Zwei Reden und die Welt dazwischen
Montag, 24. Oktober 2016 2:43
Für so was gibt‘s den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 25.000 Taler:
Auch als ich längst eine eigene Wohnung hatte, behielt ich dieses Ritual bei: Ich betrachtete den Friedenspreis vom Fußboden aus. Irgendwie schien das auch angemessen zu sein. Seit der Preisverleihung an David Grossman saß ich dort, wo Sie jetzt sitzen.
Und für so was gibt‘s bestenfalls eine Aufwandsentschädigung:
Durch meinen Roman Ich hasse dieses Internet zieht sich unter anderem der Gedanke, daß es doch seltsam ist, wenn Menschen mit Hilfe von Twitter und Facebook andere dazu bringen, sich beschissen zu fühlen, indem sie sich in diesen sozialen Netzwerken zu Moralpredigten aufschwingen. Vom Tippen über das Versenden, Speichern und Zustellen bis zum Lesen geschieht das auf Geräten, die unter unmenschlichen Bedingungen und zu katastrophalen Löhnen gebaut wurden. Die Leute, die sich hier in Rechtschaffenheit hüllen, beteiligen sich an einem weit größeren und weit schädlicheren Übel als die Menschen, die sie anprangern.
Mit so was darf man sich vor den Bundespfaffen stellen und den Mund artig aufmachen:
Abteilung: Kaputtalismus, Litterarische Lustbarkeiten, Qualitätsjournalismus | Kommentare (6) | Autor: Kay Sokolowsky