Donnerstag, 1. November 2012 0:45
Es gibt gute Gründe, mit der Menschheit nichts mehr zu schaffen haben zu wollen. Man muß für seine Misanthropie nicht unbedingt Argumente – Kolonialismus, Weltkrieg, Holocaust – vortragen, die sich mit nichts widerlegen lassen, nicht mal mit Beethovens Siebter, dem König Lear oder Michelangelos Pietá.
—Von der Spezies die Nase voll haben darf man bereits und zu Recht nach einer Visite des nächstgelegenen Baumarkts. Was sich da hinter gewaltigen Drahtwagen durch die Gänge schiebt, krönt eine Schöpfung, die vor circa drei Millionen Jahren völlig schief, das heißt, aufrecht gegangen ist. Alle Geistigkeit des Menschen, sein Intellekt, die grenzenlose Welt seiner Vorstellung, sie gipfeln hier, bei Obi, Hornbach, Praktiker, Max Bahr. Und nicht etwa in Armstrongs ersten Schritten auf dem Mond oder der kosmischen Physik Einsteins oder den Romanen Flauberts oder den Spielfilmen Scorseses. Erst hier, im Baumarkt, kommt die Menschheit tatsächlich zu sich selbst und stellt ihre gewaltigsten, kühnsten, Materie gewordenen Träume aus – die LED-beleuchteten Mischbatterien fürs Gästeklo, die Teakimitatpanele für den glaswoll-
isolierten Dachbodenausbau und zumal Zaunelemente sonder Zahl. Dies ist, was die Spezies ersehnt, nebst einem Auto, um den Plunder in ein Haus schaffen zu können, das leider auch nach erfolgter Installation ein Zuhause nicht und nicht werden mag. Und zurück geht‘s in den Baumarkt.
Weiterlesen