Archiv für die Abteilung 'Selbstbespiegelung'

Aus dem Grunde

Freitag, 5. Juni 2020 21:30


was soll ich denn sagen
wer hört meine fragen
wem schadet mein klagen
in diesen tagen

wer glaub ich zu sein
was bild ich mir ein
wenn ich schreibend vermein
ich sei wichtig nicht klein

was nun was kommt dann
was kommt hoch was kommt an
was ich will was ich kann
scheint im tun schon vertan

es ist ein versagen
ein garnichtsmehrwagen
ein schlag in den magen
in diesen tagen



Photos:
Aufmacher: Eberhard Kehrer
Abspann: Martina Sokolowsky

Abteilung: Ironie off, Lieder ohne Werte, SARS-CoV-2, Selbstbespiegelung | Kommentare (3) | Autor:

Schnipsel: Silvester 2019

Dienstag, 31. Dezember 2019 17:31


Gestern begriff ich, daß morgen ein neues Jahr beginnt.

Deshalb habe ich heute eine abgegrabbelte Kladde nach Texten durchgeflöht, die irgendwie zum Finis/Initium anni passen. Und, hallo!, ich fand einige Stückchen, die den Druck nicht verdient haben, aber hier, in dieser Art Notizbuch, eine passable Figur machen.

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Abteilung: Aphone Aphorismen, Aufgelesen, Bored beyond belief, Kaputtalismus, Lieder ohne Werte, Schnipsel, Selbstbespiegelung, Unerhört nichtig | Kommentare (7) | Autor:

Schlz und der Wettkönig

Dienstag, 3. Dezember 2019 22:48


Die Aggressivität der Hauptstadtkorrespondenten wird immer irrationaler.
Sie haben ein anderes Ergebnis vorhergesagt. Und sie haben ein anderes gefordert.
Doch die Mehrheit der SPD-Mitglieder wollte nicht folgen. Dafür werden sie jetzt
mit „Analysen“ bestraft.

Timo Grunden via Twitter, 1.12.2019


Ich hab also recht behalten, mal wieder. Anders als meistens bin ich diesmal zufrieden mit meiner Rechthaberei. Der von allen Qual.medien ausgemachte Favorit und Retter Schlz samt seiner Alibifrau Geywitz haben es trotz einer konzertierten Kampagne der Seeheimer Kreisritter mit den staatstragenden Medien nicht gepackt, den SPD-Vorsitz an sich zu raffen.

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Abteilung: Kaputtalismus, Qualitätsjournalismus, Selbstbespiegelung | Kommentare (10) | Autor:

Schlz und die Wettquoten

Samstag, 16. November 2019 17:55



Ein Gastbeitrag von OldFart*

29. Oktober 2019
Okay, okay. Gut weisgesagt. Nostradamus und Pythia können aufs Altenteil und Sie übernehmen deren Job. Möglicherweise sogar bezahlt. Die „Wirtschaftsweisen“ liegen prognostisch eigentlich immer falsch, aber ich wäre überrascht, wenn die keine Kohle für ihre Expertise bekämen. Wofür eigentlich?

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Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Schwammintelligenz, Selbstbespiegelung | Kommentare (0) | Autor:

Matinee mit Mozart

Freitag, 15. November 2019 17:51



Die folgende Liebeserklärung an den unvergleichlichen Filmkünstler Martin Scorsese erschien erstmals in KONKRET 5/2000, anläßlich der deutschen Premiere von „Bringing Out the Dead“. Aus Anlaß des neuen, vermutlich finalen Spielfilms des einzigartigen Kinogenies Scorsese, „The Irishman“, hat Kay Sokolowsky den alten Aufsatz aus dem Dateidschungel geborgen, durchgeflöht und (von Kleinigkeiten abgesehen) für sehr gut erhalten befunden.
Sokolowskys (selbstredend hymnische) Besprechung des „Irishman“ finden Sie übrigens im befreundeten Weblog „Die Nacht der lebenden Texte“.
Der Abfall-Admin

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Hüter des Schreins
Ich kann über Martin Scorsese nicht reden, ohne persönlich zu werden. Kein anderer Regisseur, dessen Werke mir ebenso viel bedeuten, dessen ästhetisches Programm mir gleich einleuchtet, dessen Blick auf die Welt und ihre Einwohner ich mir mit ähnlicher Passion angeeignet habe. Vor anderen, und gar nicht einmal wenigen, Regisseuren rutsche ich ehrfürchtig auf den Knien. Vor, mindestens, fünf liege ich anbetend auf dem Bauch. Mein Pantheon ist wirklich gut bestückt. Aber neben diesem kleinen, asthmatischen, freundlichen, wütenden Italoamerikaner schrumpfen all die Götterbilder, selbst Kubrick, Ford, Hitchcock, Spielberg und Eisenstein, zu Götzen. Ihn, Marty, liebe ich; ich liebe ihn wie, mindestens, Frau von Bingen ihren mystischen Bräutigam.

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Abteilung: Director's Cut, Moving Movies, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (7) | Autor:

Im Glanze dieses Glückes

Samstag, 9. November 2019 15:44


[Das nachfolgende Memorabile verfaßte Kay Sokolowsky im November 2009 für „Jungle World“.

Der „Abfall“-Admin]

Meine Mutter, die in den 50ern aus Erfurt in den Westen türmte, hat sich über den Fall des antifaschistischen Schutzwalls sehr gefreut. Das durfte sie auch, denn sie ist meine Mutter und ihre Familie fehlte ihr. Ich habe mich nicht gefreut, nicht einmal für meine Mutter, doch zum Glück hat sie das nie gemerkt. Ich habe vor meinem Fernsehkasten gehockt, zwischen den Sondersendungen von ARD und ZDF hin- und hergeschaltet und zum ersten Mal in meinem Leben – ich war 26 Jahre alt – keine Lust mehr auf die Zukunft gehabt. Denn die Zukunft, die mir bevorstand, würde gewiß nicht die sein, die ich wollte, die eines globalen Sozialismus. Der Zug war gegen die Wand gefahren, und durch das große Loch, das er beim Crash gerissen hatte, strömten Menschen, die als einzigen Begriff für ihre Stimmungslage nur das Wort „Wahnsinn“ kannten.

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Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Selbstbespiegelung | Kommentare (9) | Autor:

Grüße von Amrum

Freitag, 9. August 2019 20:57

Lieber Orthwien,
jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend und meist auch in der Zeit dazwischen sitzt ein Austernfischer auf dem Dach unserer Pension oder dem First des Nachbarhauses und ruft: „Gehweg! Gehweg! Gehweg!“ Unermüdlich, ohne Rast, und nach vielen Stunden genauso lautstark wie zu Beginn. Gelegentlich jagt ein Trupp seiner Artgenossen knapp über die Dächer hin zum nahen Watt und schreit im Chor zurück: „Fick! Fick! Fick!“ Und so was steht unter Artenschutz.

PS. Wenn der Austernfischer doch mal eine Essenspause einlegt und zum Strand windsurft, stehen sogleich zwei Tauben auf seinem Stammplatz und – kein Witz! – turteln.

PPS. Ich bin mies in Nordfriesisch: Es mag also sein, daß die Austernfischergangs nicht „Fick! Fick! Fick!“ rufen, sondern „Fisch! Fisch! Fisch!“ (Könnten diese Krawallgeschwister aber gern leiser tun.)

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Weitergrüßen

Abteilung: Aphone Aphorismen, Bored beyond belief, Selbstbespiegelung, Sommerfrische, Unerhört nichtig | Kommentare (2) | Autor:

Hinter den blauen Bergen

Sonntag, 24. März 2019 0:18

Neben zwei kleinen Mädchen, die vergnügt ein Puschelhündchen gassiführen, warte ich auf Grün. An dieser Ampel müssen Fußgänger eeewig ausharren, denn sie ist, obwohl mitten in einem Wohnviertel, nicht für Menschen, sondern Automobile da. Die Mädchen vertreiben sich die Zeit mit dem Absingen eines Liedes, das ich seit gut vier Jahrzehnten nicht mehr gehört habe, und ich vergesse ein paar Sekunden lang zu atmen vor Staunen, daß Kinder immer noch diese Verse kennen: „Von den blauen Bergen kommen wir, unser Lehrer ist genauso doof wie –“

Nein, ruft eins der Mädchen, das heiße nicht „doof“, sondern „dumm“. Die beiden probieren die alternative Version aus, aber das bringt sie derart aus dem Konzept, daß ihnen der dritte Vers nicht richtig einfallen will: „Mit der Brille auf der Nase … auf der Nase so ein Hase …“ Sie merken, daß es nicht weitergeht und kichern im Kanon. Meinetwegen? Die lachen doch nicht über mich?! Ich schaue zu ihnen hinunter, und sie sehen einander an, die hübschen Fratzen rosé vor Fröhlichkeit. Ob sie mich überhaupt wahrnehmen?

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Abteilung: Inside "Abfall", Selbstbespiegelung | Kommentare (17) | Autor: