Sunset Boulevard

Samstag, 14. Februar 2015 19:12

Unter den vielen Fehlern meines Charakters sticht einer hoch hervor: Ich bin vorwitzig. Nicht vorlaut, das ist was anderes. Vorwitzigkeit meint Naseweisheit, vulgo: Besserwissen. Dabei hätte ich es aus einem Vierteljahrhundert Berufserfahrung besser wissen sollen: Nach einem Kraftakt wie meiner Sonnenanbeterei von gestern fehlt mir am Folgetag die nötige Lauge. Auch die Laune.

Zwar habe ich Herrn Herpers vor lauter Freude über seinen sehr freundlichen Kommentar großmundig versprochen, heute Bemerkungen zur Technomystik in 2001 zu veröffentlichen. Aber für so was bin ich itzt schlicht zu dumm. Oder zu faul. Beides.

Dies Thema also ein ander Mal. Morgen nämlich stehen meine Anmerkungen zur Hamburger Bürgerschaftswahl auf der Startseite ganz oben. Schon ab 7Uhr in der Früh kann der bislang unentschlossene Bürger sich hier mein Bild machen. (Und diesen Termin halte ich ohne Probleme; der Text ist nämlich schon fertig. Ha!)

Doch heute? Ziehe ich mich mit einer Photoserie aus der Affäre. Sozusagen als Abglanz meiner Epiphanie – der Sonnenuntergang vor ein paar Stunden über der Osdorfer Feldmark.

Feldmark-Dämmerung_14-02-15_01_(c)_Kay_Sokolowsky

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Epiphanie

Freitag, 13. Februar 2015 18:58

Gustav Holst, Olaf Stapledon, Stanley Kubrick, aber besonders dem SDO-Team
im Nasa Goddard Space Flight Center gewidmet


Vor fünf Jahren, am 11. Februar 2010, startete das Solar Dynamics Observatory (SDO)
in einen geostationären Orbit knapp 36.000 Kilometer über Südkalifornien. Seither beobachtet die Sonde eine unnahbare Gottheit, die von den Menschen unter vielen Namen angebetet wurde (und seit neuerer Zeit in, natürlich: Kalifornien, in einigen Bergwäldern, wieder wird): Ra, Huitzilopochtli, Lugh, Mitra, Utu, Helios, Sol … Unsere Heimatsonne. Der brave Forschungsrobot sandte bislang 200 Millionen gestochen scharfe, weit über den Frequenzbereich menschlicher Augen hinausreichende Bilder heim. Daraus entstanden Zeitrafferfilme, deren spektakulärste und atemverschlagendste die Nasa nun zu einem Jubiläums-Clip montiert hat.

Verdunkeln Sie den Raum. Schalten Sie die Telephone stumm. Drehen Sie die Computerlautsprecher auf; der hymnische Score (der sehr nach Jerry Goldsmith klingt) ist es wert. Klicken Sie auf „Play“ und „Full screen“. Entspannen – und den Blick bitte nicht abwenden:

Wenn Sie jetzt weiterlesen, haben Sie den Film wahrscheinlich bis zum letzten Take und Takt gesehen, und falls es etwas dauerte, bis Sie wieder in meine Art Notizbuch zurückkehrten, dann vermutlich, weil Sie wie ich die Nässe aus den Augen wischen mußten. Gestern versprach ich Ihnen, Bekenntnis abzulegen. Hier kommt es.

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Mitteilung der Redaktion

Donnerstag, 12. Februar 2015 23:59

Liebe Leserin, lieber Leser, ich weiß, ich weiß: Ich gelobte zu Jahresbeginn, jeden Tag ein Posting zu, ähm, posten. Ich habe bereits einmal gefehlt und das bis heute nicht gutgemacht. Also muß ich schnell was hier reinschreiben, um meine Lage im Gelöbnisland nicht noch zu verschärfen.

Ich weiß und bedaure, daß jene unter Ihnen, die täglich nach meiner Unterweisung und Unterhaltung „dürsten“ (K. Diekmann), von dieser Notausgabe bitter enttäuscht sein werden.

Aber ich habe (und jetzt werde ich ernst:) vor ein paar Stunden nichts Geringeres gehabt als eine Erscheinung. Nichts Kleineres als eine Offenbarung. Eine mystische Vision, vermittelt durch Wissenschaft und Technik. Ein fünf Milliarden Jahre altes Wunder. Ich muß mich, meine Augen, meinen Verstand von diesem Anblick eine Nacht lang erholen, wenn Sie erlauben. – Danke!

Wenn‘s beliebt, schauen Sie doch Freitagmittagnachmittagabend, so gegen 13 16 17 18 19 18.58 Uhr*, wieder vorbei. Dann werde ich alles erklären. Und ein Bekenntnis ablegen.

„Hat er tatsächlich ‚Bekenntnis ablegen‘ gesagt?“ – Er hat. Bis später!

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Vanity fair

Mittwoch, 11. Februar 2015 22:09

Grad als ich dachte, ich hätte mich an meine neue Weltberühmtheit gewöhnt und könnte gelassen, ja, lässig mit der scheuen Bewunderung der Hamburger umgehen, geschieht das hier: Ich steige aus der S-Bahn und sehe vor mir das Campact-Plakat, auf dem ich so schöne rote Waschbäraugenringe habe.

Campact-Bahnhofsplakat_(c)_Martina_Sokolowsky

Ehrliches Gesicht, denke ich. Ein gerader Typ. Weiß, wovon er redet. Ernst, wo‘s sein muß, humorvoll, wenn‘s paßt. Keine falsche Bescheidenheit: Ich mach was her als Polit-Ikone!

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Der schreckliche Iwan (15): Ultima irratio

Dienstag, 10. Februar 2015 23:15

Vor drei Tagen widmete ich mich einem Pamphlet des MSC-Chefs Wolfgang Ischinger. Meine Vorhersage, daß der Ton, die Geschichtsfälschung und die Irrsinnslogik, die Ischinger vorgibt, umgehend den (bitte entschuldigen Sie das häßliche Wort:) Diskurs bestimmen werden, ist wie von selbst erfüllt worden. Die Propaganda der Poroschenko-Versteher redet von gar nichts anderem mehr als den „Defensivwaffen“, die Putin endlich Mores lehren sollen. Am lautesten schreien nach den Mord- und Totschlaginstrumenten wie immer seit ihrer Lobotomisierung durch Joseph Fischer die Grünen und alle, die ihnen nahestehen, also auch solche Spezis wie der Steffen Dobbert von der Zeit.

Unter dem Titel „Es braucht Waffen, um diesen Krieg zu beenden“ legte er heute ein beeindruckendes Zeugnis geistiger Verödung vor. Darin heißt es:

Tausende, vielleicht sogar 50.000 Menschen haben durch den Ukraine-Krieg bisher ihr Leben verloren, jeden Tag werden es mehr, und weitere Tausende flüchten gerade aus Angst vor dem Tod aus dem Donbass.

Daß die meisten von ihnen lieber in Putins Reich des Bösen Zuflucht suchen als in der furchtbar freien Westukraine, erwähnt Dobbert nicht, so wie es ihm keine Zeile wert ist, von dem Enthusiasmus zu schreiben, mit dem die ukrainische Armee Krankenhäuser und Wohnviertel in Schutt und Asche bombt.

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Der schreckliche Iwan (14): Silent Green

Montag, 9. Februar 2015 23:45

Cr2o3_gruener_farbstoff_(c)_Achim_Hering

Basismaterial zur Herstellung von Putin-Verschmähern

Das, was folgt, kann auf Zeit online nachgelesen, dem Putin bislang aber nicht in die Stinkstiefel geschoben werden. Deshalb ist es für die Machthaber der Qualitätsmeinung, die gestern alle noch „Charlie“ hießen, kein Thema, ein großes sowieso nicht:

In der Ukraine ist der Fernsehjournalist Ruslan Kuzuba inhaftiert worden, weil er sich öffentlich gegen die Einberufung von Zehntausenden Reservisten ausgesprochen hat. (…)
Ein SBU*-Sprecher bestätigte den Vorgang. Kuzuba werde Hochverrat und Spionage vorgeworfen. Ihm drohten bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Ein Gericht verlängerte seine Untersuchungshaft auf 60 Tage.
(…) „Lieber gehe ich ins Gefängnis, als mich an diesem Bruderkrieg zu beteiligen“, erklärte [Kuzuba]. „Ich lehne diese Mobilisierung ab und rufe alle mit klarem Verstand dazu auf, sich ebenfalls zu verweigern.“ (…)
Allein in Kuzubas westukrainischer Heimatregion sollen 40 Prozent der einberufenen Männer die Ukraine inzwischen verlassen haben.
* Ukrainischer Inlandsgeheimdienst

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Der schreckliche Iwan (13): Propagation

Sonntag, 8. Februar 2015 22:47

In, um und über die Ukraine gibt es viel Lüge, Blendwerk und Propaganda. Wer nach deren Urhebern in unseren Qualitätsmedien sucht, den führen alle Wege nach Moskau. Die Unbestechlichkeit, Ausgewogenheit, Skepsis, Überparteilichkeit und Wahrheitsliebe der deutschen Presse hingegen sind vorbildlich für die ganze Welt. Dieser wie Donner hallende Ruf verdankt sich nicht zuletzt Schlagzeilen wie jener, die heute in der Online-Ausgabe der Hamburger Morgenpost veröffentlicht wurde:

Provokation_08-02-15_(c)_Hamburger_Morgenpost


Bei Hitler ging es bekanntlich genauso los. Erst schickte er Medikamente, Schlafsäcke, Zelte, Babynahrung und Energieriegel nach Gleiwitz. Und dann wurde ab 5 Uhr 45 zorrröckgäschossän.

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Der schreckliche Iwan (12): Null und nichtig

Samstag, 7. Februar 2015 23:00

640px-Division_durch_Null_Aufmacher_(c)_XenonX3Die „51. Münchener Sicherheitskonferenz“ (MSC) ist erst Sonntagabend vorbei, aber niemand muß bis zu ihrem Ende warten, um zu wissen, welche Botschaft sie in die Welt senden soll: Frieden schaffen mit Bergen von Waffen. Der Vorsitzende der MSC, Wolfgang Ischinger, hat mit seinem Adlatus Tobias Bunde bereits am Freitag für die Frankfurter Allgemeine aufgeschrieben, was nötig sei, um den Bürgerkrieg* in der Ukraine zu beenden:

Wer jetzt eine diplomatische Lösung (…) will, muß das Kalkül der Separatisten und ihrer russischen Unterstützer verändern. Die Vorschläge einer amerikanischen Expertengruppe zielen genau darauf ab. Sie wollen Kiew die Möglichkeit geben, sich selbst zu verteidigen, keine neuen Offensiven ermöglichen.
Dazu brauche die ukrainische Armee unter anderem moderne Kommunikationssysteme, Panzerabwehrwaffen, Drohnen und Radarsysteme.“

Der feine Herr Poroschenko hat diesen Etikettenschwindel – es gibt keine Waffen, die ausschließlich defensiv gebraucht werden können – dankbar übernommen. Bei seinem Auftritt vor der MSC** forderte der Schokoladenoligarch „erneut Waffenlieferungen aus dem Westen. ‚Wir sind eine souveräne Nation, wir haben das Recht, uns zu verteidigen‘, sagte Poroschenko. Es gehe nicht um tödliche Waffen, sondern um Waffen zur Verteidigung.“ (Spiegel online)

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