Der schreckliche Iwan (3): Cosa nostra
Gregor Gysi wird nicht müde zu bemerken – etwa in seiner Antwort auf Kanzlerin Merkels gestrige Regierungserklärung –, daß Putin sich mit der Krim einfach mal dasselbe Unrecht genehmigt wie Ende der 90er die Nato mit dem Kosovo. Dem erwiderte der bislang eher zurechnungsfähig wirkende SPD-Fraktions-
chef Thomas Oppermann, er finde es „unerträglich“, würde der russische Völkerrechtsbruch auf der Krim durch Hinweise auf „tatsächliche oder angebliche Verstöße durch andere“ relativiert. Wahrscheinlich erträgt Oppermann dies nicht, weil er schwer erklären kann, warum er einst daran mitwirkte, daß Deutsche ohne UN-Mandat (aber mit einer gigantischen Propagandalüge namens „Hufeisenplan“) gegen Jugoslawien Krieg führten und anschließend dessen territoriale Einheit zerschlugen, während er heute dagegen ist, daß die Russen die Ukraine zerstückeln. Obwohl die dafür nicht mal Bomben abwerfen, sondern bloß Reisepässe.
—Unerträglich findet die Relativierung desgleichen ein Mann, den die EU und die USA bis heute keineswegs sanktionieren, den sie vielmehr hätscheln und protegieren, mag er auch einen Leumund besitzen, für den Al Capone sich geschämt hätte. Denn nicht mal dem Boß der Bosse wäre es eingefallen, seine Feinde auszuweiden, um ihre Organe zu verscherbeln. Hashim Thaçi also, nicht bloß laut der englischsprachigen Wikipedia ein gelernter Drogenschmuggler, Schutzgelderpresser und Mordauftragserteiler, seit 2007 freilich auch Premierminister der Republik Kosovo, hat sich gleichfalls dagegen verwahrt, die Sezession der Krim mit der seines Banditenstaats in Relation zu setzen:
Die Abspaltung der Krim von der Ukraine und die Unabhängigkeit des Kosovo seien „rechtlich, politisch oder historisch“ keinesfalls vergleichbar, zitiert ihn die kosovarische Zeitung Gazeta Tribuna.
Thomas Oppermann, Angela Merkel, ja, der gesamte vom Hunger nach Recht und Gerechtigkeit getriebene Westen dürfen sich wirklich was drauf einbilden, wer da mit ihnen einer Meinung ist. Es zuzugeben, könnte den meisten Anti-Putinisten freilich zu peinlich erscheinen. Es wird also einem Grünen-Politiker vorbehalten bleiben, sich nicht zu entblöden und Thaçi zu zitieren, um die lästigen Vergleiche der Vorgänge auf der Krim mit denen im Kosovo für „unhistorisch“ bzw. „verleumderisch“ zu erklären. Werner Schulz, übernehmen Sie!