Archiv für die Abteilung 'Sokolowsky anderswo'

Die Zukunft am Mittwoch

Montag, 14. November 2016 23:51

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Spread the word!“ ist eine der beiden Devisen, die der Autor, der einen selbstgewählten Auftrag ausführt, immer befolgen sollte (die andere: „Don‘t cheat with words!“). In den vergangenen Jahren habe ich keine Mission so eifrig und so gern erfüllt wie meine Werbung für die literarische Science Fiction und ihre Klassiker. Obschon meine 24-monatige Serie in Konkret seit Oktober beendet ist, sehe ich mein Säen der frohen Botschaft lange nicht ans Ende gekommen. Leser dieses Blogs, die mein Nachwort zum Epilog von „Die Zukunft war gestern“ verfolgt haben, wissen, daß noch vieles ungesagt ist. Ich hätte übrigens gar nix dagegen, von einem freundlichen Mäzen für ein paar Wochen vom schnöden Broterwerb befreit und beim Verbreiten der Botschaft unterstützt zu werden. (Aber da kann ich leider lange warten.)

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (1) | Autor:

Die Glorreichen schrieben

Dienstag, 18. Oktober 2016 0:16

Kay Sokolowsky hat so viel Zeit damit verbracht, seinem Nachwort zu „Die Zukunft war gestern“ einen Epilog anzukleben (ohne bis jetzt oder übermorgen ein Ende zu finden) –, so viel Zeit, daß ihm keine blieb, auf weitere, eventuell interessante Texte aus seiner Manufaktur hinzuweisen, die in den vergangenen Wochen das WWW sowie die echte Welt geentert haben. Das wird nun, Punkt für Punkt, nachgeholt.

1.) Die KONKRET-Redaktion hat beschlossen, Sokolowskys Abgesang auf die Partei der Grünen (in ihrer Eigenschaft als Partei) auf der Heft-Website zu parken. In „The party is over“ erläutert der Autor, warum es die Grünen als Partei nimmermehr braucht. Sie wollen ja nur noch Racket sein. Weiterlesen

Abteilung: Moving Movies, Sokolowsky anderswo | Kommentare (6) | Autor:

The Shaper of Things to Come

Mittwoch, 21. September 2016 13:49

H. G. Wells, 1920 photographiert von G. C. Beresford

H. G. Wells, 1920

Heute vor 150 Jahren wurde in Bromley, einem Vorort Londons, Herbert George Wells geboren, der Gottvater der Science Fiction.
Um den sehr großen Erzähler zu würdigen, hier eine Huldigung an sein Meisterwerk, das übrigens auch im Horrorgenre einen Ehrenplatz hat.
Der Text erschien erstmals in
Konkret
9/2015, als Episode 11 der Serie „Die Zukunft war gestern“.

Die Insel des Dr. Moreau (1896)

Herbert George Wells hat die Science Fiction als literarisches Genre nicht bloß etabliert, er hat es erfunden. Im Riesenwerk des Meisters, in diesem Zentralmassiv der phantastischen Dichtung ragen lauter Achttausender – Die Zeitmaschine, Der Unsichtbare, Krieg der Welten oder Die ersten Menschen auf dem Mond. Es gibt jedoch gute Gründe, noch über diese Klassiker Die Insel des Dr. Moreau zu stellen. Wells, der so viele utopische Urbilder geschaffen hat – den Alien, die Zeitreise, den Mutanten, das Weltraumschiff –, legte hier gleich zwei Archetypen vor: den eines Wissenschaftlers mit Gotteskomplex und den eines Horror-Romans. Mit 16, als ich die Geschichte zum ersten Mal las, war ich zwar nicht mehr so leicht zu überraschen, doch das Grauen in der Litanei der Tiermenschen erwischte mich kalt: „Nicht auf allen vieren gehen; das ist das Gesetz. Sind wir nicht Menschen? … Sein ist das Haus des Schmerzes … Sein ist die Hand, die heilt … Keins entkommt.“

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Sokolowsky anderswo | Kommentare (14) | Autor:

Scheck das mal ab!

Dienstag, 13. September 2016 0:21

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Screen der Homepage von „Kunscht!“ (SWR – einer der besten Bilderwitze in diesem Blog, wie ich meine. Dabei im Bann des Zufalls entstanden. Wenngleich … Was meinen Sie?)


Zwischen den Texten, die ich in den vergangenen zwölf Monaten unter die Leute brachte, war einer der besseren bzw. richtig guten der über den Literaturverkäufer Denis Scheck in KONKRET 1/2016. Anläßlich der Welturaufführung von „Kunscht!“ am 15.9., einem neuen wöschentlichen Kunschtmagaschin des S(ch)WR mit Scheck, hat die KONKRET-Redaktion beschlossen, meine nicht mehr ganz junge Polemik online
zu plazieren.

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Abteilung: Qualitätsjournalismus, Sokolowsky anderswo | Kommentare (12) | Autor:

Weihrauch und Möhre

Sonntag, 27. März 2016 18:48

Einen recht eigenen Beitrag Kay Sokolowskys zum Easter Event Twentysixteen können Sie in der gedruckten Taz finden (3,20 € – dicke Wochenendausgabe!), online aber auch („Taz.zahl ich!“).

Die Geschichte des jungen Rammlers Tobi, der‘s Schnopernäschen vom Osterhasentum voll hat, enthält alles, was der autochthone Abendländler braucht: Brauchtum (bunte Eier), Religion (Osterfeuer), Gefühl (Rita, die Zibbe) und Leitkultur (Kräuterschnaps). Außerdem ist sie mit einer Illustration von Ari Plikat geschmückt, die, sehen Sie nur selbst, den Kauf einer Holz-Taz zur echten Wertanlage macht:

Tobi (u. l.) mit Rita (o. r.)

Tobi (u. l.) mit Rita (o. r.)


Wesołych Świąt Wielkanocnych i smacznego jajka!

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My fair vanity

Freitag, 25. März 2016 22:13

Mit speziellem Gruß an Bernd Ladwig


Anmerkungen zur Polemik, erster Durchgang

Das öffentliche Schreiben, egal auf welchem Niveau, besteht zu mindestens einem Viertel aus Posieren, das heißt, aus dem Ideal, das der Schreiber von sich hat, wenn er seine Mitteilungen an ein Publikum richtet. Weitere wenigstens zehn Prozent jedes von Menschen für Menschen verfaßten Schriftstücks sind Anbiederung an die jeweils als Leserschaft vorgestellte Gruppe (man kann es auch, freundlicher, den Wunsch nach mehr Gehör nennen). Und die übrigen max. 65 von 100? Die sollten aus dem Talent bestehen, Wörter gut zu behandeln und den Stil an je andere Textformen anzupassen, ohne ihn zu verlieren. Und was passiert, wenn das Posieren, sagen wir, auf 60 Prozent anschwillt und zugleich das Anbiedern auf 30? Dann haben Sie eine brauchbare Formel für Henryk M. Broder.

Wo wiederum das Bosseln an den Sätzen so maßlos wird, daß man das Massenpublikum vergrault, befindet sich der Autor auf jeden Fall in einer Gesellschaft, die ihm behagt, weil sie nicht unter seinem Niveau denkt. Deshalb kann der Prosafetischist darauf verzichten, auch bloß ein Quantum seines stilistischen Bemühens an Gefälligkeiten oder Selbstdarstellung abzugeben: Die Eigenherrlichkeit der Sätze ist die des Autors, das Pflastern der Absätze mit Anspielungen, Halbzitaten und Doppeldeutigkeiten das Beste, was er seinen Lieblingslesern an Unterhaltung anzubieten hat, und des Schreibers Passion für Form und Architektur eines Textes verhindert, daß er zuviel Passion für sich selbst entwickelt. Sie können sich denken, daß ich hier von mir rede bzw. von dem, was ich in meinen Arbeiten versuche: einen Stil, der sich aus diversen Quellen speist, doch unverkennbar meiner ist, Marotten und Manierismen inbegriffen, zum Beispiel ein fatales Vergnügen an Wortspielen und Adjektiven.

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Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Qualitätsjournalismus, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (3) | Autor:

Schlecht kopiert

Donnerstag, 17. März 2016 1:54

Eigentlich wollte ich heute abend einen ziemlich exhibitonistischen Blogpost veröffentlichen. Darin sollte es um den Sonnenuntergang gehen, um die Eisenbahn und das Kino im weitesten, im Imax-Sinn.

Doch dann grätscht mir auf Facebook ein Professor von der FU Berlin dazwischen, als er dort (und nicht etwa hier, wo‘s hingehört) meine Einlassungen zum Neofeudalen Sloterdijk bemängelt. Unsauber ist nicht nur der Ort der Kritik gewählt, sondern dito das Argument, mit dem Bernd Ladwig mich als Dilettanten markieren will:

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Warum reicht es Kritikern wie diesem, der von Sprachkritik nichts versteht, und das sind ja die meisten – warum reicht es diesen Leuten nie, jemanden als Kopisten zu schmähen? Warum muß der Kopist auch noch ein „schlechter“ sein? Weil Kritiker wie dieser Ladwig niemals Originale sein werden, immer bloß Epigonen? Der Verdacht liegt nah.

Und warum verlangen solche Stümper und Stänkerer von einem Autor, was der nie versprochen hat: ein „Florett“ zum Beispiel oder den Verzicht auf Kalauer?

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Abteilung: Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo, Undichte Denker | Kommentare (5) | Autor:

Die Zukunft war gestern im Radio

Freitag, 18. Dezember 2015 23:00

Nachtrag zur Notiz vom 17. Dezember


Weil Kay Sokolowsky es nicht leiden kann, Werbung in eigener Sache zu veranstalten, spricht er über sich, wenn so etwas sein muß, am liebsten in der dritten Person. Die Call-in-show „Redezeit“ von NDR Info, bei der er am Donnerstagabend zu Gast war, gestattet solche Mätzchen nicht. Deshalb ließ Sokolowsky die günstige Gelegenheit verstreichen, z. B. für sein Weblog oder seine Gastauftritte in der „Nacht der lebenden Texte“ das Trommelfell zu rühren. Sintemalen er sich kurz vor Schluß aufs peinlichste verhedderte im Unkraut seiner, hm, Gedanken bzw. im Dschungel der Wörter, würde er am liebsten über seinen Ausflug ins Studio an der Rothenbaumchaussee schweigen.

Weil jedoch die Sendung trotz Sokolowsky gelungen ist und das Studio-Team und der Moderator Michael Weidemann vorbildlich angenehme Gastgeber waren, überwindet Sokolowsky seine bizarre Eitelkeit und wehrt sich nicht dagegen, daß hier und nun auf den Mediathek-Podcast der Sendung hingewiesen wird. (Der Provinzstadtneurotiker K. S. wäre Ihnen freilich dankbar, würden Sie das oben erwähnte Verheddern und Gestammel ned amol ignorieren.)

Für alle, die zwar nix gegen „Star Wars“ und Sokolowsky, aber einfach keine Zeit haben für 55 Minuten Podcast, kommt gleich nach dem nächsten Absatz der dramatische Höhepunkt der Sendung. Es spricht eine Frau, die eine dezidierte Meinung zum „Krieg der Sterne“, doch nicht den Hauch einer Nuance eines Schimmers von Ahnung hat. Aber mit welcher Leidenschaft die Dame ihre Ignoranz ausbreitet …!

Jedenfalls werden Sie nach diesem Audioclip etwas besser begreifen, warum Zweidrittel der Deutschen die Kanzlerin toll finden, obwohl dasselbe Zweidrittel die Regierungspolitik ablehnt. Oder warum alle Welt Massentierhaltung verabscheut, aber auf eine gute Industriewurst nicht verzichten mag … Et cetera:

 

Abteilung: Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (6) | Autor: