Es wird wieder Ernst

Donnerstag, 13. August 2015 14:14

HSV-Grabmal_(c)_Kay_SokolowskyHolger Gertz hat einen Tag, bevor der HSV sich zur Eröffnung der neuen Bundesliga-Saison von BayerniMünchen mit ca. 13:0izerlegen lassen wird, deniTrauerfall der schwarzweißen Raute sehr trefflich in der Süddeutschen Zeitung beschrieben. Der Artikel gefällt dem Blogger umso mehr, weil darin die zweitschönste von Kay Sokolowskys herzblutwarmen Happel-Anekdoten ausführlich zitiert wird. Was Sokolowsky – der genauso lang auf der Welt ist (verdient) wie der Hamburger Sport-Verein in der Ersten Liga (unverdient) – außerdem zu seinem Leiderlieblingsklub zu bemerken weiß, können Sie hier, hier und hier nachlesen.

Abteilung: Sokolowsky anderswo, Unerhört nichtig | Kommentare (0)

Dalí lebt (und Uhren schmelzen wirklich)!

Mittwoch, 29. Juli 2015 22:47

 

Dali-Uhr_02_(c)_Kay_Sokolowsky

„Brandblasen-Uhr (El reloj con la quemadura)“

Ein Bild kommt noch

Abteilung: Bored beyond belief, Discovery Channel, Stadtstreicherei | Kommentare (3)

Meine Party mit Anita

Freitag, 24. Juli 2015 0:00

Anita_O'Day_Tokio_1963_Vidcap_01Dies alte Sehnen, dieses alte Gefühl,
so jung in mir, wie ich längst nicht mehr bin.
So viele Runden um den Heimatstern
zu überstehen, Stücker zweiundfünfzig,
das heißt, das ordinäre Lebensjahr
per Zahlenzauber in das größere,
das Jahr des Lebens zu verwandeln.
Und jedes Annum schrumpft zur Woche –
die Zeit vergeht im Alter schaurig schnell.
(Und was folgt nun? Verlängerung?
—————————-aaaDie zweite Halbzeit? Eher nicht.)

Weiterlesen

Abteilung: Discovery Channel, Lieder ohne Werte, Musicalische Ergetzungen, Per sempre addio, Selbstbespiegelung | Kommentare (3)

Mensch Yanis

Donnerstag, 16. Juli 2015 16:08

„Der Euro-Gipfel betont, dass als Voraussetzung für eine mögliche künftige
Vereinbarung über ein neues ESM-Programm das Vertrauen in die griechische Regierung unbedingt wiederhergestellt werden muß.“ [Hervorhebungen: K. S.]
Erklärung des Euro-Gipfels, Brüssel, 12. Juli 2015

„Der Grieche hat jetzt lange genug genervt.“
Thomas Strobl, stellv. CDU-Vorsitzender, 14. Juli 2015


Zur Einstimmung auf diesen Blogpost sollten Sie sich bitte einen Videoclip des erstaunlichen Jan Böhmermann ansehen. Falls Sie die Sache schon kennen – sie ist auch beim zweiten und dritten Mal eminent unterhaltsam, und beim vierten Abspielen fällt einem überhaupt erst die technische Meisterschaft dieser Glam-Hardrock-Ballade und ihrer Inszenierung auf:


Der Held – und ich meine: Held – meines Postings heißt also Yanis Varoufakis. Der emeritierte griechische Finanzminister war in dem Schurkenstück, das seit Februar von Schäuble und seinen Capos aufgeführt wurde, der einzige integre Charakter; der einzige echte Mensch im Kreise der Amtskollegen, dieser Lemuren mit Schlips und Bügelfalten. Varoufakis‘ Klugheit und Sachverstand, seine angenehm zwischen Ironie und Nüchternheit oszillierende Rhetorik und zumal seine Unerschrockenheit vor den Erpressern haben ihm die Sympathie jedes unverblendeten Zuschauers eingetragen. Und die Feindschaft aller, die ihm Eloquenz, Witz, Aufrichtigkeit, Expertise und nicht zuletzt seine Männlichkeit so innig neiden wie sie den Griechen insgesamt ein Leben nicht gönnen.

Weiterlesen

Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus | Kommentare (4)

The age of assholes

Sonntag, 12. Juli 2015 22:31

Seit einigen Tagen fummle ich mit wenig Eifer und viel Verdruß an einer Polemik. Es soll darin um die Mobilisierung ganz alter deutscher Feindbilder gehen, um einen Pöbel, dem die Demütigung Griechenlands noch lange nicht genügt: Man hat nun Blut geleckt und will mehr davon saufen, am liebsten welsches. Das Problem beim Verfertigen der Glosse besteht allerdings nicht so sehr im Wissen um die Vergeblichkeit, um die Unsichtbarkeit solcher Texte in einer medialen Öffentlichkeit, die den ökonomischen Vernichtungskrieg gegen Griechenland verkauft wie eine moralische Pflicht und den Feldherrn Schäuble dafür feiert, daß er am liebsten Puerto Rico gegen den unterworfenen Staat, diese Nation renitenter Schmarotzer eintauschen würde.

Das Problem für den Blogger liegt in der kalten Schnauze, dem unverhohlenen Chauvinismus, dem offenen Rassismus, die vom Reichssiggi Gabriel über Mietmäuler wie Rolf-Dieter Krause bis hinab zum Ottonormalen mit Inbrunst geübt werden. Wie ungebrochen eine Tradition, die 1871 begann, weiterhin in Deutschland waltet und wie – und daß – sie abermals triumphieren darf … Das überrascht selbst einen altgedienten vaterlandslosen Gesellen wie mich, überrascht mich wie ein Hieb in den Magen. Da bleibt einem bekanntlich die Luft weg und werden die Augen trüb, fast so trüb wie die weiteren Aussichten für Europa.

Zum Glück gibt es Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf. Sie haben den Schneid, das, was Bild, Focus, Welt, FAZ, Stern und der öffentlich-rechte Schmerzkeks Nuhr an Diffamierungen, Unterstellungen und Geifer verbreiten, als genau das kenntlich zu machen und das eingeborene Publikum zu mahnen, sich „ausnahmsweise nicht wie Arschlöcher“ zu benehmen. Diese brillanten 174 Sekunden wiegen mindestens zehn ellenlange „Abfall“-Postings auf, und ich kann mich bei Böhmermann und Umlauf nur hochachtungsvoll dafür bedanken, daß sie ihre Aufgabe weit besser erfüllen als ich.

Weiterlesen

Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus | Kommentare (2)

Eure Rede aber sei nein, nein

Sonntag, 5. Juli 2015 16:09

Stimmzettel für das Tsipras-Referendum

Stimmzettel für das Tsipras-Referendum

Kai Pichmann, deriseit einigen Wochen mit ebenso klugen wie angenehm zu lesenden Kommentaren dieses Blog bereichert, schrieb mir zu Beginn der Woche aus dem Auge des Hurrikans, der wahrscheinlich die Europäische Union zerschmettern wird, diese interessanten Zeilen:

Ich bin übrigens immer noch in Athen. Hier wehen inzwischen keine Tränengasschwaden mehr durch die Straßen, wie ich es von früheren Aufenthalten her kenne, und es werden auch keine Bankfilialen-Schaufenster mehr eingeworfen von wütenden jungen Anarchisten. Die Banken sind ja seit eben geschlossen, und die Anarchisten sind wahrscheinlich alle grad im Urlaub oder einfach furchtbar gelangweilt von den Sorgen der kleinen Leute um ihre kargen Euro-Ersparnisse. Und so lümmelt die örtliche Polizei vor ihren blauen Bussen herum, spielt mit ihren Smartphones und langweilt sich auch fast zu Tode. Die kleinen Leute langweilen sich nicht, die vertreiben sich die Zeit mit genervtem Schlangestehn vor den Geldautomaten und heben an Euros ab, was sie haben kriegen können und (derzeit noch) kriegen dürfen.

Weiterlesen

Abteilung: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus | Kommentare (1)

Das vorstellbare Glück. Ein Geburtstagsgruß

Montag, 29. Juni 2015 23:25

Ror Wolf, der bedeutendste deutschsprachige Dichter unserer Zeit, begeht heute seinen 83. Geburtstag. Das ist für jeden, der sich aus Literatur etwas macht, eine Freude, und an einem Tag wie diesem, der vor Katastrophenmeldungen nachgerade dröhnt, sogar ein Trost. Wolfs Dichtung bietet einer Welt, die ihren Wahnsinn immer schlechter verbirgt, weiterhin die Stirn; und es besteht kein Zweifel daran, wer sich beim Zusammenstoß eine Beule holen wird. Obwohl Ror Wolf explizit politische Texte niemals verfaßt und seinen Abscheu vor jederlei Ideologie wiederholt erklärt hat, steht seine Kunst für das Unbestechliche, Eigenwillige, Integre, Widerständige, das in der Einen Welt der Neoliberalen immer seltener und daher immer nötiger wird. Es schadet niemandem, sich ein Beispiel an Wolfs Konsequenz, Mut und Souveränität zu nehmen.

Weiterlesen

Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Selbstbespiegelung | Kommentare (2)

Du bist der Boß!

Dienstag, 16. Juni 2015 22:56

Rowohlt_Trauerkraehen_01_(c)_Kay_Sokolowsky

Spontane Trauerkundgebung für Harry Rowohlt in der Osdorfer Feldmark (Hamburg)

—-
Kein Bär von geringem, sondern einer von eminentem Verstand hat sich leider, leider für immer in den Hundertmorgenwald zurückgezogen. Er verstand ungewöhnlich viel, zum Beispiel vom Geschichtenerzählen. Doch am meisten von der Sprache, aus der die Poesie zieht, was Sprache werden soll. Harry Rowohlt konnte gegen gewaltige Kleinigkeiten wie ein Satzzeichen polemisieren wie hierzulande sonst nur Gremliza und Henscheid. Und wahrte dabei stets einen warmen Ton, so, wie man es sich von einem großen Bären wünscht.

Ich habe einige Male mit dem bedeutenden Mann geplaudert, nie sehr lange. Kollegial, weiter nichts. Und ich möchte mich jetzt backpfeifen dafür, Rowohlt nie gesagt zu haben, wieviel Spaß und Bewunderung mir seine Übertragungen der Robert-Crumb- und Gilbert-Shelton-Comics seit dreieinhalb Jahrzehnten bereiten, wie oft ich Wendungen daraus benutze, etwa diese: „Puha, der Kammerjäger muß auf die Pirsch!“ Versemmelt, Sokolowsky, setzen, sechs.

Weiterlesen

Abteilung: Litterarische Lustbarkeiten, Per sempre addio, Qualitätsjournalismus | Kommentare (2)