Beiträge vom Februar, 2015

Six seconds on the silver screen

Mittwoch, 4. Februar 2015 23:35

Sofern Sie in Hamburg leben, könnte es sein, daß Ihnen dieser Tage ein Plakat begegnet, auf dem neben mehreren anderen Männern und Frauen Kay Sokolowsky – wenngleich künstlerisch verfremdet – zu erkennen ist. Das Transparent stammt von Campact und soll die Insassen der Hansestadt anregen, vor der Bürgerschaftswahl am 15. Februar über TTIP und CETA nachzudenken; weitere Informationen (und das Poster) finden Sie im Blog des Campact-Teams.

Wie Sokolowsky auf den Anschlag kam, ist schnell erzählt. Vor mehreren Wochen bat Campact per Rund-E-Mail um prägnante Slogans wider die geplanten Abkommen. Wer wolle, möge ein Digitalphoto beilegen, es sei Größeres geplant. Sokolowsky hatte die Sache schon wieder vergessen, als ihm mitgeteilt wurde, er sei erstens für das Plakat ausgewählt worden und zweitens eingeladen, seinen Spruch in einem Kinospot aufzusagen.

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Abteilung: Kaputtalismus, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (0) | Autor:

Le sonnet des souvenirs d’été*

Dienstag, 3. Februar 2015 23:35

Souvenirs_d_ete_01_(c)_Kay_Sokolowsky
Von Wintertages Grauen selbst entfärbt,

so fern den warmen Stunden, kurzen Nächten,
Bewölkung im Gemüt und eingekerbt
im Herzen eine Sorge, diese schlechten

und bleichen Wochen blieben immer hier,
steh ich gebeugt, die Augen ohne Leben.
Doch dann erscheinst du Pappenschüssel mir,
gefüllt mit deinen Wundern und Geweben,

mit vollem Korn und Sommers Sonnenstaub,
mit Grüßen der Vergangenheit, die lohnen
für langes Harren in der Dunkelheit. Das Laub,
so blau wie einst, die Fliegenpharaonen,

die zarten Flügel einer reichen Zeit
erinnern mich an weiche Heiterkeit.


* Beim Putzen der Küchenfensterbank unter einer Sammlung ausrangierter Akkus entdeckt.

Abteilung: Bored beyond belief, Lieder ohne Werte, Selbstbespiegelung, Unerhört nichtig | Kommentare (0) | Autor:

Ich weiß, wassu

Montag, 2. Februar 2015 23:25

Schlimmer-Himmel_(c)_Kay_Sokolowsky

Himmel überm Schwarzen Weg (Symbolbild)

Zweieinhalb Stunden vor Mitternacht; mir gegenüber im Bus, gleich hinterm Fahrer, blökt er pausenlos in sein Telephon: Ein Halbstarker („kaukasischer Typ“, wie es in einem nordamerikanischen Polizeibericht hieße), den Mützenschirm tief im Nacken, mit einem Wortschatz von summa 120_Einzelstücken und einer gewissen Vorliebe für Synaloiphen und weiche Konsonanten – ich werde gleich versuchen, den Sound nachzumachen.

Die jegliche Privatheit verachtende Lautstärke seiner Smartphone-Durchsagen geht mir zunächst so auf die Nerven, daß ich den Inhalt ignoriere. Außerdem ärgert mich, daß der Buspilot, den das Gebölk mindestens so penetrant wie mich heimsucht, nichts unternimmt.

Ich bin knapp davor, den Schreihals zu stopfen, als ich begreife, warum der Chauffeur sich zurückhält – ihn bannt die Geschichte, die er zu hören bekommt und die dank schierer Schallkraft sich nun auch in meine Synapsen bohrt.

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Abteilung: Bored beyond belief, Moving Movies, Unerhört nichtig | Kommentare (0) | Autor:

Abendländische Tradition en détail

Sonntag, 1. Februar 2015 23:40

Richtplatz_Luzern_Detail_01_(c)_Wikimedia_commons

Christliche Nächstenliebe in der Praxis (aus der Luzerner Chronik von Diebold Schilling)


Am Wochenende habe ich viel in Wilhelm Zimmermanns monumentaler Geschichte des großen Bauernkrieges* gelesen, um mich daran zu erinnern, woraus sie bestehen, die Tradition, die Werte, der Geist, kurz: die Kultur des Abendlandes, welche so viele, und nicht nur Pegidazis, so gern beschwören. Ich weiß jetzt wieder genauer, warum sie sich völlig zu Recht als deren Erben fühlen:

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Abteilung: Man schreit deutsh | Kommentare (1) | Autor: