Sommerfrische (7): Heim vs. Heimat
Die Verwüstungen, die aktuelle Architektur allerorten hinterläßt, fallen in den kleinen Städten schneller auf als in großen.
—Wo nicht so viel zum Kaputtmachen da ist, können die CAD–
Scheußlichkeiten das Weichbild der Gemeinde viel schneller und mit geradezu gemeinem Nachdruck prägen.
—Ich bin ut min ol‘ Hamburch ja Kummer gewohnt … Aber daß ein ehemals schmuckes Städtchen wie Preetz sich der Selbstverhäßlichung in den vergangenen Jahrzehnten mit solchem Ehrgeiz und ohne jede Not hingegeben hat –: füllt mein altes Herz mit frischem Schmerz. (Den Eingeborenen mit Verstand – hallo, Sabine und Ted! – geht‘s seit Jahren ähnlich.) Also merkt der Sommerfrischler hell auf, wenn sich mal einer fürs ästhetische Desaster verantwortlich zeigt.—
—Auf der Retour vom Selenter See, nachdem wir so was gesehen haben –
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– und später dies hier –
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– nachdem wir uns also 30 gemütlich geradelte Kilometer lang an der Holsteinischen Schweiz in ihrem Idealzustand erquickt haben, empfängt uns in der Preetzer Peripherie folgendes Schild:
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Und so baut er, der Norden:
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Auch noch angeben mit diesem Inferno aus falschem Klinker und echtem Klotz!
—Das erzählt mehr über den ewigen Krieg, den der von jedem Kunstsinn und Geschmack abgeschnittene Bourgeois gegen seinesgleichen führt, als hundert soziologische Erhebungen. Hat ein wenig was von dem hübschen Mädchen, das sich über den Arsch ein Geweih, auf die Schultern chinesische Schriftzeichen und durch die Unterlippe einen Pickel stechen läßt.
—Später, am Preetzer Kirchsee, kleidet der Sommerabend alles in Taft und Samt, mit hundert gedeckten Tönen von Margeritenmagenta bis Vergißmeinnichtviolett:
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Der idyllische Eindruck könnte auch daran liegen, daß „der Norden“ in der Nacht nichts baut. Sondern weitere Abscheulichkeiten ausheckt; sechs Mann hoch im wärmegedämmten Partykeller mit geothermischer Heizung und angesagtem buddhistischen Nippes in den Winkeln. Dazu reicht Frau Hasselh. biologisch angebauten Fußnägelaufrollchianti und Selbstaufgebackenes (aus der Mikrowelle, ohne Gluten).
Sonntag, 17. August 2014 12:58
Moin, Kay (und Martina, latürnich),
der idyllische Eindruck wird zweifelsohne noch dadurch verstärkt, daß, wie auf dem Foto überdeutlich wird, der Kirchsee ein stehendes Gewässer ist! (Beschluß der unteren Naturschutzbehörde auf Antrag der Stadt Preetz, die damit vor Jahren versuchte, mit den Landgewinnen der Kirchseeanliegergrundstücke durch Verpachtung Geld zu machen. Diese Landgewinne gehören nämlich bei stehenden Gewässern dem Besitzer des Gewässers – also der Stadt Preetz. Hat dann aber unglücklicherweise nicht geklappt, weil ein Anlieger/Rechtsanwalt dazwischen gepfuscht hat. Der alte Spielverderber)
Kleiner Gruß aus dem Schilda des Nordens.
Das Bundesland heißt ja auch Schilda-Holstein. – Schöne Grüße retour! KS
Montag, 15. September 2014 14:08
Da vergleicht Sokolowsky mit suggestiven Bildern Natur mit Kultur. Fairness ist zwar nicht des Bloggers Agenda, aber hier haut`s dem Klinker das Tragwerk weg!
Die globalisierungstauglichen quadratischen Ställe der Hasselhühner sind selbstverständlich eine Katastrophe, keine Frage.
Wie viel schöner hat der Bourgois doch einst gebaut, so vor etwa hundert Jahren.
Unendlich viel schöner baute dann nur noch der Sozialist. Gleiches für Gleiche:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialistische_Stadt
O je. Dieses Diskussionsniveau habe ich verlassen, als ich, glaube ich, Schuhgröße 35 und noch ganz viele Haare auf dem Kopf hatte – dieses „Ätsche-Bätsche-selber-doof!“
Was kümmert mich denn, wie der Nun-ja-Sozialist (der bloß ein Staatskapitalist war, aber so was wollen Sie vermutlich nicht wissen, obwohl Sie es nachlesen könnten, z. B. bei Robert Kurz) seine Untertanen beglücken wollte, heute, wo es einen Staatskapitalismus nirgendwo mehr gibt, außer in Nordkorea und vielleicht auf Kuba?
Mich interessieren die, denen die Welt gehört, und mich interessiert, was sie aus der Welt, die sie komplett unterworfen haben, machen. Darüber bzw. über das, was mir zu diesen akuten Zuständen einfällt, können wir gern debattieren.
Aber mir erzählen, die Alternative zu dem Scheißdreck, der sich im 21. Jahrhundert weithin entfaltet, bestehe allein in dem, was einst den Leninisten eingefallen ist, und an dieser Alternative hinge heimlich mein Herz, wenn ich die Buuschwah verteufel -? Ach nee.
Als nächstes erzählen Sie mir, ich solle nicht immer so auf die Deutschen schimpfen, wo ich doch selber einer bin. – Oh? Das haben Sie längst getan? – Stimmt, hier: http://www.kaysokolowsky.de/man-schreit-deutsh-10-um-pimmelswillen/#comments
Vielleicht können wir uns beim nächsten Mal wie Erwachsene unterhalten. Ich würd’s mir wünschen. Erwachsene, ob erzreaktionär oder progressiv, sollten jedenfalls nicht mehr „Ätsche-Bätsche“ sagen. Behaupte ich ganz suggestiv, wenngleich ohne Bilder.
Mittwoch, 17. September 2014 10:29
Es verneigt sich, Enschuldigungen ob seines niedrigen Diskussionsniveaus murmelnd, der selber-doofe kleinfüßige Kommentator, er bedankt sich ferner für den Kurz-Hinweis, gelobt Besserung und baldige Erwachsenen-Reife.
Aber jetzt, endlich, benenne Sokolowsky bitte für den Unwissenden die große Alternative, wie sieht der ganz linke progressive Gegenentwurf aus, dem der Konkret-Autor zuneigt? Wie soll es sein, wie kann es mit dem unvollkommenen und egoistischen Menschen umgesetzt werden, damit es richtig ist? Vielleicht hat der Ideologie-Admin einen Literaturhinweis für den pessimistischen Erzreaktionär, der in Jahrtausenden denkt?
Das große populäre Mißverständnis angesichts von Satire im weitesten Sinn (also auch von ironischen Feuilletons oder Polemik) besteht darin, daß ihr Urheber verpflichtet sei, die viele Kritik mit irgendwas Konstruktivem auszugleichen. Das muß der Urheber aber nicht. Er will ja bloß benennen, was so nicht sein sollte. Daraus ergibt sich immerhin: In der Gesellschaft, die sein sollte, findet so was nicht mehr statt. – Reicht das als Antwort? (Und diese Unterwürfigkeitsgesten möchte ich hier nicht noch mal haben. Dann lieber zurückbölken! Danke.) KS