Leert eure goldenen Becher zu Grund
Mittwoch, 29. Juni 2022 12:55
„Dunkel“, singt Mahlers „Lied von der Erde“, „ist das Leben“. Und wie dunkel zumal jetzt. Hätten nämlich das Schicksal und der Gott, den es nicht gibt, es gut mit ihm gemeint, wäre der einzigartige Dichter, Tonkünstler, Graphiker und Weltbetrachter Ror Wolf heute 90 Jahre alt geworden, und ich ließe es mir nicht nehmen, ihm – in welchem Rahmen auch immer – zu gratulieren.
—Wie arg dieser sehr große Mann, dieses Genie, diese Ausnahmeerscheinung der deutschsprachigen Literatur fehlt, wie sehr ich den Meister und Freund vermisse: Darüber schreibe ich im Juliheft von KONKRET ausführlich. Weit schöner und erheblicher freilich ist der Beitrag des Verlags Schöffling & Co. zum Wolf-Jubiläum.
—Die unterschiedlichen Folgen der Phantasie öffnet in das Herz und die Seele Ror Wolfs einen Blick, der mich bei der Lektüre immer wieder vor Schmerz und Glück seufzen ließ (auch darüber mehr in KONKRET). Ich hänge mich bestimmt nicht aus dem Fenster, wenn ich feststelle: Dies ist die bedeutendste literarische Entdeckung des Jahres, eine Sensation, eine Fundgrube, ein schieres Wunder an Selbstbeobachtung, Lebenserörterung und Sprachkunst.
Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Per sempre addio, Sokolowsky anderswo | Kommentare (1) | Autor: Kay Sokolowsky