Beiträge vom Juli, 2016

Geräuschkodex für den See

Sonntag, 31. Juli 2016 0:36

Der_Gesetzgeber_(c)_Martina_Sokolowsky


Was verboten gehört:

  • Motorboote

  • Männer, die Motorboote besitzen

  • Männer, die Männer bewundern, die Motorboote besitzen

  • Musik aus elektronischen Geräten

  • Menschen, die Musik aus elektronischen Geräten hören

  • Menschen, die sich an Musik aus elektronischen Geräten nicht stören

  • Bauarbeiten mit Lärmentwicklung (besonders an sonnigen Tagen)

  • Gartenarbeiten mit Lärmentwicklung (besonders an sonnigen Tagen)

  • Bau- und Gartenarbeiten mit Lärmentwicklung sowie Musikbegleitung aus elektronischen Geräten (besonders an sonnigen Tagen)

  • Und natürlich das Sirren der Stechmücken

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Abteilung: Selbstbespiegelung, Sommerfrische | Kommentare (6) | Autor:

53 Jahre in 24 Reimen

Freitag, 29. Juli 2016 23:38

53-Jahre_01_(c)_Kay_Sokolowsky

I
Hab ich genug hinabgespült,
bescheiß ich mich recht fleißig.
Ich bin so alt, wie man sich fühlt,
und trinke wie mit Dreißig.

II
Ich bin jetzt in den besten Jahren.
So heißt das unter alten Männern,
die nicht mehr sind, was sie mal waren.
Vergeßlichkeit macht sie zu Kennern.

III
Ihr nennt es Alter. Ich nenn‘s Reife
und finde noch ganz andre Namen.
Was ich freilich nicht begreife:
Wer pflückt die Frucht? Wer pflanzt den Samen?

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Abteilung: Lieder ohne Werte, Selbstbespiegelung | Kommentare (5) | Autor:

Snail‘s wale

Dienstag, 19. Juli 2016 22:33

Schnecken-Aufmacher_(c)_Kay_SokolowskyEs gibt Themen, zu denen jeder eine Meinung hat und bei Gelegenheit ausführlich äußert – Fußball z. B., Wetter oder Vegetarismus. Auf meine Toplist der Smalltalk-Topics kann ich mittlerweile einen weiteren Punkt setzen: Nacktschnecken. Über bzw. gegen diesen fleischgewordenen Ekel, diesen Rotz mit Fühlern, diesen Fluch des Botanikers kann offenbar alle Welt was erzählen. Das zeigen die Kommentare, die ich auf meinen Regenbogen-Hymnus vom 12. Juli erhielt.

In dem Posting schimpfte ich beiläufig auf die „Spottgeburten aus Matsch und Scheiße“, die im Schlammsommer 2016 geradezu aus dem Boden quellen und alles attackieren, was wir Sokolowskys mühsam aus Saatgut und Zwiebel päppelten: Gurke, Paprika und Kürbis, Rauke, Kartoffel und Bohne, Dahlie, Rose und, bestimmt nicht zuletzt, Erdbeere. Nur das Zeug, das die meiste Arbeit macht bei der Gärtnerei, also den Farn, das Moos, den Löwenzahn, die Brennesseln – das rühren die Mistviecher natürlich nicht an.

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Abteilung: Bored beyond belief, Parzelle 73, Unerhört nichtig | Kommentare (8) | Autor:

Somewhere under the rainbow

Dienstag, 12. Juli 2016 23:59

Für meine Otterin

In diesem Sommer, der seinen Namen nicht verdient, jedenfalls nicht hier oben auf 10° Länge/53° Breite –, in diesem elend verregneten, matschigen, farbarmen Sommer, der nur Fäulnis und Moder verbreitet und allein den Nacktschnecken, diesen Spottgeburten aus Matsch und Scheiße, behagt –, in diesem Sommer also gab es bisher nichts, was mir ein Gefühl von Sommerfrische eingab.

Doch heute abend, gegen 20 Uhr, bei der Jagd auf Pulmonata im Kleingarten, erschien dies hier am östlichen Himmel in makelloser Schönheit, und wie zum Trost für die vielen Tage ohne Sommers Glanz und Pracht sogar gleich zweifach (und natürlich hatte ich wieder bloß mein Smartphone und keine ordentliche Kamera dabei, doch die Erscheinung war majestätisch genug sogar für mindere Technik):

Regenbogen_12-07-16_(c)_Kay_Sokolowsky

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Abteilung: Ironie off, Parzelle 73, Selbstbespiegelung, Sommerfrische | Kommentare (11) | Autor:

Deutsche Leibkultur (3): Nachtisch

Sonntag, 10. Juli 2016 18:09

Deutschland_auf_dem_Grabbeltisch_(c)_Kay_Sokolowsky


Wer das Gewinnen, nein, Siegen so gewohnt ist, daß er bei Fußballturnieren am liebsten „Ssieg!“ schreit (mit einem gepaukten „Rumms-rumms-rummspapapa-rumms“ vorweg), dem fällt das Verlieren verständlicherweise nicht so leicht wie, sagen wir mal, den Anderen, also allen, die nicht wir Deutsche und deshalb allesamt geborene Verlierer sind. „Ssieg!“ ist dem Deutschen in den Charakter gestempelt wie der Geschmack, von dem hier neulich die Rede war, oder das Seelische, um das es vor knapp einer Woche hier
ging.

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Abteilung: Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Schwammintelligenz | Kommentare (5) | Autor:

Am Tag danach

Freitag, 8. Juli 2016 0:12

Wasserball_(c)_Kay_Sokolowsky


Zersprungen jede Hoffnung,

zertreten alle Träume und zerstört,
zerschmettert und zermahlen und zermalmt.

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Abteilung: Bored beyond belief, Lieder ohne Werte, Man schreit deutsh | Kommentare (0) | Autor:

Deutsche Leibkultur (2): Fladen der Freiheit

Donnerstag, 7. Juli 2016 19:36

Pizza-Freiheit_Aufmacher

Vorgestern wurde hier geklärt, warum heute abend in Marseille die Deutschen gegen die Französlinge gar nicht unterliegen können (Seele!) bzw. wer schuld sein wird, sollte das Undenkbare Wirklichkeit werden (Rizzoli!). Vor dem „vorweg genommenen Finale“ (zit. n. so gut wie allen Qualitätsmedien) wollen wir uns schnell (na ja) um zwei der ragenden, wo nicht gar ragendsten Merkmale deutschen Wesens kümmern, die Toleranz und die Genußfreude.

Allein Spiel-, Spaß- und (es gibt kein anderes Wort dafür:) Volksverderber bestreiten, was seit dem Märchen vom Sommer 2006 die ganze Welt weiß, auch wenn sie‘s vielleicht nicht kapiert hat: Die größten Sportsfreunde aller Zeiten sind zwischen Rhein und Oder daheim. Ihrer reinen Liebe zu Fairness und/oder „Respect“ (UEFA) kommt allenfalls ihr guter Geschmack gleich (dazu Näheres unten).

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Abteilung: Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Schwammintelligenz | Kommentare (4) | Autor:

Deutsche Leibkultur (1): Soul foot

Montag, 4. Juli 2016 23:38

Aufmacher_Leibkultur_(c)_Netto-Prospekt_EM-2012

Die kyffhäuserhohe Überlegenheit deutschen Wesens über alles, was kein deutsches Wesen, also: Unwesen ist, manifestiert sich nicht nur in Weltkriegen. Sondern auch bei Fußball-Europameisterschaften – wie etwa, extraschön, Michael Rosentritt für den Tagesspiegel
notierte:

(Vielleicht) ist es genau das, was den Deutschen auf dem Weg zum Titel noch gefehlt hat. Ein Niederringen Italiens! […] Sicher, der Sieg im Elfmeterschießen von Bordeaux nach intensiven 120 Minuten wird den Spielern von Joachim Löw in den Knochen stecken. Aber, und das ist das Feine daran, er wird eben auch in den Köpfen stecken. Eben Spuren hinterlassen, in Leib und Seele. Das stärkt, das läßt Spieler ausreifen, das lebt fort. Was soll jetzt noch kommen?

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Abteilung: Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Schwammintelligenz | Kommentare (2) | Autor: