Beiträge vom Februar, 2020

Twitterwitz (1): À la lanterne!

Freitag, 28. Februar 2020 21:21

Die „asozialen Netzwerke“ (H. L. Gremliza) rauben Nerven und Zeit. Gelegentlich jedoch schenken sie Erkenntnis und Freude. In dieser neuen „Abfall“-Rubrik will sich der Blogger bei den Nestbeschmutzern bedanken, die seiner täglichen Twitter-Vogelschau einen Sinn verleihen und ihm ein bißchen Glauben ans Menschengeschlecht zurückgeben.
Der „Abfall“-Admin


Sie kochten ihre Larvenschminke
aus unserm Blut und unserm Schweiß.
Sie traten uns vor Bauch und Steiß,
und wir gehorchten ihrem Winke.
Sie fühlten sich unendlich wohl,
sie schreckte kein Gewitter. […]
Wir haben nur die Faust erhoben,
da ist der ganze Spuk zerstoben.

Erich Mühsam: Rebellenlied (1918)


Als braves Kind meiner Klasse hege ich nichts als Verachtung für die Aristokratie. Es ist unmöglich, eine humane, egalitäre Gesellschaft aufzubauen, so lange das adelige Gschwörl nicht um seine durch Mord, Raub und Betrug zusammengerafften Schätze erleichtert wird. Der feudale Titel sollte in einem wahrhaft freien Gemeinwesen ein Schandfleck sein und alle, die ihn als Distinktionsmerkmal tragen, hätten als personae non gratae zu gelten.

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Abteilung: Aufgelesen, Schwammintelligenz, Twitterwitz | Kommentare (7) | Autor:

Schnipsel: Die Humburg-Wahl

Mittwoch, 26. Februar 2020 19:51

Die Frage heißt: Soll ich überhaupt wählen oder tue ich besser, zu Hause zu bleiben?
Überlege jeder, daß er mit jedem Schritte, den er zum Wahllokal lenkt, sich öffentlich
zur Erhaltung des kapitalistischen Staatssystems bekennt.
Erich Mühsam: Der Humbug der Wahlen (1912)

Ich blieb nicht zu Hause (obwohl es Hunde und Katzen regnete), und ich bekannte mich (obschon ich nicht als Stütze des kapitalistischen Staatssystems bekannt bin). Hernach mußte ich, wie immer, Erich Mühsam recht geben und ging, wie immer, mit Kopfweh von all den Dummheiten, Phrasen, Lügen, die stundenlang aus dem TV-Gerät in meine Ohren tropften, zu Bett. Und ich werde beim nächsten Mal, wie immer, den Humbug wieder mitmachen.

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Abteilung: Kaputtalismus, Schnipsel | Kommentare (5) | Autor:

He’s here, there, everywhere: Ror Wolf

Freitag, 21. Februar 2020 23:32


Was ich vom bourgeoisen Preßwesen halte, habe ich oft genug gesagt, ich will es heute nicht wiederholen. Es war jedenfalls keine Überraschung für mich, daß viele Artikel zum Tod Ror Wolfs lieb- und kenntnislose Pflichtübungen waren, aus Textbausteinen zusammengehauener Wortmüll, luschig redigiert und fehlerhaft wie das Gewerbe an sich.

Zum Glück hatte die Regel auch Ausnahmen – etwa Helmut Böttigers berührenden Abgesang im Deutschlandfunk. So etwas hilft, das gedankenarme Geräusch anderswo sogleich wieder zu vergessen, diesen Schwallqualm, der einem die dunklen Stunden sonst noch mehr verfinsterte.

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Abteilung: Per sempre addio, Sokolowsky anderswo | Kommentare (3) | Autor:

He‘s gone: Ror Wolf

Montag, 17. Februar 2020 23:55


Soeben erreicht mich die Nachricht, daß der größte
und begabteste Sohn, den unsere Mutter Sprache seit Arno Schmidt hatte, verstorben ist.

Mein Idol, mein Meister, mein Freund: Ror Wolf.

„Hier schweige ich, es fehlen mir die Worte.“ – „Ich trinke alles, was da ist.“

(Überhaupt kann nur Musik, eine bestimmte Musik, ausdrücken, was nicht zu sagen ist. Hören Sie deshalb, bitte, mit mir, was Ror Wolf das Liebste und Schönste war im Kosmos der Töne: Bix Beiderbeckes Solo in „I‘m Coming Virginia“.)


Photo: Privatbesitz Ror Wolf

Abteilung: Per sempre addio, Zeuge der Geschichte | Kommentare (6) | Autor:

Zeuge der Geschichte (18)

Donnerstag, 6. Februar 2020 19:54


Als ich vom Tod des großen Künstlers Kirk Douglas las, verlor ich meinen Glauben ans ewige Leben, doch den an die Unsterblichkeit nicht.

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Abteilung: Moving Movies, Zeuge der Geschichte | Kommentare (6) | Autor: