Claus Klebers Nachtgebet*
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Morgen fällt der Russe ein!
Bricht Gesetze und Gebein,
schießt die Katzen mausetot,
frißt dazu ein Russischbrot.
—Herr, bewahr uns vor dem Russ‘
—und vor Putins Genius!
Morgen fällt der Russe ein!
Führt sich auf als wie ein Schwein,
schielt den Jungfern untern Rock,
tanzt dazu den Kasatschok.
—Gott, behüt uns vor dem Russ‘
—und vor seinem Bruderkuß!
Morgen fällt der Russe ein!
Hackt Computer kurz und klein,
führt die Hypercyberschlacht,
liket sich selbst voll Niedertracht.
—Herr, nimm bitte weg vom Russ‘
—Al- und go- und rith- und -mus!
Morgen fällt der Russe ein!
Dann wird alles russisch sein,
schon zum Frühstück gibt es Borschtsch,
unsre Freiheit ist im Orschtsch.
—Laß mich, Gott, niemals erlahmen
—im Stuß vom Russ‘ – spasibo, amen!
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* Am 4. April 2019 moderierte Claus Kleber das „heute journal“ mit diesen Sätzen an: „Guten Abend. Zu Wasser und zu Luft sind heute nacht amerikanische, deutsche und andere europäische Verbündete unterwegs nach Estland, um die russischen Verbände zurückzuschlagen, die sich dort wie vor einigen Jahren auf der Krim festgesetzt haben. – Keine Sorge. Das ist nicht so. Das ist nur eine Vision. Aber eine realistische.“
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Photo (Ausschnitt): „St.Oswald – Hochaltar.
St.Oswald im Gebet vor der Schlacht 2“,
by Wolfgang Sauber [CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia commons
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Donnerstag, 11. April 2019 8:34
Ich habe Dein schönes Gedicht auf Facebook geteilt. Innerhalb von 2 Minuten war es gesperrt. Was geht da denn ab?
Steckt garantiert der Russ‘ dahinter. KS
Donnerstag, 11. April 2019 9:02
Spontan dachte ich an einen verspäteten Aprilscherz. Nachdem ich in der Mediathek die Ausgabe der Heute-Show, ähm, des heute-journals fand, wurde ich eines besseren belehrt.
Als Kleber dann abschließend von einer realistischen Vision faselte, war mir klar, dass in der Redaktion schon vor der Anmoderation hart gesoffen wird.
Für diese Perle journalistischen Schwachsinns gibt es keine andere Erklärung. Dank an den admin.
Gern geschehen! – Falls Sie damit recht haben, daß in Klebers Redaktion die Flaschen kreisen, wüßte ich gern, ob dabei Wodka erlaubt ist. KS
Donnerstag, 11. April 2019 9:09
Ich glaube, Sie haben ein anderes Heutejournal gesehen als ich. Bei mir hat Kleber gesagt, daß seit 5.45 zurückgeschossen wird. Es läuft einem wirklich kalt den Rücken runter. Hat eigtl. schon mal jemand ein Psychogramm Klebers als ultimativer Inkarnation des deutschen viertelgebildeten Idealspießers geschrieben, der wirklich ALLES weiß und an dessen Wesen die Welt doch bittedanke genesen würde, wenn sie nur wüßte, was gut für sie ist? Ich glaube, das wäre ein noch unangehmerer Job als ein Nahles-Portrait. *zwinkersmiley*
Aber wir wollen das Positive nicht vergessen: Ihr Gedicht ist wunderbar, und der wirklich große Reim Borschtsch / im Orschtsch hat mir jetzt schon den Tag gerettet. Danke.
Und ich danke für das Lob. – Eine nähere Beschäftigung mit dem Journalismussimulanten Kleber hat mir der Arzt verboten. KS
Donnerstag, 11. April 2019 12:48
Kimmt der Russe, kimmt der Russe nicht?
Immerhin Anlaß, sich mal wieder eine Pretiose des letzten Jahrhunderts zu Gemüte zu führen, um die Erinnerung aufzufrischen, daß schon 35 Jahren „das Revolutionärste auf der ganzen Welt“ (Polt) vom Russen bedroht war …
https://www.youtube.com/watch?v=-477j-3LqmU#t=25m04s
Ist denn dieses schöne, sich auf Borschtsch reimende, Wort aus dem „Deutschen Helikon“?
Vielen Dank für den Hinweis auf Polts großen Klassiker: Ich rate allen „Abfall“-Lesern dringend die Besichtigung an! – „Orschtsch“ hat keine literarischen Vorbilder. Das ist die Sorte Reim, die einem nach dem zweiten Bier einfällt. KS
Donnerstag, 11. April 2019 18:38
Guter Arzt!
Und nimmt sogar Kassenpatienten! KS
Samstag, 13. April 2019 8:33
Während mit Hilfe der SPD im Sicherheitsrat aktuell die Waffenlieferungen an die Saudis nach einer kurzen Zeit der Scham wieder aufgenommen wurden, empören sich diese Bellizisten gleichzeitig darüber, dass Katharina Barley, Justizministerin der SPD, dem russischen Sender RT deutsch – also dem Propagandaorgan der bösen Russen, die nur auf eine Schwäche der Deutschen lauern, um anzugreifen – ein Interview gegeben hat.
Wir wissen ja, dass der Russ schon wiederholt um 5:35 Uhr zurückgeschossen hat um über ganz Europa herzufallen.
Gut, dass wir einen Kleber an der Backe haben.
Schwachwer Trost: all diese Hetzer und transatlantischen Chauvinisten ärgern sich grad den Schmalz aus den Ohren, weil die Mehrheit der Deutschen die USA für weit gefährlicher halten als Rußland – trotz aller Hetze und Propaganda auf fast allen Kanälen. KS
Dienstag, 16. April 2019 7:34
Ich kann die Halluzination von Peter Remane gut verstehen, ich hatte nämlich exakt dieselbe. Dass der Kleber nicht wirklich „Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!“ ins Mikro des deutschen Seniorenfernsehfunks krächzte, mag daran liegen, dass er sich’s nicht getraut hat. Oder in Geschichte nicht so gut aufgepasst bzw. so einiges verdrängt hat. Sonst wüsste er, wozu solche Visionen resp. Führerworte am Ende führen.
Also: Kleber, fünf, setzen! Und zur Strafe für diesen idiotischen „Krieg der Welten“-Abklatsch hundertmal fein säuberlich abschreiben: Ни одной пяди чужой земли не хотим. Но и своей земли, ни одного вершка не отдадим никому.“ Und umseitig bitte gleich auch noch die deutsche Übersetzung: Wir beanspruchen keinen einzigen Fußbreit fremden Bodens; aber von unserem eigenen Land werden wir niemandem auch nur einen einzigen Zoll abgeben. (J.W. Stalin 1930 in seinem Bericht an den 16. Parteitag der KPdSU(B))
Kleber ist nicht Hitler, und Putin ist nicht Stalin. Aber wer heute immer noch meint, einen Krieg gegen die Russen führen und gewinnen zu können, der ist noch dümmer, als es das heute journal dem Kleber erlaubt.
Grips hat Herr Kleber in der Tat eher wenig, dafür aber umso mehr Opportunismus. Und nur so wird man was im Qual.journalismus: Das Publikum soll sich im Propagandisten schließlich wiedererkennen können. KS
Mittwoch, 17. April 2019 10:30
Nun habe ich als gute Ehefrau auch mal versucht, diesen Artikel auf Facebook zu teilen.
Auch Sofortsperrung mit dem Hinweis: „Dieser Beitrag verstößt gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu Hassrede“.
Ich habe auf den Prüfbutton gedrückt, den man angeboten bekommt, und ca. 2 Stunden später kam die Nachricht: „Dein Beitrag ist wieder auf Facebook verfügbar. Es tut uns leid, dass wir das falsch aufgenommen haben. Wir haben Deinen Beitrag geprüft und bestätig, dass er unseren Gemeinschaftsstandards entpricht.“
Und dann bedanken sie sich bei mir, dass ich mir die Zeit für eine Überprüfung genommen habe.
Schon gruselig.
Eigentlich schade, daß Facebook die Sperrung zurückgenommen hat. Andernfalls hätte ich nämlich behaupten können, daß Zuckerbergs Roboter den Kleber für einen Haßredner bzw. -beter halten. KS
Dienstag, 30. April 2019 17:42
Einen Tag später ließ Kleber verlauten:
„Guten Abend, wir müssen über Krieg reden. Es ist nämlich Krieg, man merkt es nur nicht. Moderne Kriege brauchen im Idealfall keine Panzer und Bomben mehr. Sie schaffen es, die Gesellschaft, die öffentliche Diskussion und die Entscheidungsprozesse einer anderen Macht so zu unterwandern, dass die gefügig wird. Es gibt von der Brexit-Entscheidung über Wahlen in Europa bis zur US-Präsidentschaft deutliche Hinweise darauf, dass russische Operative dort mitgemischt haben. Und jetzt belegen Recherchen des ZDF, des Spiegel, der BBC und anderer, wie Einflussversuche aus Moskau in Deutschland ansetzen, konzentriert auf und angefacht vom Aufstieg der AfD.“
(„[R]ussische Operative?“ Interessanter Anglizismus…)
Facebook wird bei seinem Kampf gegen „fake news“ vom Digital Forensics Lab des Atlantic Council beraten. Der NATO-Think-Tank arbeitet eng mit der britischen Integrity Initiative zusammen, die in ganz Europa gegen die „russische Desinformation“ kämpft und mit der man sich am besten hier beschäftigt:
http://syriapropagandamedia.org/working-papers/briefing-note-on-the-integrity-initiative
Klebers Kriegshetze ist kein isolierter Unfug.
Allerdings auch kein organisierter. Den Trommler für den Nato-Imperialismus gibt Kleber ohne Befehl, das heißt, aus tiefer Überzeugung. Und wenngleich die „Integrity Initiative“ einen guten Beleg für ECHTE Regierungspropaganda und -desinformation abgibt – den tatsächlichen Einfluß dieser Trollfabrik halte ich für ebenso gering wie den der russischen Konkurrenz.
Beziehungsweise: Sie, liebe/r Cherrycoke, sollten besser nicht glauben, daß ein Masterplan hinter diesem und jenem waltet. Wenn der Kleber hetzt, wie er hetzt, dann hetzt aus ihm das Bewußtsein eines fanatischen Nato-Imperialisten. Dafür braucht es weder einen sinistren Puppenspieler noch ein infames Drehbuch. Das läuft ganz von selbst. KS
Donnerstag, 30. Mai 2019 8:43
Ich glaube weder an einen Masterplan noch an eine Weltverschwörung, lieber Herr Sokolowsky, weder an einen sinistren Puppenspieler noch daran, dass die Freimaurer oder die Jesuiten oder die Kapitalisten oder die Juden oder die Kommunisten oder die Neocons hinter allem stecken. Ich glaube an politische und wirtschaftliche Interessen verschiedener Akteure und an verdeckte Operationen, die diese Interessen befördern sollen. Für „infame Drehbücher“ (wohlgemerkt im Plural), das muss ich zugeben, bin ich daher durchaus zu haben.
Die Integrity Initiative ist eine millionenschwere verdeckte Operation des FCO zur Verbreitung dunkelgrauer bis schwarzer anti-russischer Propaganda. Zu den Mitgliedern der von der II aufgebauten Cluster gehören unter anderem Mitarbeiter des European External Action Service (EEAS), des NATO-Hauptquartiers in Brüssel, der NATO-Abteilung für Strategische Kommunikation, der Stiftung für Wissenschaft und Politik, der Freien Universität Brüssel, knapp 20 Mitarbeiter der französischen Regierung (vor allem des diplomatischen Dienstes, den E-Mail-Adressen nach zu urteilen), Mitglieder der Clubs für die transatlantische Partnerschaft in den verschiedenen Staaten, Journalisten der „Times“, des „Guardian“, der „Financial Times“ und der BBC, Mitglieder der Asociación Atlántica Española in Spanien, das Royal United Services Institute, Chatham House, Atlantic Council etc. Außerdem gibt es einen Bezug zur Skripal-Affäre, der über das bloße Monitoring der internationalen Berichterstattung zu dem Fall hinausgeht.
Ich bezweifle sehr, dass die russischen Geheimdienste, denn mit „Trollfabriken“ hat das nun wirklich nicht mehr viel zu tun, im Westen über sonderlich viele Kontakte auf diesem Niveau verfügen.
Zur weiteren Information empfehle ich:
http://syriapropagandamedia.org/working-papers/briefing-note-on-the-integrity-initiative
Vielen Dank für den interessanten Kommentar! – Für Ihren Informations-Link übernehme ich keine Verantwortung. KS
Mittwoch, 22. Januar 2020 11:44
Kommentar zu Kommentar Nr. 4:
Dazu passt noch:
https://www.youtube.com/watch?v=ecpNe4TvDT4
Der sogenannte Kalte Krieg & alles was dazugehört war nie zuende. War lediglich unter Jelzin und evtl. noch in den frühen Putinjahren in Latenz.
Man hat manchmal den Eindruck, dass die Nachwuchskräfte, wie z. B. Peter Maxwill, Jahrgang 1987, ein ganz bemerkenswertes Früchtchen, gar keine Ahnung haben, wovon sie reden und wozu sie hetzen*. Kleber hat sie sicher. Der ist alt genug:
Beispiel dafür, vgl. wikipedia: „Die Bombe (Reportage)“
Von 2009. Offenbar der einzige Beitrag zum Thema im deutschen Fernsehen über Jahre, Jahrzehnte – seit dem vorgeblichen Ende des Kalten Krieges. Dass da Bildungslücken entstanden, auch gewollt, klar. Offenbar einziger Anlass für diese Sendung: Obama täuschte seinerzeit vor, ernsthaft für nukleare Abrüstung eintreten zu wollen und wurde u. a. oder vor allem deswegen prompt mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Da macht sich ein Verfall deutlich, man kann Claus Kleber noch gar nicht mal als so tiefstehend bezeichnen. Schlimmer geht’s immer. Vgl. den seit Jahren laufenden Unterbietungswettbewerb bei der Politillustrierten Spiegel – vulgo „Sturmgeschütz“ (passt doch !)
[*jawohl, hetzen. Dieser Bube hat sich z. B. am 7.10.2015 den Aufsatz „Und täglich droht ein Holocaust“ aus dem Kreuz geleiert. Kann sich jeder leicht raussuchen den Dreck. Ein veritables Kotzmittel. Man lernt da auch, dass es keine „konservativen“ europäischen Historiker braucht, die Aktenberge „ziselieren“ [sic], sondern „Aktivisten“ wie Timothy Snyder. / Dass es Leute wie Snyder gibt, braucht nicht zu wundern. Dass es eine Presse gibt, die solche Leute feiert, macht ein flaues Gefühl im Magen. Wem angesichts von Ergüssen wie denen von Peter Wixmal (äh Maxwill), Rheinländer und Zeithistoriker, nicht mulmig wird, der sollte vll. mal zum Arzt.]
Lieber Werner Ehrenreich, schönen Dank für den Link auf den guten, gar nicht gealterten Polt-Sketch „Bunkerführung“! („Hier, der Luftfilter, damit der Verwesungsgeruch nicht so reinkommt.“) – Eine nähere Begutachtung Peter Maxwills erspare ich mir einstweilen, aber merci für die Warnung. KS