Möge die Nacht mit dir sein!

Sonntag, 18. Dezember 2016 2:09

In Volker Schönenbergers löblichem, ungemein rührigem Filmblog „Die Nacht der lebenden Texte“ als Gastautor aufzutreten, ist mir jedes Mal eine Ehre und ein Vergnügen. Die Offenheit der „Nacht“ für alles, wirklich alles, was mit bewegten Bildern zu tun hat, die überhaupt nicht verdruckste, im Gegenteil ausdrücklicke Zuneigung des Chefbloggers und seiner Adjutanten auch zu den Schmuddelkindern des Mediums ist ganz nach meinem Herzen. Und wenn ich Schönenberger irgendetwas übel nehme, dann einzig dies: Er ist viel, viel fleißiger als ich. „Streber!“ hätte ich vor 40 Jahren gekräht. Heute bin ich klüger und blamiere mich auf höherem Niveau.

Mein neues Cameo in der „Nacht“ verdankt sich dem „Star Wars“-Spin-off „Rogue One“. Sie, liebe Leserin, werter Leser, sollen jetzt nicht überredet werden, diesen Auswuchs einer Affenliebe zu begutachten. Denn wie fast alles, was ich veröffentliche, habe ich es vor allem für mich aufgeschrieben. – Wenn Sie jedoch meine Rezension als Ausgangspunkt für eine Expedition durch das Schönenberger-Weblog nehmen mögen, können Sie, eine gewisse Kino-Vernarrtheit vorausgesetzt, in der „Nacht der lebenden Texte“ (welch ein großartiger Titel, nebenbei) eine amüsante Überraschung nach der anderen erleben. Ischwör!

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Aphone Aphorismen (8): NS Agents

Dienstag, 6. Dezember 2016 21:23


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Neulich der Gefährtin gedankenfrei auf die Voice-box gesprochen: „Ruf mich bitte zurück, wenn du dies abgehört hast.“

Sie antwortete vorher. Verdächtig.

Photo unter Verwendung von.: „phone signal“
by Mwtoews (Own work) [CC BY-SA 3.0],

via Wikimedia Commons

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Zeuge der Geschichte (7)

Samstag, 26. November 2016 23:15


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Gleich nachdem ich vom Tod des unerschrockenen Antiimperialisten Fidel Alejandro Castro Ruz erfuhr, habe ich nachgezählt, wie viele US-Präsidenten er im Amt bzw. buchstäblich überlebt hatte (9 bzw. 6) und wie viele CIA-Direktoren (15 bzw. 6). – Da bin ich nicht mehr so traurig gewesen und habe zu Ehren eines tapferen Revolutionärs Rum getrunken.

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Fashion victims

Freitag, 18. November 2016 2:27

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Eine Frau aus New York verklagt den Klamottenvertrieb Zara, weil sie angeblich in einem Kleid der Marke einen in den Saum genähten Rattenkadaver gefunden hat. Ein Firmensprecher äußerte zu dem Vorfall das Übliche: Zara habe „strenge Qualitätskontrollen sowie Gesundheits- und Sicherheitsstandards“. Das mag glauben, wer mag. Greenpeace glaubt dran. In Kleidungsstücken von Zara stellten die Grünfriedler noch 2012 „fortpflanzungsschädigende und krebserregende Chemikalien“, u. a. Nonylphenolethoxylate, fest. Nach Publikation der peinlichen Testergebnisse gelobte das Unternehmen, bis spätestens 2020 auf die Verwendung der Gifte verzichten zu wollen, und hat mittlerweile, wiederum laut Greenpeace,

eine Liste seiner Naßproduktionsstätten veröffentlicht und untersucht, welche gefährlichen Chemikalien in seiner Lieferkette vorkommen. Auch werden Entwicklungen in verschiedenen Produktionsregionen analysiert. Zudem forscht Inditex nach den Quellen gefährlicher Chemikalien, wenn diese in Abwässern auftauchen.

Inditex heißt der Konzern, zu dem Zara gehört. Greenpeace hat es nicht für nötig befunden, die Angaben des Multis zu überprüfen. Es wird bloß ein bißchen gerüffelt:

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Die Zukunft am Mittwoch

Montag, 14. November 2016 23:51

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Spread the word!“ ist eine der beiden Devisen, die der Autor, der einen selbstgewählten Auftrag ausführt, immer befolgen sollte (die andere: „Don‘t cheat with words!“). In den vergangenen Jahren habe ich keine Mission so eifrig und so gern erfüllt wie meine Werbung für die literarische Science Fiction und ihre Klassiker. Obschon meine 24-monatige Serie in Konkret seit Oktober beendet ist, sehe ich mein Säen der frohen Botschaft lange nicht ans Ende gekommen. Leser dieses Blogs, die mein Nachwort zum Epilog von „Die Zukunft war gestern“ verfolgt haben, wissen, daß noch vieles ungesagt ist. Ich hätte übrigens gar nix dagegen, von einem freundlichen Mäzen für ein paar Wochen vom schnöden Broterwerb befreit und beim Verbreiten der Botschaft unterstützt zu werden. (Aber da kann ich leider lange warten.)

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State of the Union, Vol. 2

Sonntag, 13. November 2016 21:06

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Bert Brecht wußte alles voraus, was uns Zeitgenossen entsetzt, und zwar bereits vor 86 Jahren, nämlich in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. BB kannte den Trump längst, als der noch nicht mal ein Glitzern im Auge seines Vaters war:

Erstens, vergesst nicht, kommt das Fressen,
zweitens kommt der Liebesakt,
drittens das Boxen nicht vergessen,
viertens Saufen, laut Kontrakt.
Vor allem aber achtet scharf,
daß man hier alles dürfen darf.
(Wenn man Geld hat.)

Der Dichter sah den US-Wahlkampf 2016 vorher mit allen bestialischen Parolen:

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State of the Union

Mittwoch, 9. November 2016 4:06

Das Resultat der Präsidentschaftswahlen in den USA kommentieren für uns Kinky Friedman (Gesang) und Warren Zevon (Text):



Alles weitere entnehmen Sie bitte dem feinen Live-Ticker der Prinzessinnenreporter.

PS. Mein nächtliches Highlight: Birgit Langhammer gegen 2 Uhr morgens bei NDR Info: „Wieviel zählen diese Zahlen?“ (Und wer wählte diese Wahl?)

 

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Zwei Reden und die Welt dazwischen

Montag, 24. Oktober 2016 2:43

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Für so was gibt‘s den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 25.000 Taler:

Auch als ich längst eine eigene Wohnung hatte, behielt ich dieses Ritual bei: Ich betrachtete den Friedenspreis vom Fußboden aus. Irgendwie schien das auch angemessen zu sein. Seit der Preisverleihung an David Grossman saß ich dort, wo Sie jetzt sitzen.

Und für so was gibt‘s bestenfalls eine Aufwandsentschädigung:

Durch meinen Roman Ich hasse dieses Internet zieht sich unter anderem der Gedanke, daß es doch seltsam ist, wenn Menschen mit Hilfe von Twitter und Facebook andere dazu bringen, sich beschissen zu fühlen, indem sie sich in diesen sozialen Netzwerken zu Moralpredigten aufschwingen. Vom Tippen über das Versenden, Speichern und Zustellen bis zum Lesen geschieht das auf Geräten, die unter unmenschlichen Bedingungen und zu katastrophalen Löhnen gebaut wurden. Die Leute, die sich hier in Rechtschaffenheit hüllen, beteiligen sich an einem weit größeren und weit schädlicheren Übel als die Menschen, die sie anprangern.

Mit so was darf man sich vor den Bundespfaffen stellen und den Mund artig aufmachen:

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