Beiträge vom Oktober, 2015

Elegie vom letzten Apfel

Samstag, 31. Oktober 2015 19:52

Letzter_Berlepsch_01_(c)_Kay_Sokolowsky


Voller Laub noch, doch fruchtlos glaubt‘ ich die Äste,
Die den welkenden Garten, das Gras zart beschatten.
Wochen erst ist es her, da die Erde bedeckt war,
Wespen und Schnecken zur Freude, mit Fallobst.

Weiterschmachten

Abteilung: Lieder ohne Werte | Kommentare (3) | Autor:

Zwei Stimmen der Vernunft

Donnerstag, 29. Oktober 2015 22:32

Daß ich mal Sympathie für einen Papst empfinden würde, hätte ich bis gestern ausgeschlossen. Aber Jorge Mario Bergoglio, Künstlername Franziskus, wärmt mein Herz, seit er das hier gesagt hat:

Haaretz_Franziskus_29-10-15

Haaretz.com, 29.10.2015

Auch der Welt berühmteste Romanautorin Joanne K. Rowling zählt nicht zu den Leuten, für die ich viel übrig hatte, bis vorgestern. Der Abschlußband ihrer sowieso schwer überschätzten Harry Potter-Serie ärgerte mich geradezu mit seinem unablässigen Geschwafel und Gebrabbel und Gequassel. Doch alles verziehen, denn:

Haaretz_Rowling_29-10-15

Haaretz.com, 27.10.2015

(Warum diese durchaus erheblichen Meldungen in deutschen Online-Medien nirgends zu finden sind – jedenfalls nicht mit Google –, möchte ich hier nicht erläutern, weil dies mir und Ihnen sofort die Freude über zwei ziemlich überraschende Geschichten verderben würde.)

Abteilung: Aufgelesen, Gute Nachrichten | Kommentare (2) | Autor:

Narrenhände beschmieren Straß’ und Wände

Donnerstag, 29. Oktober 2015 13:08

Ein Gastbeitrag von Eberhard Kehrer


Graffito_Teaser_(c)_Eberhard_KehrerIch traf Dich in der Straßenbahn –
Wahn kommst du an, Wahn oh Wahn?“

Kurt Schwitters


Bei meinen Streifzügen durch Hamburg begegnen mir immer wieder Skurrilitäten, und ich halte sie gern mit der Kamera fest. Unlängst habe ich Kay Sokolowsky ein paar Fotomotive überlassen, in der Hoffnung, er würde sich ein paar schöne Geschichten dazu ausdenken und sie in sein wunderbares Blog einbauen.

Aber Herr S. spielte gekonnt den Ball zurück und forderte mich icebucketchallengemäßig auf, das mühsame Schreibgeschäft doch selbst
zu besorgen. Das hatte ich nun davon! Es half kein Jammern und kein Prokrastinieren, der unbarmherzige Blogger ließ mir keine Ruhe, und so …

Doch leset selbst, geschätzte Freunde des (siehe Motto) Straßenwahns!

… und zwar hier

Abteilung: Stadtstreicherei | Kommentare (0) | Autor:

„Abfall“ im Abo

Dienstag, 27. Oktober 2015 23:00

Auf Anregung des geschätzten Lesers Arno Matthias habe ich etwas unfaßbar Innovatives etabliert: Ab sofort können Sie sich per E-Mail über neue Postings im „Abfall“ informieren lassen. Die Anmeldung zum Newsletter ist so einfach wie möglich gehalten; zur Abmeldung genügt eine formlose E-Mail.

Sollte Ihnen die Abonnierung partout nicht gelingen, schreiben Sie bitte an den Administrator dieser Website (der mir verblüffend ähnelt):

———admin[at]kaysokolowsky[dot]de

Die Daten, die Sie zur Registrierung angeben müssen, werden selbstverständlich nicht an Dritte weitergegeben, jedenfalls nicht von mir. Großadministratorenehrenwort!

 

Abteilung: Inside "Abfall" | Kommentare (1) | Autor:

Der schreckliche Iwan (18): Ein Riesenfall

Dienstag, 27. Oktober 2015 0:08

Putin_Gazprom_(c)_Kay_Sokolowsky

Putin nagt an den Resten seiner Macht (Symbolphoto)

Benjamin Bidder, Rußland-Korrespondent von Spiegel online, hat es nicht leicht. Seitianderthalb Jahren versucht er, den kryptofaschistischen Putsch in der Ukraine schönzureden und simultan das Ende der Regentschaft Wladimir Putins zu beschwören. Beides gelingt ihm partout nicht. Denn inzwischen glauben nur mehr Vollidioten sowie Marieluise Beck, die Ukraine sei heute demokratischer als vor dem Euro-Maidan und eine nazifreie Zone (bis auf den Donbass). Und der Weltfeind Putin? Sitzt fester auf seinem Thron denn je.

Doch Bidder, mit 34 Jahren noch voller Saft, wenn schon nicht Klugheit, bleibt unbeirrt. Was bislang mißriet, könnte eines Tages vielleicht doch Erfolg haben: steter Tropf usw. Deshalb verbreitet er heute in seinem Premiummedium folgende Geschichte:

Russischer Konzern Gazprom: Niedergang eines Giganten

Nanu? Ist Putins Leibfirma pleite? Oder wenigstens kurz davor? Das wäre in der Tat eine Sensation, zudem weltexklusiv vermeldet von Bidder und Spon. Im Vorspann geht es derart weiter:

Gazprom wollte seinen Marktwert als erster Konzern auf mehr als eine Billion Dollar steigern. Stattdessen bricht die Förderung ein, und es mehren sich Forderungen, den Gasriesen zu zerschlagen.

Das klingt schon etwas weniger sensationell und mehr wie eine raffinierte Anspielung auf Gazprom-Buddy G. Schröders „Fördern und Fordern“. Hm. Und darunter, in Bidders Text, weht leider bloß noch heiße Luft (auch ein Gas). Denn es bricht, wie der Korrespondent selber ausführt, bei Gazprom keineswegs „die Förderung“, sondern der Absatz ein.

Weiterlesen

Abteilung: Der schreckliche Iwan, Qualitätsjournalismus | Kommentare (3) | Autor:

Deutschland schießt sich ab

Montag, 26. Oktober 2015 9:00

Bei den Hogesazis hatte man gestern in Köln zwar die große Fresse gepachtet, wie Spiegel online berichtet:

„Wir sind wieder da! Wir sind die Macht“, brüllt Dominik Roeseler in sein Mikrofon. Roeseler hat die Kundgebung angemeldet.

Zum Ärger dieses Führers taten seine Schweißfußtruppen sich jedoch mit einer urdeutschen Sekundärtugend, Disziplin, sehr schwer:

Dann passiert erst einmal nichts. Es fehlen Ordner. 50 muß der Veranstalter stellen. Dominik Roeseler bittet Teilnehmer um Hilfe. „Idealerweise seid ihr nicht vorbestraft und idealerweise seid ihr nicht alkoholisiert.“ Es dauert 90 Minuten, bis Roeseler die Ordner beisammen hat.

Also bitte – Hogesazis! Wenn ihr es mit eurer Verehrung für Wehrmacht und Waffen-SS wirklich ernst meint, solltet ihr Versager euch jetzt „idealerweise“ vor die eigenen Exekutionskommandos stellen. (Aber keine Angst: Die Kameraden sind vermutlich zu besoffen, um irgendwas zu treffen.)

Abteilung: Man schreit deutsh | Kommentare (0) | Autor:

Schreck in der Abendstunde

Sonntag, 25. Oktober 2015 10:00

Rotzkopf-Querschnitt

Schnupfschädel, Innenansicht

Wenn die Nase läuft wie ein kaputter Wasserhahn und auch aus der Lunge Dinge bröckeln, für die es keine schönen Namen gibt, fallen einem die seltsamsten Beschäftigungen ein, um sich vom Selbstmitleid abzulenken. Fernsehen zum Beispiel. Oder in die Glotze gucken. Oder zappen.

Irgendwann hilft auch das nicht mehr, und man versucht es mit richtig exotischen Zerstreuungen. Also Büchern. Und weil in jedem gut sortierten Haushalt mindestens fünfzig Stück davon stehen, in die der Bewohner seit einem flüchtigen Durchblättern vorm Erwerb keinen Blick mehr geworfen hat, schlägt nun die Stunde fürs zweite Blättern. Es sollten freilich Illustrationen darin sein, so viele wie möglich.

Deshalb zog ich gestern abend aus den anderthalb Regalmetern mit Coffeetable-Books den Atlas der Weltgeschichte; ein Riesentrumm, das allein durch sein Gewicht (ca. sechs Pfund) beeindruckt. Das war eine gute Entscheidung; doch nicht, weil ich beim Umschlagen der dicken Foliantenseiten irgendwas dazugelernt hätte. Mit geschätzt 0,1 Liter Schnodderdrainage pro Stunde ist ein Mensch überhaupt nicht fähig, was zu lernen, und er will das auch nicht. Er möchte, siehe oben, sich bloß vom Jammergelappe abbringen. Und, meine Güte!, als ich mich durch die Doppelseite 122-23 (Überschrift: „Die Invasion der Heiden“) buchstabierte, gelang dies mit Nachdruck. Da steht nämlich im letzten Absatz:

Mit seinem Sieg über die Magyaren in der Schlacht auf dem Lechfeld (995 n. Chr.) stärkte der ostfränkische König Otto der Große die Position Deutschland in einem zersplitterten Europa, so daß es sich zur führenden Macht über

(Obacht, jetzt kommt‘s:)

fast 300 Jahrhunderte entwickeln konnte.

Deutschland der Hegemon Europas bis ins Jahr 31000? Vor Schreck über solche Aussichten vergaß ich fünf Minuten lang, mir die Nase zu putzen. Und machte vorsichtshalber das „Fänsän“ (F. W. Bernstein) wieder an.

Es würde mich übrigens gar nicht wundern, sollte dieser Atlas das Hauptnachschlagewerk des Toppolitologen Herfried Münkler sein.

Illustration: „Diagnostik der inneren Krankheiten auf Grund der heutigen Untersuchungsmethoden – ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende (1901)_(14571073778)“ / By Internet Archive Book Images [No restrictions],
via Wikimedia Commons

Abteilung: Aufgelesen, Bored beyond belief, Man schreit deutsh | Kommentare (1) | Autor:

Frau Doktor bevorzugt Private

Samstag, 24. Oktober 2015 9:00

Nun verstehe ich, warum die Krankenkassenbeiträge im kommenden Jahr erhöht werden:

Immobiliendoktorin_Elbe-Wochenblatt_21-10-15

Abteilung: Aufgelesen, Die beste aller Welten, Kaputtalismus | Kommentare (0) | Autor: