Beiträge vom Dezember, 2021

Janusgaben (1)

Freitag, 31. Dezember 2021 0:01

Ich mag das vergehende Jahr in meinem Blog nicht mit der elenden Seuche beenden, und ich möchte das neue nicht mit dem Alpdruck unserer Zeit beginnen. Lieber zeige ich Ihnen und mir zwei Geschenke an den alten Gott Janus, die ich mit der Bitte um Gnade auf seinen Altar lege. Es handelt sich um zwei Texte, die ich zum Besten zähle, was ich jemals schrieb. Heute, passend zum Datum, ein Nachruf, den ich selbst nicht wiederlesen kann, ohne daß mir die Augen schwimmen. Morgen ein kurzer literarischer Essay, der exakt so makellos, tiefgründig und erhellend ist, wie ich es mir für jeden meiner Essays – meistens vergeblich – wünsche. Ich hoffe, daß der Gott und zumal Sie Gefallen daran finden.
Und ich hoffe noch mehr, daß bald (bald!) wieder eine Zeit sein möge, in der ich mein Talent ausschließlich solchen Themen widmen kann, statt es in der Protokollierung des waltenden Wahnsinns zu erschöpfen. KS


Augenblicke

Man sieht Filme, und manchmal werfen sie einen Blick zurück.

Manchmal ist da ein Bild, das einen verfolgt bis in Träume hinein. Manchmal bleibt die Welt einfach stehen vor der Kamera, und die Welt wird zu Film, und danach bewegt sich die Welt anders als vorher, und das liegt daran, daß ein außergewöhnlicher Schauspieler mit einem raren Regisseur zusammentraf. Und manchmal ist da noch mehr, und das heißt Genie, und ein Bann liegt auf bestimmten Bildern, der sich nie wieder löst.

Weiterlesen

Abteilung: Director's Cut, Moving Movies | Kommentare (1) | Autor:

Signs O‘The Times (2)

Montag, 27. Dezember 2021 22:38


Darf ich Sie etwas fragen? Wie lange dienen Sie schon bei der Feuerwehr?“
„Seit ich zwanzig wurde, vor zehn Jahren.“
„Lesen Sie jemals welche von den Büchern, die Sie verbrennen?“
Er lachte. „Das ist doch verboten!“
„Ach so, ja.“
„Es ist ein schöner Beruf. ‚Montag brenne Millay, Mittwoch Melville, Freitag Faulkner,
brenne sie zu Asche, dann verbrenne noch die Asche.‘ Das ist unser Wahlspruch.“
Sie schritten weiter, und das Mädchen fragte: „Ist es wahr,
daß die Feuerwehr einst Brände bekämpfte, statt sie zu entfachen?“
„Nein. Die Häuser waren schon immer feuerfest, verlaß dich drauf.“
Ray Bradbury: „Fahrenheit 451

Ein, nein: der Vorwurf, den ich mir seit knapp anderthalb Jahren anhören muß – das heißt, seit ich zum ersten Mal appellierte, wenigstens die Kinder von Voodoo-„Maßnahmen“ zu verschonen –, lautet: „Sokolowsky, Sie sind abgedreht.“

Weiterlesen

Abteilung: Man schreit deutsh, SARS-CoV-2 | Kommentare (13) | Autor:

Signs O‘The Times (1)

Montag, 20. Dezember 2021 22:23



Ich bin der Verkünder des Gesetzes“, erklärte die graue Gestalt.
„Hierher kommen alle, die neu sind, um das Gesetz zu lernen. Ich sitze
i
n der Dunkelheit und verkünde das Gesetz.“
Genauso ist es“, sagte eine der Bestien am Eingang.Übel sind
die Strafen für
jene, die das Gesetz brechen. Keins entkommt.“
„Keins entkommt“, sagte
n die Tierleute, einander verstohlen anblickend.
Keins, keins“, rief der Affenmensch. „Keins entkommt. Siehe!
Ich
tat einst etwas Geringfügiges, etwas Unrechtes.
Ich schnatterte, schnatterte, sprach nicht mehr.
Niemand konnte
verstehen. Ich bin verbrannt,
hab‘ ein
Brandzeichen auf der Hand. Er ist groß, er ist gut!“
„Keins entkommt“, sagte das graue Wesen
in der Nische.
„Keins entkommt“, wiederholte
n die Tierleute und beäugten sich
gegenseitig voller Mißtrauen.

Herbert George Wells: „Die Insel des Dr. Moreau

In schwachen Stunden stelle ich mir schon die Frage, ob ich mit meiner Ablehnung der „Maßnahmen“ nicht weit danebenliege und ob es fair ist, als „Voodoo-Politik“ zu verhöhnen, was doch, wie man mir unablässig predigt, die „Mehrheit der Wissenschaft“ fordere.

Weiterlesen

Abteilung: Man schreit deutsh, SARS-CoV-2 | Kommentare (13) | Autor:

Wenn all dies vorbei ist

Samstag, 11. Dezember 2021 18:00

In grauer Vorzeit, als der Begriff „soziales Netzwerk“ noch nicht von Facebook, Twitter, Instagram, Tiktok usw. usurpiert und verdreckt wurde, stand für eine wahrhaft freie soziale Vernetzung vor allem die „Blogosphäre“. Autoren, die unzensiert, in eigener Regie, unbelastet von „Likes“ und dubiosen Algorithmen Weblogs publizierten, verwiesen auf andere Autoren, die ebenfalls ihr eigenes Ding drehten, formten Allianzen auf Zeit, waren Sender und Empfänger zugleich. Es gab keine Einmischung durch anonyme Bots, und der illiterate Mob, der sich heute bei Facebook, Twitter, Instagram, Tiktok usw. auskotzt, blieb vor der Tür, weil die Schwelle zu einem selbstverwalteten Blog den meisten Mobstern ebenso zu hoch ist wie eine ordentliche Grammatik oder ein genuiner Gedanke.

Weiterlesen

Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, SARS-CoV-2, Sokolowsky anderswo | Kommentare (3) | Autor:

No comment?

Freitag, 3. Dezember 2021 23:34

Vor gut einem Jahr schaltete ich die Kommentarfunktion in meinem Weblog ab. Ich hatte dafür gute Gründe und ich fühlte mich anschließend wie um einen Mühlstein erleichtert. Seit meinem ersten „Abfall“-Posting am 6. Juni 2012 hatte ich den Ehrgeiz, daß mein Blog eine arschlochfreie Zone sein soll. Aber wie‘s so geht im Leben, ging es nicht gut aus, denn irgendwann kaperten einige Figuren von ebenso miesem Charakter wie megalomanem Geltungsdrang die Kommentarspalte und klebten sich hinein wie die Kletten. Mit ihrem von jeder Rücksicht auf Grammatik, Interpunktion, Semantik und Etikette freien Gemöhre kosteten sie mich mehr und mehr Nerven sowie Lektoratsaufwand und bereiteten mir schließlich einen Verdruß, der auch durch die vielen freundlichen, klugen, gesitteten Kommentare nicht mehr ausgeglichen wurde.

Die Aussicht, weiterhin mit bigotten Schlaumeiern und falschen Autonomen, die sich in meinem „Abfall“ breitmachten, Zeit zu vergeuden, Zeit, von der ein Mann Ende 50 so viel nicht mehr übrig hat –: Diese Aussicht war mir zu trüb in ohnehin düsteren Tagen.

Weiterlesen

Abteilung: Inside "Abfall", Selbstbespiegelung | Kommentare (6) | Autor: