Alle Jahre bieder (4)
Élégie du solstice*
Du, Geist der Weihnacht, feuchten blauen Auges
Den Blick gehoben hin zu einem Himmel,
Aus dem man dich gerissen hat, erniedrigt
Und aufgeblasen, schnödes Instrument
Von Krämergier und Abgeschmack, gezwungen,
Dich selbst zur Schau zu stellen,
Dich, grauer Vorzeit Jammerrest, gehöhlt
Bis unter deine Haut und aufgepumpt
Mit nichts als Dampf und angemalt
In Farben eines Fliegenpilzes:
Geist der Weihnacht, bloß ein Witz
Den Menschen, eine Peinlichkeit,
Nicht mehr, und ihren Kindern
Ein dummer Kumpel, gummiweich,
So taumelst du, mit Seilen angebunden,
Ein Knecht nicht nur dem Namen nach, die Füße
In Stiefel wie aus Amboßeisen eingeschnürt,
Kein Geist mehr, kaum ein Schatten, doch du spürst,
Wie ein Relikt von Widerstand und Würde
Vibriert in deinen Röhrenarmen, und die Fäuste
Sich heben wie zum Spalten alter Knochen,
Die Fesseln kleinzuhaun und dann ein letztes Mal,
Ein Geist der Weihnacht just für einen Augenblick,
Hinauf zum Himmel, dem versperrten, schweben,
Und sei es um den Preis des Stürzens,
Des Unfalls und des Platzens
Der falschen Haut und auch des Traums,
Den du nie mehr erfüllen wirst.
—
* Zu deutsch: „Sonnenwendelegie“ – aus sehr nichtigem Grund drei Tage ante datum hier zu lesen.