenrepräsentanten der Vierten Gewalt, die Damen und Herren, die sich als Kontrolleure der Staatsmacht verstehen und dafür bei jeder Gelegenheit selber über den Klee loben. Sie alle, alle schweigen, wenn knapp 40.000 Menschen eine Petition gegen das Maskendiktat an den nordrhein-westfälischen Schulen unterzeichnen.

Sie alle, alle schweigen, wenn publik wird, daß bei den meisten frisch Eingeschulten, das heißt, bei zehntausenden Erstkläßlern die obligatorische Schuleingangsuntersuchung nicht stattfand – mit Folgen, die sowohl die Kinder wie die Gemeinschaft auf Jahrzehnte hinaus beschädigen werden. Noch vor einem halben Jahr wäre dergleichen ein triftiger Grund für mehrere Rücktritte und Untersuchungsausschüsse und hunderte Titelgeschichten gewesen. Heute schweigen alle; lieber schwafeln sie über Testzahlen, die nichts bedeuten, und statistische Modelle, die niemand nachvollziehen kann, die mit der Realität in den Arztpraxen und Krankenhäusern nichts zu tun haben.

Sie alle, alle schweigen, wenn sie vernehmen, daß die Schüler in Schweden sich nie maskieren mußten, der Unterricht nie ausgesetzt wurde, und in den Schulen trotzdem kein „Hotspot“ vorkam. Sie alle, alle vergleichen nicht, sie überlegen nicht, sie bekommen den Schnabel nicht auf. Sie schweigen, weil es so viel bequemer ist.

Sie alle, alle schweigen zur genuinen Brutalität des „schützenden“ Staats, zur prinzipiell gnadenlosen „Fürsorge“ der Institutionen, obgleich täglich aus aller Welt Beweise für die Brutalität des „Infektionsschutzes“ einlaufen. Sie schweigen zu realen Horrorfilmen wie etwa diesem aus einer Schule in Florida:



Sie
alle, alle schweigen aus Feigheit, aus Opportunismus, aus Dummheit, aus Misanthropie, aus Privileg. Sie sollten, wenn die Panik-Pandemie – hoffentlich bald – ein Ende findet, um Verzeihung bitten für ihr Versagen. Und andernfalls weiterschweigen, weil sie es nachweislich nicht verdient haben, gehört zu werden, diese Feiglinge, Opportunisten, Dummköpfe, Misanthropen. Diese Privilegierten.

6

Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.
Mark Twain

In diesen Tagen des – angeblich aus Fürsorge – autoritären Staats hat die vermeintlich Linke komplett versagt, sie hat sogar die explizit Rechte in Ideen für weiteren Zwang überboten. Ich werde das nicht vergessen. Ich will nicht vergessen, welche vermeintlich Linken in den vergangenen Monaten gar nicht genug Übergriffe des kapitalistisch formierten Staats auf seine Untertanen haben konnten.

Daß zum Beispiel die Co-Vorsitzende der Partei Die Linken, Katja Kipping, allen Ernstes vorschlägt, „Masken-Automaten“ aufzustellen, aber kein Wort verliert über Elfjährige, die im Hochsommer sechs Stunden lang in brütenden Klassenzimmern hocken –: läßt mir keine andere Wahl, als diese Politikerin zu verachten.

Wenn vorgeblich Linke es nicht wagen, wenn sie nicht auf die Idee kommen, das, was Kindern derzeit angetan wird, zu skandalisieren bzw. in den Mittelpunkt ihrer Agenda zu stellen, wenn sie Grund- und Menschenrechte so leichthin preisgeben, nichts hinterfragen und diejenigen, die am meisten unter den Ein- und Übergriffen leiden, im Stich lassen –: können diese Schwätzer*innen mir gestohlen bleiben, sollen sie ihre Schattenkämpfe um Gender-Sternchen und anderweitige Kosmetik an der wesenseigenen Häßlichkeit des Kapitalismus führen, bis auch sie für immer im Schatten verschwinden. Dahin gehören sie nämlich, diese „wokenSpezialdemokrat*innen.

So lange ich von selbsterklärten Antifaschist*innen nichts anderes höre als das, was auch die Regentschaft sagt –, so lange die aufgeblasenen Kämpfer*innen für Autonomie und Emanzipation angesichts der Schwarzen Pädagogik, die seit März die Seuchenpolitik diktiert, keine Einwände vortragen –: So lange auch erlaube ich mir, sie weder als Linke noch sonstwie für voll zu nehmen.

Die „linken“ Versager*innen, diese Kongregation von Opportunist*innen, Volkserzieher*innen und Selbstgerechten – sie sollten allerdings nicht jammern, wenn die Verzweiflung nicht eben weniger Bürger von Rechten ausgenutzt und in paranoiden Schwachsinn überführt wird. Auf der „Querdenken“-Demo am 15. August in Hamburg liefen etliche Teilnehmer mit Schildern herum, die den Maskenzwang für Schüler beklagten. Es gilt weithin als inakzeptabel, daß sie diese Schilder hochhielten, wiewohl sie von Eso-Dödeln, Reichs-Identitären, AfDischisten und Verschwörungsspinnern umgeben waren. Es ist jedoch noch weniger hinzunehmen, daß Menschen, denen die Mißhandlung der Schulkinder das Herz zerreißt, als Faschisten bzw. als Fascho-Kumpel beleidigt werden.

Eine Linke, die den Namen verdiente, gäbe diesen Kinderfreunden ein Forum, böte ihnen eine Möglichkeit, Sorge und Protest zu äußern, ohne in üble Gesellschaft zu geraten. Eine Linke jedoch, die ignoriert oder denunziert, was Eltern, Erzieher, Kinderärzte und -therapeuten um- und auf die Straße treibt, ist ethisch und politisch bankrott.

Es ist noch kein Jahr her, daß Bundesjustizministerin Lambrecht einen Entwurf vorlegte, um Kinderrechte in der Verfassung zu verankern. Es gab eine große Debatte, das heißt, es setzte mächtig viel Geschwätz. Im Grundgesetz steht der entsprechende Zusatz bis heute nicht. Wo sind die Befürworter der Verfassungsänderung nun, im August 2020? Wo ist Frau Lambrecht? Wo sind sie und ihre Verbündeten in diesen Tagen, da Kinder sogar um das Recht, Kinder zu sein, betrogen werden, da man sie einer eiskalten, nichtsnutzigen „Eindämmungsstrategie“ opfert? Wo sind sie alle, die vorgeblichen „Anwälte“ der Kinder, all diese Tugendgute und Scheinheiligen?

Sie sind jedenfalls nicht an den Schulen, um danach zu fragen, was der Maskenzwang den Kindern zufügt. Sie unterstützen nicht den Offenen Brief von Karin Michael. Sie empören sich nicht über die BildungsKarzerministerin Gebauer.Heuchelei“, mit Voltaire zu sprechen, „ist die Tugend des Feiglings“.

7

Die Angst ist der Fluch des Menschen.
Dostojewski

Seit einigen Jahren bin ich „Lesepate“ des ehrenhaften Vereins MENTOR und versuche in der Grundschule um die Ecke, Dritt- und Viertkläßlern, die sich damit schwertun, das Buchstabieren und die Bücher als etwas Schönes, Aufregendes, Wertvolles nahezubringen. Seit März kann ich das nicht mehr, und mindestens bis Februar 2021 darf ich es weiterhin nicht.

Ich habe – zunächst frustriert, bald aber beglückt – erfahren, wie wichtig mein ehrenamtlicher Einsatz ist. Ich habe erlebt, wie dankbar die leseschwachen Botten für Zuwendung und streßfreies, spielerisches, gemeinsames Erforschen der ABC-Meere sind. Ich habe auch kapiert, welch einen großartigen, phantastischen Job die Lehrer und Lehrerinnen an der Grundschule um die Ecke erledigen – obwohl zu schlecht bezahlt, zu wenig gewürdigt, zu oft allein gelassen. Ich bin sicher, daß viele Grundschullehrer daran leiden, wie ihre hingebungsvolle, gescheite Arbeit erst durch den Lockdown, nun durch die monströsen Maskenregeln zerstört wird.

Dürfte ich, ich würde auf der Stelle als „Lesepate“ weitermachen. Denn ich weiß, daß ich in einer zugestopften Rush-hour-S-Bahn weit mehr gefährdet bin, mir das Scheißvirus zu fangen, als in einer MENTOR-Stunde. Ich wäre bereit, mir jeden Tag den Rachen und die Nasenhöhlen testhalber auskratzen zu lassen, um sicherzugehen, das Lesekind nicht anzustecken. Maskieren würde ich mich nicht, ich halte nämlich nichts von Voodoo-Zauber.

Ich weiß, daß es einen Sinn in sich hat, den Abgehängten und Benachteiligten zu helfen. Ich weiß jedoch nicht, warum die Förderung der abgehängten und benachteiligten Kinder plötzlich überflüssig ist, weshalb darüber gar nicht, über „Hygiene“ und „Infektionsschutz“ hingegen unablässig gequatscht wird.

Wir Alten tun den Jungen seit einem halben Jahr – für Kinder eine Ewigkeit – Dinge an, für die wir verflucht gehören. Wir pfeifen sowieso auf ihr Recht, in eine Umwelt hineinzuwachsen, die nicht nur aus Gift, Müll und Katastrophen besteht. Aber daß wir nun auch noch aus lauter Schiß um unser gelebtes Leben zulassen, daß eine ganze Generation traumatisiert wird, ohne echte Not, ohne nachweislichen Zweck –: Das werden viele Kinder sich merken, und sie werden auf unsere Gräber pissen. Wir haben es uns verdient.

Was wir unseren Kindern derzeit antun, dieser mal subtile, mal offene Terror, diese systematische Neurotisierung und planvolle Oppression scheinen bloß „neu“, sind aber so alt wie die hierarchisch organisierte Gesellschaft, so unmenschlich auch und diabolisch. Die Normen, die wir uns seit März für Schulkinder ausdenken, sind ein Schandmal der Epoche, ein echtes Verbrechen. Diese Normen dürfen niemals „Normalität“ werden. Es ist Zeit, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen. Nicht erst, wenn ein Impfstoff da ist. Nicht erst, wenn die nächste Pisa-Studie erscheint. Nicht erst, wenn Kinder sich umbringen, weil sie das Leben in der „neuen Normalität“ nicht länger aushalten.

Die Maskenpflicht an Schulen muß enden. Jetzt.

Die Verängstigung der Schulkinder muß aufhören. Sofort.

Kinder sollen wieder wie Kinder leben können. Immer.

***

Addendum 1
Der „Abfall“ hat nicht viele Leser. Doch circa 1.500 Kommentare in acht Jahren Bloggerei haben mir gezeigt, daß ich auf ein vor allem kluges, humanistisch gestimmtes, mitdenkendes, mitfühlendes Publikum stolz sein darf. Ich glaube, daß meine „Abfall“-Verwerter (Obacht, Kotzwort:) „Superspreader“ der Vernunft sind bzw. sein können.
Die Fassungslosigkeit über den status mundi – die meisten meiner Blog-Klienten teilen sie, vermute ich, mit mir. Sie denken über die Möglichkeiten alternativer Öffentlichkeit vielleicht so skeptisch wie ich. Dennoch – ich wäre froh, würden Sie, meine Lieblingsleser, sich in diesem Fall einmal aus der Höhle trauen, will sagen, dieses Posting mit der übrigen Welt teilen – per E-Mail, Ausdruck oder über die asozialen Netzwerke. Ich bitte Sie, werte Leserin, geschätzter Leser, wie noch nie um eine Kooperation, die kein Geld und wenig Zeit kostet.

Addendum 2
Welch ein Anschlag gegen die Humanitas und die menschliche Kultur der Maskenzwang generell ist, hat übrigens mein bester Freund und hervorragender Kollege Jürgen Roth im „Neuen Deutschland“ ausgeführt. Wie gern sähe ich eine Fernsehdiskussion, in der Dr. Roth etwa den Dr. Klabauterbach nach allen Regeln der Kunst auseinandernimmt!


Dienstag, 25. August 2020 20:26
Abteilung: Ironie off, Kaputtalismus, Man schreit deutsh, SARS-CoV-2

26 Kommentare

  1. 1

    Sehr geehrter Herr Sokolowsky, ein starker Beitrag von Ihnen. Absolut teilenswert. Vielen Dank! LW

    Ich danke Ihnen! KS

  2. 2

    Erstmal einfach nur Danke! Und ich seh‘ zu, dass das rumkommt.

    Vielen Dank – möge es etwas bewirken! KS

  3. Fluchtwagenfahrer
    Mittwoch, 26. August 2020 8:41
    3

    Guten Morgen Hr. Sokolowsky,
    nun ich muss sagen hier ist Ihnen mal wieder ein von mir lang herbeigesehnter Volltreffer gelungen.
    H. Heine sagte mal:
    „Fatal ist mir das Lumpenpack, das, um die Herzen zu rühren, den Patriotismus trägt zur Schau, mit allen seinen Geschwüren.“
    Auch so hätte man die Regierungsverantwortlichen nebst Balkonklatscher treffend beschreiben können.
    Nun seit Jahren ist auch die schulische Kindererziehung/Ausbildung, systemisch bedingt, zum großen Teil eine Farce und zielt m. M. n. darauf ab hier keine zukünftig mündigen, kritisch und vorausschauend denkenden Weltbürger der Gesellschaft zu formen.
    Ha, selbst erwischt. FORMEN. Sehen Sie wie indoktriniert man selber schon ist. Zucht und Ordnung, das Leben ist kein Ponyhof, Härte, besser jetzt schon mal darauf vorbereiten….., bei uns damals (Opa erzählt vom Krieg)gabs noch Haue usw. usf.
    Wenn man mental so aufgestellt ist, selber nicht mehr zur Schule gehen muss, wo soll all die Empathie herkommen?
    Ich selber habe in meiner Ausbildungstätigkeit in den letzten Jahren folgendes festgestellt, entweder es kamen Schneeflöckchen, angehende Soziopathen (Lieblingswort: Verhaltenskreative) und ein Großteil sozial benachteiligter junger Krieger bei mir an. Prozentual wird der Anteil, so meine Prognose, der psychisch „An/-Auffälligen“ nun dank der „Pandemie“ Maßnahmen der Verantwortlichen, zunehmen. Und wenn dann ein paar von denen dann später aufgrund Ihrer Prägung, dem Framing, dem Verlust von Rechten, Maskenpflicht usw. selber an den Hebeln der MACHT sind, werden die dem Rest der Gesellschaft ordentlich einen überhelfen. Also alles tutto bene. Wir sind in der Zerstörung der Menschheit, Zivilisation einen großen Schritt weitergekommen. Läuft.
    Ich habe mich anfangs Ihres tollen Textes ein wenig geärgert, Stichwort: „Aber die Kinder“ Es gibt jede Menge weiterer Menschengruppen die unter dieser unverhältnismäßigen Willkür leiden, körperlich, monetär als auch mental. Aber Sie haben recht, die Kinder sind die Zukunft. Nur das Problem ist, wir gestalten den Raum für unsere Zukunft und das machen wir sehr, sehr schlecht.
    Ansonsten empfehle ich den Text des Liedes „Das Narrenschiff“ von R. Mey laut mit zu singen, böse Zungen behaupten die Combo auf der Titanic hätte es zuletzt gespielt.
    LG
    Ihr Fluchtwagenfahrer

    Zunächst Dank fürs Lob. – Selbstverständlich wäre auch ein Pamphlet zur Lage in den Alten- und Pflegeheimen nötig oder zur faktischen Abschaffung des kulturellen Lebens. Ich wollte mich allerdings auf das konzentrieren, was mir dieser Tage am absurdesten, verwerflichsten und auf lange Sicht verheerendsten erscheint. KS

  4. 4

    Die großen Infektionsherde sind nicht die Supermärkte, nicht die Schulen, sondern die Events des „Vergnügungspöbels“, : Ballermann, Großkonzerte (D.dorf), Fussballstadien, Coronaparties, innerdeutsche Flughäfen (die Tourismusindustrie und ihre Lobby geht das Virus am Popo vorbei).
    Meine Enkeltochter (13) geht in Bochum zur Schule und leidet unter der Maskenpflicht, zumal in wenigen Tagen wieder auf normale Stundenzahl (8) hochgefahren wird.
    Hab den Text verstreut.

    Dafür Dank! – Was Ihre Aufzählung der „großen Infektionsherde“ betrifft, so muß ich Ihnen sagen: Das ist einstweilen nichts als Spekulation. Und was Sie als „Vergnügungspöbel“ beschimpfen, hieß noch vor einem halben Jahr „Menschen mit dem Bedürfnis nach Erholung, Lebensfreude und sozialem Kontakt“. KS

  5. 5

    Gerade im SPIEGEL gelesen: Ein-Euro-Schnelltest. Katja Kipping sich so vor: „Bevor die Menschen den Raum betreten, spucken sie auf einen Teststreifen, warten 15 Minuten und zeigen am Eingang das Ergebnis vor. Das lässt sich fast überall machen, ohne Labor, für einen Euro.“
    Schnelltests sollten Labortests nicht ersetzen, sondern dort ergänzen, wo viele Menschen ohne Symptome und belegten Kontakt mit Infizierten getestet werden müssten, etwa in Schulen, bei Veranstaltungen oder auch für Tests an Reiserückkehrern.
    Die Kinder täten mir leid. Ich fordere Herdenimmunität gegen Blödheit.

    Die wünsche ich mir schon seit 40 Jahren. Es hat, wie man zumal an Kipping sieht, nicht geholfen. KS

  6. 6

    Hallo Kay,
    vielen Dank für Deine Zeilen, denen ich voll und ganz zustimme und die genau auch meine Gefühle und Gedanken ausdrücken.
    In diesen schlimmen Zeiten, teile ich gerne diesen Post.
    Viele Grüße und alles Gute,
    Schirrmi (Der Dich schon lange und gerne, aber still liest)

    Liebe/r Schirmi, ich mag es nicht besonders, von fremden Erwachsenen ungefragt geduzt zu werden. Weil Sie es offensichtlich nicht frech meinen und ich zweitens dankbar für Ihren Zuspruch und Ihre Kollaboration bin, will ich mich aber diesmal nicht so haben.
    Ich hoffe, daß Sie mir gewogen bleiben, obwohl Sie nun wissen, welch altmodischer Philister ich bin. KS

  7. 7

    Ich arbeite an einer Grundschule und kann Deinen Zorn komplett teilen.
    Es kann weiterhin nicht sein, dass das Infektionsschutzgesetz wie ein Ermächtigungsgesetz sämtliche andere Grundrechte komplett aushebeln kann. Das viele vermeintlich Linke dazu schweigen oder schlimmer noch auf Merkel-Kurs sind, macht sie in meinen Augen mittlerweile komplett unglaubwürdig. Man fragt sich: wo ist die Grenze?

    Lieber Epikur, zunächst dies: ein hochinteressantes Weblog haben Sie und Ihre Mitstreiter eingerichtet, Gratulation dazu!
    Ebenso erschütternd wie unbedingt weiterzuempfehlen ist Ihr Blogpost vom 14.8., „Kinder in Deutschland, Teil 48: Maskenpflicht“. Hätte ich diesen Text früher gekannt, ich hätte auf jeden Fall daraus zitiert.
    Einen kleinen Rüffel muß ich leider erteilen, aber bitte nicht mißverstehen: Ich mag es nicht besonders, von fremden Erwachsenen ungefragt geduzt zu werden. Weil Sie es offensichtlich nicht frech meinen, will ich mich diesmal nicht so haben.
    Ich hoffe, daß Sie mir gewogen bleiben, obwohl Sie nun wissen, welch altmodischer Philister ich bin. KS

  8. 8

    Lieber Herr Sokolowsky,
    zunächst danke für Ihre offene und so richtige Kritik – auf solche Äußerungen warte ich schon lange. Auch ich bin verärgert und zunehmend entsetzt, und ich frage mich immer öfter, wohin – zu welchen Exzessen der Bevormundung und Gängelung – das alles noch führen soll. Und ich möchte noch ergänzen, daß es ja beileibe nicht nur die Kinder sind, die unter diesen überwiegend konfusen und unausgegorenen „Maßnahmen“ und Maßregeln leiden, sondern wir alle.
    Selbst wenn man zugesteht, daß ein Teil der Politiker und der Verantwortlichen in den Verwaltungen guten Willens ist und das Richtige tun möchte, bleibt zu konstatieren, daß der Gesamteindruck der von bodenloser Dummheit, Hilf- und Planlosigkeit, teilweise auch Profilierungssucht ist. Ich war so ziemlich von Anfang an, und seither immer mehr, der Ansicht, daß das schlimmere Problem nicht die Covid 19 Pandemie ist, sondern der Massenwahn, den sie hervorgerufen hat. Sachliche Aufklärung, vorsichtig sein, den Verstand benutzen (sofern vorhanden), und den Menschen eigenverantwortliches Handeln (oder Unterlassen) zutrauen: das hätte ausgereicht. Stattdessen kommt jetzt wieder der alte Obrigkeitsstaat (der ja nie ganz verschwunden war, sondern sich nur unter dem Deckmantel der Bürgernähe sehr gut versteckt hatte) mit Macht zum Vorschein…
    Meine Vermutung ist, eigentlich schon seit März oder April (und sie erhärtet sich zunehmend), daß der Schaden, der durch diesen Wust von Maßregeln, Beschränkungen und Verboten, und zwar weltweit, angerichtet worden ist und noch angerichtet werden wird, insgesamt betrachtet weit größer sein wird als der Schaden, der entstanden wäre, wenn man nichts getan hätte außer vorsichtig und vernünftig sein. Mit Schaden meine ich natürlich keineswegs nur den wirtschaftlichen Schaden, sondern auch und vor allem den Schaden an Leib und Leben, und den kulturellen und sozialen Schaden. Leider wird sich eine solche Vermutung niemals verifizieren lassen.
    Übrigens finde ich es bezeichnend für die derzeitige Verwirrung, daß es ausgerechnet AfD-Politiker sind, die sich in letzter Zeit über unzulässige Einschränkungen der Grundrechte beschweren.
    Freundlich grüßt Sie
    Wilfried Käding

    Lieber Herr Käding, jedes Wort in Ihrem Kommentar kann ich unterschreiben, und darum freue ich mich – des düsteren Inhalts ungeachtet – sehr über Ihre Zuschrift. – Nur in einem Punkt widerspreche ich: Ihre „Vermutung“ ist keine, sondern eine realistische Einschätzung. Beste Grüße retour von KS

  9. 9

    Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Wird verbreitet.

    Ich danke Ihnen! KS

  10. 10

    Lieber Kay Sokolowsky,
    so ist es: Zum deutschen Wesen gehört immer noch Kinderfeindlichkeit. Die schwarze Pädagogik des letzten Jahrhunderts ist verwirklichte Empathieloigkeit, die bis heute nicht aufgehört hat zu wirken. Michael Hanekes Film „Das weisse Band“ z. B. zeigt diese erschreckende Seelenkälte, die auch durch das Leid von Kindern nicht gerührt wird. In deutschen Gefilden sind Liebe ohne pädagogische Bedingung, Großzügigkeit statt berechnender Konsequenz fremde Zustände, die sich nur sehr langsam verändern. Auch unter Linken. Für Kinder eine Maskenpflicht und „Hygienekonzepte“ (was für ein Begriff!) in Schulen einzuführen, verweist auf die gängige Priorität verwaltenden Handelns, weil ein Zugang zu wirklich kindgerechten Möglichkeiten hier nicht die selbstverständliche Basis pädagogischen Handelns ist. Aber der Begriff der „Traumatisierung“ durch die Maskenpflicht erscheint mir nur bedingt passend angesichts der Lebenswelt von Kindern, zu der für viele die traumatisierende Erfahrung von körperlicher und seelischer Gewalt zum Alltag gehört.
    Herzliche Grüße
    Beate Hugk

    Liebe Beate Hugk, ich danke Ihnen für diesen klugen, bedenkenswerten Kommentar! Ich bin, was die Beschreibung der Kindermaskierung als traumatisierende Erfahrung betrifft, möglicherweise übers Ziel hinausgegangen. Allerdings erscheint mir der Maskenknebel für kleine Kinder durchaus als körperliche und seelische Gewalt, wenngleich der „subtilen“ Art.
    Vielleicht können Sie mir mit einem Begriff aushelfen, der weniger heikel ist, um die psychische Langzeitwirkung der Masken und der Angstansprachen („Deine Oma stirbt, wenn du nicht“ etc.) zu benennen. KS

  11. 11

    „Übrigens finde ich es bezeichnend für die derzeitige Verwirrung, daß es ausgerechnet AfD-Politiker sind, die sich in letzter Zeit über unzulässige Einschränkungen der Grundrechte beschweren.“ Lieber Kay Sokolowsky – (verfällt vor Schreck wieder ins Sie), DAS können Sie voll und ganz unterschreiben? Was „bezeichnet“ das denn? Daß in diesen „Zeiten der Verwirrung“ die AfD als einzige Partei kühlen Kopf behält? Die Stimme der Vernunft ist? – Und von meiner Frau, die Grundschullehrerin ist, höre ich nur, daß die Kinder mit dem Makskentragen denkbar unbeschwert umgehen. „Übers Ziel hinausgegangen“ will mir eine ziemliche Untertreibung scheinen. – Freundliche, wenn auch verwirrte Grüße: Heiko Arntz

    Lieber Heiko Arntz, selbstverständlich kann ich Herrn Kädings Satz unterschreiben. Denn er ist die komprimierte Version dessen, was ich im Blogpost so formuliere:
    „Der SARS-CoV-2-Tsunami hat das demokratische Gebot der Güterabwägung einfach weggespült, und das wird leider nicht als Katastrophe erkannt, sondern zur ’neuen Normalität‘ verklärt. So gut wie alle etablierten Parteien, auch die (nominell) Linken sind damit d’accord – was wiederum die Lügner und Blender der Rechten tüchtig freut. Können sie doch jetzt so tun, als wären sie die alleinigen Retter des Grundgesetzes und der Menschenrechte, wiewohl sie auf jenes und diese einen feuchten Kehricht geben.“
    Weshalb Sie aus Herrn Kädings Bemerkung schließen, er halte die AfD für die „einzige Partei“, die „kühlen Kopf behält“ und „die Stimme der Vernunft ist“, kann ich mir, zumal im Kontext des gesamten Käding-Kommentars, nicht erklären.
    Daß Ihre Frau von einem „denkbar unbeschwerten“ Umgang der ihr anvertrauten Kinder mit der Maskenpflicht berichtet, freut mich. Leider höre und lese ich von anderen Grundschullehrern und -lehrerinnen auch das genaue Gegenteil. Übrigens sind Grundschulkinder von der verfluchten Maskenpflicht im Unterricht befreit, was ihnen die Lage zweifellos erträglicher macht.
    Dort jedoch, wo in weiterführenden Schulen die Maske auch im Unterricht verordnet wird, herrscht denkbare Beschwernis. Und meines Wissens endet die Kindheit nicht mit dem elften Lebensjahr.
    Zum Glück zeigt die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen Einsicht und hebt das Maskengebot im Unterricht ab 1. September auf. Hoffentlich kommt die Schulbehörde in Frankfurt a. M. ebenfalls und schnell wieder zu Sinnen.
    Es grüßt freundlich zurück: KS

  12. 12

    Lehren aus der Coronakrise:
    Menschen sind nur Material. Auch Testmaterial.
    Viele Linke sind rechts. In Deutschland erwartet aber nur ein Deutscher etwas anderes.

    Die Begeisterung angeblich Linker für den repressiven Staat ist allerdings nicht auf Deutschland beschränkt, sondern zeigt sich derzeit weltweit. Wie recht Rainer-Werner Faßbinder doch hatte: Angst essen Seele auf. KS

  13. 13

    @ Heiko Arntz:
    ich hätte nicht gedacht, daß meine Bemerkung über die scheinheilige Empörung der AfD so mißverstanden werden könnte. Sich besorgt zeigen über Einschränkungen von Grundrechten ist in diesen Zeiten geboten; daß allerdings Mitglieder einer Partei, die sonst mit dem Grundgesetz nicht allzu viel am Hut hat, sich erdreisten, dies zu tun, ist widerlich. Wie alle Demagogen nutzen auch diese jede Gelegenheit, ihre unguten Absichten zu bemänteln, indem sie sich gute, die sie gar nicht haben, auf ihre Fahne schreiben…
    Wilfried Käding
    @ Kay Sokolowsky: Danke für die Richtigstellung!

    Und ich bedanke mich für Ihre Stellungnahme. Hoffentlich ist Herrn Arntz damit aus seiner Verwirrung geholfen. KS

  14. 14

    OT: Der von mir sehr geschätzte Otto Köhler hat seinen Austritt aus der SPD begründet und unseren gemeinsamen „Freund“ Scholz dabei ins Zentrum seiner Kritik an dieser Partei gerückt. Nur für den Fall, dass Sie es noch nicht gelesen haben:
    https://www.jungewelt.de/artikel/385248.versteigerung-parteiausweis-es-reicht-nie-wieder-sozialdemokrat.html

    Danke für die Empfehlung, und ich empfehle weiter! – Aber unter diesem Blogpost hätte Ihr Kommentator wirklich besser gepaßt:
    http://www.kaysokolowsky.de/schlz-der-retter-3-2-von-3/
    In der Spalte „Kürzlich kassierte Kommentare“ werden die Zuschriften in der Chronologie Ihres Eintreffens, nicht in der Chronologie meiner Beiträge aufgeführt. Sie könnten also heute zu einem „Abfall“-Notat von 2012 etwas anmerken und stünden trotzdem „ganz oben“ in der Liste. KS

  15. 15

    Lieber Herr Sokolowsky!
    Mir war schon länger klar, daß Brecht mit dem „fruchtbaren Schoß“ nicht nur die Herrschaftsverhältnisse und Systemnotwendigkeiten meinte. Das Merkmal, speziell des deutschen Faschismus, ist die menschenverachtende perfekte Bürokratie. Die Züge nach Auschwitz fuhren pünktlich und mit fehlerfreier Inventarliste.
    Mir hat es wie Ihnen das Herz zerrissen als ich von der Maskenpflicht in Schulen erfuhr. Aber die disziplinierte, scharf sezierende, gründliche und nahezu vollständige Abrechnung, die Sie hier vorlegen macht mich demütig und dankbar.
    Georg Schramm hat diesen Satz Gregors des Großen wieder entdeckt: „“Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.“
    Dieser Satz erfährt durch Ihren Text eine mutmachende Bestätigung. Und mich bestätigt er in meiner Einschätzung, daß Ihr großer Verstand nur noch von Ihrem wunderbar großen Herzen übertroffen wird. Wenn das jetzt pathetisch klingt, liegt es daran, daß mir beim Lesen Ihrer stilistisch brillianten und wichtigen Worte die Tränen kamen.
    Danke!
    Andreas Schmid

    Ihr Lob ehrt und berührt mich, lieber Herr Schmid. Kein Autor kann sich mehr wünschen, als einem Leser in die und aus der Seele zu sprechen – zumal in einer fürchterlichen Angelegenheit wie dieser. Ich danke Ihnen für Ihren Kommentar. KS

  16. 16

    Lieber Kay Sokolowsky,
    danke für Ihre Antwort auf meine Einschätzung, dass der Begriff der „Traumatisierung“ durch die hiesige „Maskenpflicht“ nur bedingt passend sei. Sie fragten nach einer alternativen Formulierung; ich habe gern darüber nachgedacht: Ein Trauma, so finde ich unter wikipedia, ist „[…] ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorruft.“ Es geht „mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einher und bewirkt so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis.“
    Entscheidend ist die Dimension des Zugefügten, die Situation und besonders die Vorprägung der Betroffenen.
    Eine verordnete Maske könnte langfristig – nicht in einem Begriff formuliert
    – eine vorübergehende leichte bis schwere Verstörung, Erschütterung durch die Verfremdung des Gegenübers auslösen
    -Ängste durch diffuse Schuldzuweisung auslösen
    -zur Wahrnehmung der erzwungenen Distanz als tendenzielle Schutzlosigkeit führen.
    Hingegen die Maskenpflicht für Kinder als „Verbrechen“ zu bezeichnen, wie Sie es mit Verzweiflung in Ihrem Artikel tun, ist eine Überzeichnung angesichts all der Schrecken, die Kindern nicht nur hier, in westlichen Ländern, zugefügt werden. Was auch in dem verlinkten Artikel des von mir sehr geschätzten Jürgen Roth nicht mit gedacht wurde, ist, dass das erzwungene Verdecken des Gesichts für Millionen von Mädchen und Frauen weltweit seit Generationen Alltag ist. Die Auslöschung oder das Verschwinden des Anlitzes hinter Schleiern bis hin zur Burka, als absolutes, kulturell und religiös verordnetes Rollengebot, ist eine Masken Pflicht, von der ganz konkret das gesamte Leben dieser Mädchen und Frauen abhängt. „Sein Gesicht zeigen“ als Ausdruck von „zivilem Mut“, wie Jürgen Roth zitiert, muss -auch mit dem Blick auf nach wie vor waltende patriarchale Strukturen – erst einmal möglich sein, braucht Voraussetzungen wie Aufklärung und Emanzipation, die, das wissen wir, nur unter bestimmten ökonomischen Verhältnissen ermöglicht werden.
    Mit herzlichem Gruß
    Beate Hugk

    Liebe Beate Hugk, danke für Ihre Antwort! Jeden Ihrer Einwände gegen meine Formulierungen kann ich nachvollziehen, und ich werde daran denken, sobald ich wieder über dieses Thema schreibe.
    Ich habe allerdings auch etwas einzuwenden. Sie schreiben: „Eine verordnete Maske könnte langfristig (…) eine vorübergehende leichte bis schwere Verstörung, Erschütterung durch die Verfremdung des Gegenübers auslösen“. Ja, was denn nun – „langfristig“ oder „vorübergehend“? Könnte oder kann? Sie wissen es nicht, ich auch nicht. Aber allein die MÖGLICHKEIT, daß Kinder durch das völlig nutzlose Maskentragen schwer verstört werden, sollte sämtliche Amtsträger davon abhalten, solche „Maßnahmen“ zu diktieren. Die Maskenpflicht für Schulkinder hat keine wissenschaftlich fundierte Rechtfertigung, das heißt, sie ist ohne Maß, ohne Verhältnis, purer Voodoo-Zauber und ein Übergriff auf das Kindeswohl.
    Ein institutionelles Verbrechen bleibt ein Verbrechen, auch wenn ähnliche Verbrechen anderswo viel monströser und brutaler ausfallen. Die Gefahr, zivilen Mut zu beweisen, bleibt eine Gefahr, so lange es überhaupt nötig ist, zivilen Mut zu beweisen; mögen auch hierzulande die Strafen für Zivilcourage weniger grausam sein als in, zum Beispiel, Saudi-Arabien.
    Das institutionelle Verbrechen AN SICH gehört angeklagt, der zivile Mut AN SICH ist ein moralisches Gebot. Wenn wir in diesen Dingen beginnen zu relativieren, hören wir nie mehr damit auf.
    Ich bin sicher, daß Sie es nicht verharmlosend meinen. Trotzdem erinnert mich Ihre Argumentation an jene Schönredner, die Armut in Deutschland bestreiten, weil hierzulande niemand verhungern muß.
    Auch Ihnen ein herzlicher Gruß! KS

  17. DasKleineTeilchen
    Sonntag, 30. August 2020 2:38
    17

    „Maskieren würde ich mich nicht, ich halte nämlich nichts von Voodoo-Zauber.“
    sollte witzig sein, lässt leider tief blicken. es ist nunmal nachgewiesen, daß selbst mit einfachen gewebestoffmasken das risiko einer ansteckung -wenn beide parteien, infizierter-nichtinfizierter, eine solche tragen – durch tröpfcheninfektion um ca die hälfte gesenkt wird.
    voodoo, ja?
    „Das werden viele Kinder sich merken, und sie werden auf unsere Gräber pissen. Wir haben es uns verdient.“
    drunter gings nicht, herr Sokolowsky? und ich dachte, die pissen eh schon auf unserer gräber für die klimakatastrophe, die unsere generation und die davor ihnen eingebrockt hat.
    verhältnismässigkeit. scheint wegen so einem vergleichsweise lachhaften blödsinn wie masken“pflicht“ seit wochen in der tonne gelandet zu sein.

    Liebes anonymes kleines Teilchen,
    aus einem Text mit rund 3.800 Wörtern picken Sie sich elf (!) heraus, um mich zu kritisieren, und ignorieren den riesigen Rest. Trotzdem besitzen Sie die, pardon, Dreistigkeit, mir Unverhältnismäßigkeit vorzuwerfen. Das läßt flach blicken.
    Bzw.: Merken Sie noch was? Haben Sie überhaupt verstanden, worum es mir geht? (Wenn ich Ihren Kommentar lese, weiß ich: nö.)
    In einem Punkt stimme ich Ihnen allerdings zu: Die Maskenpflicht ist ein „lachhafter Blödsinn“. KS

  18. 18

    Lieber Herr Sokolowsky,
    Ihr Beitrag gefällt mir auch nach wiederholtem Lesen, weil deutlich wird, daß Sie Kinder lieben, und bereit sind, für deren Unversehrtheit zu kämpfen. Es ist m. E. das Beste, was bisher über diese neue Form der Kindemißhandlung gesagt wurde, und folgerichtig finden sich hier auch sehr gute Kommentare, die es ohne Ihren Blog wohl kaum gegeben hätte. Statt der vielen Vergleiche und Tabellen bringen Sie Mitgefühl und Liebe ins Spiel. Danke dafür.
    Ist dies nun peinlich, könnte es mißverstanden werden, soll ich es löschen? Nein. Ich hoffe einfach, daß es richtig ankommt, Grüße und gute Wünsche.

    Es ist nicht peinlich, was Sie schreiben, und wer es mißversteht, will mißverstehen. Ich jedenfalls danke Ihnen für diesen schönen Kommentar. KS

  19. 19

    Ihr konkret-Kollege Th. Ebermann hat zum Thema auch einen interessanten Vortrag (teilweise) veröffentlicht:
    https://konkret-magazin.de/aktuell/503-normalitaet-eine-trostlose-hoffnung
    Er teilt Ihre Kritik an den Linken und den überzogenen Maßnahmen der Regierenden, weist aber auch die Sehnsucht vieler Coronakritiker nach Wiederherstellung des kapitalistischen Normalzustands in ihre Schranken, denn dieser „Urzustand“ vor Corona war nun mal auch kein Schlaraffenland für die meisten.

    Lieber „altautonomer“, Ebermann ist keineswegs mein „konkret-kollege“. Er ist ein Autor bei KONKRET, ich bin ein anderer. Das ist kein kleiner, sondern ein wichtiger, ein wesentlicher Unterschied.
    Was den Vortrag betrifft, den Sie empfehlen: Der ist so pompös, so herablassend abgehangen, so ungenau im Detail wie so ziemlich alles, was ich seit einigen Jahren von Ebermann lese. Ich weiß gar nicht, wie ich diesem mit Imponiervokabeln aufgepumpten Zeug widersprechen soll, weil ich keinen einzigen Satz finde, der mal auf den Punkt kommt.
    Trotzdem danke für den Hinweis. KS

  20. 20

    Kommentar zu Kommentar 17 („DasKleineTeilchen“)
    Sie haben die mutige Arbeit von Kay Sokolowsky oben gelesen und beten weiterhin unbekümmert das Maskenmantra? Das nennen die Kirchen wahren Glauben. Glaube ich. Sollte sich hinter dem Pseudonym „DasKleineTeilchen“ – erstes Anzeichen von Sauerstoffmangel? – tatsächlich ein vernunftbegabtes Wesen und kein Automat verbergen, dann wünsche ich Ihnen baldige Genesung. Es ist auf die Dauer, tröpfelt das Blut nur durch die Adern, nicht nur für das Gehirn, mangelnde Denkfähigkeit ist die Folge, lebensgefährlich. Und wenn es wieder fließt, ihr Blut, wünsche ich Ihnen allein zu sein. Denn die Schamröte, die es Ihnen ins Gesicht treibt, wird den Nachthimmel röten wie die untergehende Sonne.
    Mit den besten Wünschen
    Udo Theiss
    ps: Vom anderen Ende der Lebensleiter: meine Gefährtin hatte vorgestern ein Gespräch mit einer Altenpflegerin. Die musste sich widerstrebend krank schreiben lassen. Depressionen. Sie kann das Kratzen der Fingernägel an den Türen nicht mehr hören.

    Leo Fischer und seine bekloppten Adepten dürfen jetzt gern klagen: „Du willst wohl, daß alte Menschen nicht länger leben!“ – Danke für Ihren Bericht aus der wahren Welt. KS

  21. 21

    Sehr geehrter Kay Sokolowsky,
    die Situation der maskentragenden Kinder hatte ich noch gar nicht, in der Deutlichkeit, in der Sie sie beschreiben, erfasst. Da ich jeden Arbeitstag D-Funk hören kann, was, nebenbei, das Verlassen-sein erträglicher macht, ist das an mir vorbeigeschrammt, und ich dachte nur, daß es wohl reichlich albern ist, den kleinen Scheißern klar zu machen, den ganzen Tag über, einen Mindestabstand einzuhalten. Erst als ich hörte, daß die Kapital-Appendix` darüber nachdenken, die Maskenpflicht auf Arbeitsplätze jeglicher Couleur auszuweiten, stieg mir das erste mal die Galle in den Hals. Denn der Job, in dem ich arbeite, ist eh schon bockeschwer, mit einer Klimaanlage, die nur noch Bakterienquirl ist, einer stetig zunehmenden Arbeitsdichte, verbunden mit Stellenabbau, Nicht-Wiedereinstellung, skelettöser Deformation, Ischias, Hörsturz und Tonnen Metall, die von A nach B geschleppt werden müssen.
    Mir hat es den Atem verschlagen, während ich Ihren Rant gelesen habe.
    Vielen Dank für alles Erhellende und Heitere in diesem Blog.

    Und ich danke Ihnen, sehr geehrter Daniel G., für diesen Kommentar und speziell für das Kompliment (wir professionell hypereitlen Autoren sind süchtig nach Lob)! KS

  22. 22

    Es ist offtopic.
    Im Sommer 1998 saß ich mit der „Jungle World“ in der Küche, meine damalige Freundin beugte sich über mich, las ein paar Zeilen und sagte: Das kannst du auch in meiner alten Schülerzeitung lesen! Ich ging mit ihr d’accord, da mich die Beschreibung einer Sauftour durch die Simon-Dach-Straße auch nicht sonderlich interessierte. Sie hasste damals die Mittelschicht, ihre Eltern wohnten in Marzahn, die Mutter war Chefin vom Arbeitsamt dort, der Vater Ingenieur bei der Bahn. Heute ist sie, nach dem Abschluß eines Studiums an der Maxi-Uni Bayern in einer Versicherungs-AG angestellt. Menschen entwickeln sich halt.
    Gremliza hat, glaube ich, mal gesagt, daß aus den antideutschen Kommunisten antikommunistische Deutsche werden. Was meine Ex dann doch noch richtig erkannt hat, zeigt das Zitat eines Beamtensohns und Jungle-World Eigners, gegen den sogar Yücel als Weltreporter und Jungle-World-Mitbesitzer abstinkt: „Schröder ist ein anderes schönes Beispiel für jemanden, der das sehr gut gemacht hat, und das erkennt man erst in der Rückschau. Er hat 2001, nachdem er wirklich mit Hopplahopp viele Dinge angezettelt hat nach seinem Regierungsantritt, hat er die Politik der ruhigen Hand ausgerufen, ist dafür unglaublich verprügelt worden, aber eigentlich war das gar keine schlechte Idee in dieser Zeit, und irgendwann kam dann ja die Agenda 2010 von der wir heute sehen, dass es nicht das Verkehrteste war.“
    Soviel zum Intelligenzmaschinenbetreiber in Kollaboration mit Sascha Lobo, der sich, das halte ich ihm zugute, nicht zu solch hirnrissigen Aussagen hat hinreißen lassen. Insofern hab ich mit der J-World so meine Probleme. Ich würde noch gerne beschreiben, wie die Taz sich mal hat drucken lassen, von Sklaven, die gerade mal um die 5.60€ Stundenlohn dafür erhielten, wenns interessiert.

    Das – mit den Druckersklaven – sollten Sie UNBEDINGT beschreiben. Überhaupt bereitet es mir großes Vergnügen, Ihre Kommentare zu lesen. Also, bitte: weiter so, lieber Daniel G.! KS

  23. 23

    Kommentar zu Kommentar 17 („DasKleineTeilchen“)
    Es fällt auf, daß gerade diejenigen, die sich als besonders rebellisch und fortgeschritten geben, die gehorsamsten, ja eifrigsten, empathielosesten Verfechter der Maskenpflicht sind. Ganz abgesehen davon, daß die Pandemie, die nun wirklich mitnichten so genannt werden dürfte, längst vorbei ist.
    Eine zweite Welle wird es auch nicht geben. Verglichen mit den ganz normalen Grippewellen ist Covid 19 ohnehin eine Farce. Es ist schlimm, wenn es einen erwischt, aber 240 Erkrankte von 80 Millionen? Und wozu haben wir eigentlich ein Immunsystem? Das ist mMn eine Show, und noch nicht mal eine gute.
    Unser Politbüro, die Pharmaindustrie und all jene, die denen auf den Leim gegangen sind, sollten sich in Grund und Boden schämen. Mein Mitgefühl gehört den wenigen Erkrankten und den vielen, die um ihre Existenz gebracht wurden, den kleinen Unternehmen, den Künstlern, den Veranstaltern und allen, die uns vorher das Leben nicht nur lebbar, sondern auch interessanter gemacht und uns erfreut haben.
    Ich werde zornig, wenn ich einen Einzelnen mit festgehakter Maske über eine einsame Straße gehen sehe, und denke, werden meine Landsleute jemals dazulernen? Werden sie jemals etwas anderes können, als gehorchen und die Autorität außerhalb ihrer selbst suchen? Wissen sie überhaupt, daß sie ein Immunsystem haben, und einen Verstand? Daß sie selbst entscheiden, selbst denken dürfen?
    Wenn das hier keine Maskenklagewand werden soll, an der man seinen Zorn loswerden kann, lieber Herr Sokolowsky, bitte nicht veröffentlichen, das wäre verständlich. Dicker Smiley

    Dieses Blog hat sehr, sehr viel Platz. Eine „Maskenklagewand“ kriege ich hier locker unter. Und so lange die Klagen so human und mitfühlend vorgebracht werden, wie Sie es tun, bau ich gern noch Klagewände an. – Danke für Ihre couragierte Zuschrift! KS

  24. 24

    Sehr geehrter Herr Sokolowsky,
    in diesem Absatz:
    Auf der „Querdenken“-Demo am 15. August in Hamburg liefen etliche Teilnehmer mit Schildern herum, die den Maskenzwang für Schüler beklagten. Es gilt weithin als inakzeptabel, daß sie diese Schilder hochhielten, obwohl sie von Eso-Dödeln, Reichs-Identitären, AfDischisten und Verschwörungsspinnern umgeben waren. Es ist jedoch noch weniger hinzunehmen, daß Menschen, denen die Mißhandlung der Schulkinder das Herz zerreißt, als Faschisten bzw. als Fascho-Kumpel beleidigt werden.
    frage ich mich, ob es statt „obwohl“ nicht „weil“ heißen müßte.
    Sollte es aber so, wie es da steht, gemeint sein, verstehe ich diesen Satz leider nicht. Würden Sie ihn mir erklären?
    Dafür ganz herzlichen Dank.

    Sehr geehrte Tiffany Aching, Sie haben recht, und ich bin beschämt. Danke für Ihren klugen Einwand! – Ich habe den Satz jetzt so entwirrt, daß er ausdrückt, was ich meine (hoffe ich). KS

  25. 25

    Ein schöner Text, der den allgegenwärtigen Wahnsinn treffend beschreibt. Auf die Judikative ist definitiv kein Verlass; die sitzt mit im Boot, welches weiterhin in Richtung „Neuer Normalität“ segelt. Das haben die jüngsten Beschlüsse des BVerfG zum Protestcamp in Berlin, des saarländischen Verfassungsgerichtshofs und heute des bayrischen Verwaltungsgerichtshofs zur Maulkorbpflicht (auch speziell an Schulen) eindeutig gezeigt.
    Hier wird vor allem an wehrlosen Kindern eine systematische, traumatisierende Gehirnwäsche ungeheuren Ausmaßes vollzogen. Aber jedes Mal, wenn man angesichts immer schlimmer werdender Nachrichten meint, dass die obrigkeitshörige Masse doch jetzt endlich mal aus ihrer Schockstarre aufwachen und aufbegehren müsste – hört man: nichts. Nein, nicht wenigen Eltern und vor allem Lehrern geht dieser faschistische Wahn immer noch nicht weit genug.
    Man suche bspw. mal danach, was der große Markus Söder neulich zu einer 10-jährigen gesagt hat; sie könne Schuld am Tod ihrer Eltern sein, wenn sie sich nicht an diesen Irrsinn hält.
    Zu den „Linken“ fällt mir auch nichts mehr ein; ein Totalversagen auf allen Ebenen. Selbst das traditionell eher linke politische Kabarett ist inzwischen zu einem unkritischen, die Regierung stützenden Hofnarrentum verkommen (das gilt insb. Florian Schroeder).

    Danke für Ihre Zuschrift – und danke, daß ich darüber Ihr Weblog kennenlernen durfte. Es ist stark, gut, mutig, und ich empfehle es meinem Publikum mit grimmigem Nachdruck:
    DS-pektiven
    Ein Trost und eine Freude, daß es solche Zweifler und Nichtmitschwimmer wie Sie noch gibt! – Und am Ende entscheiden nicht die bayerischen, sondern UNABHÄNGIGE Richter. Darauf hofft ganz fest: KS

  26. 26

    Sehr geehrter Kay Sokolowsky,
    vielen Dank für Ihr Interesse.
    2004 fing ich an, für eine Zeitarbeitsfirma zu arbeiten, die mich mit einem halben Dutzend andererer Kollegen an Henke-Pressedruck auslieh. Der Leib- und Magenfirma der TAZ. E1-Eingangslohn betrug damals 5.60€-Brutto.
    Das ging und geht, nach AÜG-Tarifen hoch bis E6 für Akademiker.
    „Verhandelt“ wurde der damalige „Tarif-Lohn“ zwischen der „Mittelstandsvereinigung Zeitarbeit“ und irgendeinem gelben Gewerkschafts-Clone.
    Justizabel kassiert hat man dieses mafiöse Konstrukt erst ein paar Jahre später, wo der Schaden angerichtet war und auf vorgehaltenen Lohn geklagt werden durfte.
    Haben sicherlich einige gemacht, mir war das zu umständlich.
    In der Vor-Agenda-Zeit gab es so manch` kümmerliche Bemühungen der Sozis, beim Pöbel Boden gutzumachen.
    Eine davon war das Job AQtiv-Gesetz, demnach man nach einem halben Jahr in Zeitarbeit regulär beschäftigt werden konnte, wie immer aber nicht; mußte.
    Ab 200 durfte dann schon, ein Jahr, vor Option auf Festanstellung, an die Herren verliehen werden; und da Schröder und Kameraden, als Rechts-Ausleger, in beiderlei Hinsicht, sowohl die royale Auslegung von Moral; allgemein Subordinäres verachten, als auch die sublimere Form ihrer Ausbildung; Fron und Lohn sollten sich nicht unbedingt ausschließen, die Bedingungen können, dank der Durchlöcherung des AÜG`s, für die effizienteste Verwertung, auf die am billigsten Verfügbaren angewendet werden – als neue Gesetzesform feierten, stellte man die working-poor-twits einfach 10 Tage und den Rest ihres Urlaubs aufs Wartegleis, um sie danach, für ein weiteres Jahr in derselben Firma, durch denselben Verleiher, zu beschäftigen.
    Das sah dann real so aus, daß man nach einem Jahr froh sein durfte, auch mal in der Spät- oder Nachtschicht zu arbeiten, wegen der Zuschläge und einem Netto-Gehalt im hohen dreistelligen Bereich.
    Die TAZ lief damals mit ungefähr 70 000 Exemplaren täglich vom Band, nebenher wurde dann noch Bastei-Lübbe-Kram gedruckt, der Kicker und die Fuwo. Ich habe damals zwei Jahre für den und die „linken Kumpel“ der TAZ gearbeitet.
    Im Nachhinein ist es nur eine verlorene Illusion.
    https://taz.de/Abschied-vom-linken-Dreamteam/!161588/

    Die TAZ ist in Ihrer Neigung zur, nein, Ihrer Unterwerfung unter die besitzende Bourgeoisie der grünen Partei stets einen Schritt voraus gewesen.
    Schön, daß Sie aus eigener Erfahrung über dieses bigotte Gesindel berichten, und danke! – Und selbstverständlich werde ich für dieses jämmerliche Blatt, das seinen freien Autoren nicht mal den tariflichen Mindestlohn gönnt, nie wieder schreiben; ich bin seit 2018 raus. (Ich bereue sehr, so viele Artikel für ein albernes Almosen an diesen verkappten CDU-Laden überantwortet zu haben.) KS

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