Archiv für die Abteilung 'Kaputtalismus'

Alles für die Tonne

Donnerstag, 23. September 2021 23:48


Ob und wen alle diejenigen wählen, die im Prinzip
mit der geltenden Staatsordnung einverstanden sind,
scheint mir sehr wenig belangvoll.
Jedes Parlament, ob seine Mehrheit links oder rechts
vom Präsidenten sitzt, ist seiner Natur nach konservativ.
Denn es muß den bestehenden Staat wollen –
oder abtreten. Es kann nichts beschließen,
was den Bestand der heutigen Gesellschaft gefährdet,
also auch nichts, was denen, die unter der geltenden Ordnung leiden,
nützt. […] Überlege jeder, daß er mit jedem Schritte,
den er zum Wahllokal lenkt, sich öffentlich zur Erhaltung
des kapitalistischen Staatssystems bekennt.
Frage er sich vorher, ob er das tun will.
Erich Mühsam: Der Humbug der Wahlen (1912)

Wahlen im bourgeoisen Staat sind immer noch, wie zu Mühsams Zeiten vor mehr als einem Jahrhundert, ein „Humbug“. An solchen Wahlen teilzunehmen und der eigenen Stimme mehr als ein paar Nanogramm Gewicht beizumessen, ist ähnlich illusorisch wie die Hoffnung auf den Euro-Jackpot. Nein, illusorischer. Daher stehe ich nicht an, kurz vor der Demokratiesimulation am kommenden Sonntag einen Rat zu erteilen, welches unter den Übeln, die da gewählt werden wollen, das kleinste sei. Ich sage nur, wovon ich in jedem Fall abrate.

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Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, SARS-CoV-2 | Kommentare deaktiviert für Alles für die Tonne | Autor:

Heraus zum 1. Mai 2021 !

Samstag, 1. Mai 2021 1:22


Mit einem abwechslungsreichen dynamischen Programm
aus Politik, Kultur-Acts, Talks und Mitmachaktionen
knüpft der DGB an den Erfolg des digitalen Tags der Arbeit
im vergangenen Jahr an – als erstmals in der Geschichte des DGB
keine Mai-Kundgebungen auf Straßen und Plätzen
stattfinden konnten.
Aufruf zum Tag der Arbeit 2021,
Motto: „Solidarität ist Zukunft“


Heraus zu euerm Feiertag,
heraus, Verdammte dieser Erde!

Aber!
Nicht in Massen.
Möglichst nicht leibhaftig.

Nicht mit Gesicht.
Nicht ohne Abstand.
Nicht mit Lockdowngegnern.
Nicht ohne Diversität.

Und vor allem:
nicht nachts!

Denn dann stehen alle Räder eh schon still,

weil der starke Arm der Obrigkeit es zu deinem Besten und zum Schutz der Alten und zur Sicherung unseres Gesundheitssystems und wegen der Inzidenz und wegen der Doppelmutanten und wegen der Apokalypse in Indien und wegen der Wissenschaft und wegen der Solidarität und wegen der Zukunft und überhaupt

will.

—-

Photo: „1st may protest Berlin-Kreuzberg 2020 66“,
by Leonhard Lenz [CC0],
via Wikimedia Commons

Abteilung: Kaputtalismus, Lieder ohne Werte, SARS-CoV-2 | Kommentare deaktiviert für Heraus zum 1. Mai 2021 ! | Autor:

Corona und die Kunst der Diskussion

Freitag, 11. September 2020 23:59



Vorrede des Hausherrn

Wie beim Coronavirus-Thema nicht anders zu erwarten, hat der Blogpost „Neu? Ja. Normal? Nie!“ viele Kommentare kassiert; die meisten zustimmend, einige ablehnend, doch in der Regel Meinungen, die schon deshalb bedenkenswert sind, weil sie in zivilisiertem Ton vorgetragen wurden. Das ist in diesen gereizten Zeiten der „neuen Normalität“ keineswegs normal.

Tatsächlich befürchtete ich einen, neudeutsch zu reden, Scheißesturm wie noch nie in meiner Blogger-Laufbahn, doch der blieb mir zum Glück erspart. Die eine anonyme Ausnahme, die es ja immer gibt, ließ ich ein Mal zu Wort kommen, um es ihr nach weiteren witz- und wertlosen Rüpeleien für immer abzuschneiden. Dieses Weblog führt wohl den Abfall im Titel, trotzdem hat hier nicht jeder Dreck einen Platz, egal wie klein das Teilchen sein mag.

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Abteilung: Ironie off, Kaputtalismus, Man schreit deutsh, SARS-CoV-2 | Kommentare (0) | Autor:

Neu? Ja. Normal? Nie!

Dienstag, 25. August 2020 20:26


1

Maßlose Furcht macht stets zum Handeln ungeschickt.
Aischylos

„Wir [werden]“, sagte Bundesgesundheitsseuchenminister Spahn am 22. April im Bundestag, „miteinander [!] in ein paar Monaten wahrscheinlich viel […] verzeihen müssen.“ Sein Deutsch verzeihe ich ihm schon mal nicht. Ich frage mich allerdings, wofür ich Herrn Spahn um Verzeihung bitten muß – außer, vielleicht, für mein langes Schweigen zu den „Maßnahmen“ und ihren Folgen. Denn seit März verfolge ich mit Unbehagen bis Entsetzen, wie Spahn und die weitere Regentschaft Unverzeihliches zuließen und weiterhin erlassen. Als guter Bürger hätte ich dazu nicht schweigen dürfen, sondern mein Mögliches tun sollen, die Verirrten zurück auf den Weg zu führen.

Ich ließ es sein, weil ich meine Möglichkeiten nicht überschätze und von der „neuen Normalität“ überwalzt wurde wie alle anderen, sprach- und mutlos vor dem Fanatismus, dem Autoritarismus und der schieren Niedertracht, die der Druck der Obrigkeit, die Macht der Bilder und die waltende Panik entfesselt haben. Nicht gehört zu werden, ist jedoch keine Entschuldigung dafür, den Mund zu halten, wenn etwas bodenlos Böses geschieht und denen widerfährt, die noch nie etwas zu sagen hatten, nämlich den Kindern.

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Abteilung: Ironie off, Kaputtalismus, Man schreit deutsh, SARS-CoV-2 | Kommentare (26) | Autor:

Wo ich recht hab, hab

Samstag, 27. Juni 2020 0:42

Berliner Glitzerwelt (Symbolphoto)


Der Skandal um das „CDU-Talent“ (n-tv)
Philipp Amthor wird seiner Parteikarriere selbstverständlich nicht den Garaus bereiten. Sondern bloß eine Pause aufnötigen, bis der Rauch sich verzieht bzw. ein anderer Unionist beim Abgreifen erwischt wird. Und das dürfte so lange nicht dauern.

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Abteilung: Director's Cut, Kaputtalismus, Man schreit deutsh | Kommentare (9) | Autor:

The real pulse of Europe (4): Kaltes Blut

Montag, 9. März 2020 23:17



Europa muss auch die Sprache der Macht lernen.
EU-Kommissionspräsidentin v. d. Leyen, 8.11.2019

Sie haben aus einem Meter Entfernung Gas geschossen auf einen Mann,
aus nur einem einzigen Meter Entfernung.

Flüchtling Reza, 2.3.2020

Wie werden – sollte es sie geben – Menschen in ferner Zukunft über den Pseudokontinent Europa, dieses „zerklüftete Westkap Asiens“ (Arno Schmidt) urteilen, über seine Insassen und Geschichte? Über die tiefen Spuren von Blut und Gewalt, Terror und Eigensucht, Raub und Machtgier, die sich durch die Jahrtausende bis in unsere Gegenwart ziehen? Wie werden diese Zukunftsmenschen über das angebliche „Friedensprojekt“ Europäische Union befinden? Werden sie anders als mit Begriffen aus der forensischen Psychiatrie beschreiben können, wie unfaßbar schäbig, steinherzig und brutal die Einwohner der reichsten aller Erdgegenden sich im März 2020 gegen Menschen verhielten, die in schierer Not sind, erniedrigt und verzweifelt, und dies bestimmt nicht zuletzt wegen der Politik der EU –?

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Abteilung: Die beste aller Welten, Ironie off, Kaputtalismus, Man schreit deutsh, SARS-CoV-2, The real pulse of Europe | Kommentare (12) | Autor:

Schnipsel: Die Humburg-Wahl

Mittwoch, 26. Februar 2020 19:51

Die Frage heißt: Soll ich überhaupt wählen oder tue ich besser, zu Hause zu bleiben?
Überlege jeder, daß er mit jedem Schritte, den er zum Wahllokal lenkt, sich öffentlich
zur Erhaltung des kapitalistischen Staatssystems bekennt.
Erich Mühsam: Der Humbug der Wahlen (1912)

Ich blieb nicht zu Hause (obwohl es Hunde und Katzen regnete), und ich bekannte mich (obschon ich nicht als Stütze des kapitalistischen Staatssystems bekannt bin). Hernach mußte ich, wie immer, Erich Mühsam recht geben und ging, wie immer, mit Kopfweh von all den Dummheiten, Phrasen, Lügen, die stundenlang aus dem TV-Gerät in meine Ohren tropften, zu Bett. Und ich werde beim nächsten Mal, wie immer, den Humbug wieder mitmachen.

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Abteilung: Kaputtalismus, Schnipsel | Kommentare (5) | Autor:

Schnipsel: Silvester 2019

Dienstag, 31. Dezember 2019 17:31


Gestern begriff ich, daß morgen ein neues Jahr beginnt.

Deshalb habe ich heute eine abgegrabbelte Kladde nach Texten durchgeflöht, die irgendwie zum Finis/Initium anni passen. Und, hallo!, ich fand einige Stückchen, die den Druck nicht verdient haben, aber hier, in dieser Art Notizbuch, eine passable Figur machen.

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Aufgelesen, Bored beyond belief, Kaputtalismus, Lieder ohne Werte, Schnipsel, Selbstbespiegelung, Unerhört nichtig | Kommentare (7) | Autor: