Beiträge vom August, 2014

Das Juwel erfüllt einen Hartzenswunsch

Samstag, 23. August 2014 14:35

348Sandbild_im_Sera_Kloster_Ausschnitt_(c)RThieleDer Dalai Lama kommt an diesem Wochenende mal wieder nach Hamburg und erzählt drei Tage lang, was ihm so durch die kahle Rübe rumpelt. Vielleicht ist sogar ein Gedanke dabei.
Um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, eine Veranstaltung allein jenen Fettrandbürgern zu bieten, die ihre Geldgier satt und nun einen gewissen Hunger nach Immateriellem haben (ohne deshalb auf den Cayenne-Zweitwagen und die Drittvilla auf Sylt verzichten zu wollen), bietet der Kundün, deutsch: „Das wunscherfüllende Juwel“, Schülern, Studenten und Hartz-IV-Almosenempfängern vergünstigte Tagestickets an.
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Abteilung: Kaputtalismus, Undichte Denker | Kommentare (0) | Autor:

Sommerfrische (7): Heim vs. Heimat

Freitag, 15. August 2014 23:48

Nordbau_01_(C)_Kay_SokolowskyDie Verwüstungen, die aktuelle Architektur allerorten hinterläßt, fallen in den kleinen Städten schneller auf als in großen.
Wo nicht so viel zum Kaputtmachen da ist, können die CAD
Scheußlichkeiten das Weichbild der Gemeinde viel schneller und mit geradezu gemeinem Nachdruck prägen.
Ich bin ut min ol‘ Hamburch ja Kummer gewohnt … Aber daß ein ehemals schmuckes Städtchen wie Preetz sich der Selbstverhäßlichung in den vergangenen Jahrzehnten mit solchem Ehrgeiz und ohne jede Not hingegeben hat –: füllt mein altes Herz mit frischem Schmerz. (Den Eingeborenen mit Verstand – hallo, Sabine und Ted! – geht‘s seit Jahren ähnlich.) Also merkt der Sommerfrischler hell auf, wenn sich mal einer fürs ästhetische Desaster verantwortlich zeigt.
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Abteilung: Selbstbespiegelung, Sommerfrische, Unerhört nichtig | Kommentare (3) | Autor:

Sommerfrische (6): Galstrige Schwienslüd

Samstag, 9. August 2014 23:59

oder:

PROBST EIERHAGENS WIEGENFEST

Ein Lust=Spiel aus der Holsteinischen Schweiz
à la mode de
Hanswursts Hochzeit
von J. W. Goethe,
lange verschollen, nun aber aufgefunden
in der Langen Brückstraße zu Preetz

***

ORT DER HANDLUNG

Preetz, woselbst nicht bloß Schuhe genagelt werden

***

Küster Spannkamp

Küster Spannkamp

PERSONEN *

PROBST EIERHAGEN,
ein Hagestolz,
obzwar Schwerenöter

JUNGFER HÜTTENHOLZ,
die Magd des Probstes,
ein üppiges Weib von
geringer Sitte,
Ehrwürdens größtes
Begehr
KÜSTER SPANNKAMP,
hat die Augen in
vielen Höhlen

FRAU GALLENBERG,
desselben zänkische Base

JUNGFER SPOLSAU, derselben gleichermaßen listige wie mannstolle Nichte
DINGHORST, ein Pfäfflein aus der nächsten Gemeinde, das den Talar trägt,
sintemalen keine Hose ihm passen mag

SCHWIENKUHL, desselben Kutscher, ein Kerl, welcher in allerlei feuchten
Gebieten herumgekommen

LEHMKUHLEN, Töpfergeselle auf der Walz, kundig in Schüsseleien für
Schissereien

SPECKENBERG, Metzgersbursche auf der Fahrt, gelahrt in kleinen, großen,
dünnen, dicken, weichen, harten, bleichen, schwarzen alswie vom
Safte sprützenden Würsten

FRAU FELDSCHEIDE, Zimmerwirtin jener Gesellen und seit 40 Jahren kein Kind
der Traurigkeit. Es mögen wohl auch 50 sein

DIE MAMSELLEN FINKBUSCH, KAHLBUSCH, DÜSTERNBUSCH, drei Damen
aus dem Adelsstifte zu Preetz. Dem Probst Eierhagen nah wie die Haut.
Berühmt für ihre Kundschaft im gelben, weißen und grünen Flusse

HENGSTKOPPEL UND BULLENKOPPEL, zween Junker von steifer Zucht
RAMMERSHÖRN, derselben Stallknecht und Zureiter
BOCKSBARG, ein Hirte, notorisch ob seines Stabs
SCHWEINEHORST, führt eine lästerliche Zunge, und zwar in Worten nicht allein
SACKWISCH, Stadtschreiber und Maler. Die Schnopernase ist ihm länger
gewachsen als der Pinsel

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* Sämtliche Figuren sind nach Lokalitäten der Region benannt.

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Abteilung: Selbstbespiegelung, Sommerfrische, Unerhört nichtig | Kommentare (0) | Autor:

Sommerfrische (5): Eine Ahnung des Glücks

Donnerstag, 7. August 2014 1:32

Spinne_Bootshaus_Preetz_(c)_Kay_Sokolowsky
Wenn du irgendwo auf Reisen bist, ganz gleich wo, ob am schlimmen Ende der Welt, am unteren, am äußersten oder bloß ein paar dutzend Kilometer von den Randgebieten Deines Wohnorts entfernt … Wenn Du also irgendwo anders bist, zum Beispiel in Preetz, und plötzlich das Gefühl hast: „Ja, das geht auch – hier könnte ich friedlich verwelken“ – dann hast Du einen schönen Urlaub und vielleicht sogar einen Hauch von Utopie erwischt.

Außerdem kostet die Halbe Bier hier 50 Cent weniger als in Hamburch.

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