Der schreckliche Iwan (16): Ungestauter Haß
Montag, 2. März 2015 22:32
Raten Sie mal, wo folgendes Zitat zu lesen ist – und zwar nicht bloß unwidersprochen, sondern affirmativ avec aplomb:
„(Viele deutsche Politiker) unterschätzen die Verschlagenheit und die Brutalität von Russen.“
Nein, falsch, das stammt nicht aus dem Völkischen Beobachter von 1942. Auch nicht aus der National-Zeitung von 1982. – Wie bitte? Heinrich-Böll-Stiftung? Schon wärmer, doch immer noch daneben.
—Diesen Satz, den Joseph Goebbels nicht authentischer hätte hetzen können, hat Die Zeit veröffentlicht. Ausgesprochen wurde er von dem baptistischen Eiferer Hermann Hartfeld. Das 1-a-Propagandastück – in dem es wieder mal gegen die unfaßbar bösen „prorussischen Separatisten“ geht – faßt Hartfelds legenda aurea so zusammen:
Ein rundes Gesicht mit einem freundlichen Ausdruck. Er ist Pastor im Ruhestand und hat viel gesehen. Geboren ist er im November 1942 in Omsk, als die deutsche Wehrmacht Stalingrad eingenommen hatte und die Rote Armee begann, die Deutschen einzukesseln.
So verschlagen und brutal waren die Russen nämlich schon damals: lockten die arglosen Deutschen nach Stalingrad, um sie dann gemütlich auszuhungern!
Abteilung: Der schreckliche Iwan, Qualitätsjournalismus | Kommentare (0)