To be or not to blog*

Donnerstag, 24. September 2015 23:30

Vor einer Ewigkeit bzw. zehn Jahren war die „Blogosphäre“ das nächste große Ding, und nicht nur Blogger orakelten, hier würde „Öffentlichkeit“ neu definiert. Inzwischen ist man wieder unter sich beim Bloggen, und das finde ich auch gut so: lieber hundert aufmerksame Leser als hunderttausend aufmerksamkeitsgestörte „Liker“. Nischen haben mir immer gut gefallen, zumal wenn ich sie nach meiner Laune tapezieren durfte. Bei Facebook und Twitter fühle ich mich erheblich beengter, getriebener, unbeachteter, lobotomisierter als in einem intelligent gestalteten, aufmerksam moderierten Blog, obwohl (oder weil?) dort, bei den Kommerzherren, das potentielle Publikum x-fach größer ist.

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Abteilung: Schwammintelligenz, Sokolowsky anderswo | Kommentare (2)

September-Rap

Mittwoch, 23. September 2015 23:21

Admiral_01_(c)_Kay_Sokolowsky

Na, ahoi, Herr Admiral!
Sehen wir uns doch noch mal,
eh hier alles schal und fahl,
minimal und ratzekahl
da liegt in fataler Qual,
die der Winter, kalt wie Stahl …

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Abteilung: Lieder ohne Werte, Sommerfrische, Timmis Freunde | Kommentare (1)

Twentyfivesomething

Mittwoch, 2. September 2015 22:52

Jeder Autor mit Ambitionen hofft auf den Moment, in dem er denken darf: „Nun!, hat das Gewürge sich doch gelohnt.“ Solch einen Moment hat KayiSokolowsky soeben durch die September-Ausgabe von KONKRET erfahren. Dort hinterläßt Leserin Gerlinde Bakenhus mit Blick auf Sokolowskys SF-Nachlese „Die Zukunft war gestern“ dieses Kompliment:

Die besten Buchtipps gibt esiseit einiger Zeit nicht mehr bei „buch & markt“, sondern von Kay Sokolowsky. Phantastische Serie!

„Vielen Dank für Ihr phantastisches Lob!“ erwidert der Autor, der so was auch nicht alle Jahre lesen darf.

In der gepriesenen Reihe feiert Sokolowsky übrigens ein Bergfest: Die zwölfte von 24 Episoden widmet sich der Foundation-Trilogie des Gehirntiers Isaac Asimov. Kay Sokolowsky tat sich mit dieser Empfehlung etwas schwer, weil Großmeister Asimov als Wortsetzer ein Tunichtgut, in der pseudodeutschen Übersetzung sogar ein Trampeltier ist. Sokolowsky kann nur hoffen, daß Frau Bakenhus ihm für diesen ambivalenten Kaufauftrag nicht demnächst alles Wohlwollen entzieht.

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Abteilung: Kaputtalismus, Litterarische Lustbarkeiten, Qualitätsjournalismus, Sokolowsky anderswo | Kommentare (7)

Hundstage (5): Der Hl. Franz, abermals

Dienstag, 25. August 2015 23:00

Glockenkatze_Aufmacher__(c)_Kay_Sokolowsky(Basso continuo: Wilhelm Busch)

Heda, Sünder, stehngeblieben!
Laß doch das Versteckenüben!
Alles klar, ich zähl bis sieben,
dann geh ich von hü- nach drüben.

 

Heda, Sünder, stehngeblieben!
Laß doch das Versteckenüben!
Alles klar, ich zähl bis sieben,
dann geh ich von hü- nach drüben.


Ach, ihr findet immer Ecken,
um euch neckisch zu verstecken,
Spurn des Lasters abzulecken,
Streicheleien auszuhecken …

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Abteilung: Bored beyond belief, Lieder ohne Werte, Timmis Freunde, Unerhört nichtig | Kommentare (3)

Hundstage (4): Existentielles

Sonntag, 23. August 2015 22:06

Handschellen_(c)_RobbNeulich auf der Nachbarterrasse belauscht:

Neeweissu, Digga, ich hatte aba noch richtich derbe Hunga, und ich bin ssu den Dönaladen da o‘m, der hat ja bis inne Nach‘ geöffnet. Steht da ‘n Pullizei-Auto vorm Laden, und da vahaftn die grad ein‘! Und weissu, was der Typ mach‘, Digga? Der wollde seinen Döner einfach nich loslassn, der hat den imma so fessgehaltn, so von we‘ng: „Dassiss meina, den nehm ich auch mit in‘ Knast.“ Stell dir ma voär, Digga!

Und wie ich‘s mir vorstelle – mit Christian Ulmen in der Hauptrolle könnte das ein famoser Sketch werden!


Photo: „Handschellen“ by Robb in der Wikipedia auf Deutsch [CC BY-SA 2.0 de],
via Wikimedia Commons

Abteilung: Bored beyond belief, Unerhört nichtig | Kommentare (0)

Hundstage (3): Konsonantenkommune

Freitag, 21. August 2015 23:09

Mein guter Freund Eberhard Kehrer, der ein Lehnsherr des Layouts und ein Phürst der Photographie ist1, hat vor kurzem ein Graffito gesichtet und dokumentiert, das, finde ich, einen der schönsten Beiträge zur Befriedung des Klassenkampfes darstellt, die ich je ––

Aber gucken Sie selbst:

Pozilei_(c)_Eberhard_Kehrer

Wie entspannt das doch klingt: Pozilei! Wie possierlich und putzig kommt uns der Pozilist entgegen … Mit was für einem Vergnügen betrachten wir den pozileilichen Wassersprenger (0,1 bar) … Und mit welch elterlichem Stolz stehen wir vorm Pozileipräsidium (aus „Minecraft“-Steinen). „Hat die Nachhilfe in Menschen- und Bürgerrechten doch was gebracht!“ denken wir behaglich und drücken dem ersten Pozilisten, der aus dem Tor rollert, einen Euro oder so für Naschis in die weiche warme Hand.

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Abteilung: Bored beyond belief, Kreatiphe Orthogravie | Kommentare (0)

Hundstage (2): Kubikparadoxon

Donnerstag, 20. August 2015 9:00

Neyisse_Ausschnitt_(c)_Lucyin

Ziemlich symbolisches Photo

Was ich von Dortmund halte, welche mehr oder weniger lichten Momente ich dort hatte, können Sie seit ein paar Monaten in diesem Weblog nachlesen.

Wo Dortmund richtig düster ist, finster wie ein Windhundarsch, hat Wolfram Götz mir gestern abend im Deutschlandfunk geschildert. „Warum Dortmunds brauner Sumpf nicht austrocknet“, heißt Götz‘ ebenso lesens- wie hörenswerter „Hintergrund“ über den Einfluß, die Anführer und die Motive der bekennenden Nazis in der Stadt.

Bemüht, polemische Töne zu vermeiden und sich auf die Beschreibung zu beschränken, unterläuft Götz allerdings eine Formulierung, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre. Sie betrifft Dennis Giemsch, für den braunen Haufen „Die Rechte“ als Nachfolger des rasch gescheiterten Borussenfrontlers Siegfried („SS-Siggi“) Borchardt in den Dortmunder Stadtrat eingerückt. Giemsch sei in den Stürmerreihen der „Rechten“ deren, Achtung –:

intellektueller Kopf

Das muß Weltrekord sein: drei Paradoxa in zwei Wörtern! Dergleichen kommt wahrscheinlich davon, wenn eins mit Nazis objektiv und fair umzugehen versucht: Man verheddert sich in lauter Widersprüche. (Sonst jedoch ist, siehe oben, dem DLF-Autor ein braves Stück gelungen.)

Photo: Neyisse by Lucyin (Ausschnitt),
via Wikimedia commons (CC BY-SA 3.0)

Abteilung: Aufgelesen, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus | Kommentare (0)

Hundstage (1): Der Hl. Franz predigt den Katzen

Montag, 17. August 2015 9:00

Francesco_Katzenpredigt_Aufmacher_01_(c)_Kay_Sokolowsky(Melodie: Robert Gernhardt)


Hört mal bitte auf zu schnurren,
unterlaßt einmal das Murren,
lauscht nicht auf der Tauben Gurren,
faucht nicht, wenn die Hunde
knurren!

Denn ich will euch jetzt was sagen
(Gründe gäb‘s viel mehr zu klagen),
und das müßt ihr stumm ertragen,
nein, ich dulde keine Fragen.

Folgendes will ich verkünden:
In dem Katalog der Sünden
eurer Art ist das Verschwinden
ziemlich obenan zu finden.

Dauernd seid ihr weg. Entlaufen,
mal zum Sport, das heißt, zum Raufen,
mal zum Lustgeschrei und Schnaufen,
mal zum heimlich Kuhmilchsaufen.

Doch der Weg, den ihr genommen,
um ein Vöglein zu bekommen,
ist auf einmal ganz verschwommen.
Klar sehn bloß, mit GOtt, die Frommen!

Weiterbeten

Abteilung: Lieder ohne Werte, Timmis Freunde, Unerhört nichtig | Kommentare (2)