Adventskalender (2): Blanker Horror

Montag, 24. Dezember 2012 15:03

Das ist wieder typisch Sokolowsky: verspricht vor 3 (drei!) Wochen, er würde „beim nächsten Mal“ von seinen Erlebnissen auf dem Blankeneser XXX-Mas-Markt berichten, und was passiert? Nichts. De rien. Nada. Statt dessen setzt er sich hin und schreibt für die Taz eine Grusel-
geschichte
, die auf einem ganz anderen Weihnachts-
markt spielt.

Und dann bildet dieser, pardon, Weihnachts-
mann sich ein, er könnte Ihnen – Ihnen! – befehlen, sich die Story nicht online und für lau reinzuziehen (stimmt doch, daß Sie nie auch nur einen Cent via Flattr hinterlassen, oder?). Sondern durch den traditionellen Heiligabendregen zum nächsten Bahnhofskiosk zu tapern und die Taz käuflich zu erstehen. Denn sonst, da hat Sokolowsky allerdings recht, entgeht Ihnen das bildschöne, ähm, Bild, das die vorzügliche Zeichnerin Anna Zimmermann dazu, öh, gezeichnet hat.

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Quo vadis, Qualitätsjournalismus (2): Krampf

Montag, 24. Dezember 2012 0:53

Nicht top-, aber mindestens bis zur nächsten Zeitungspleite aktuell äußert sich Kay Sokolowsky in der neuen Ausgabe von Konkret über den innigen Zusammenhang von Neoliberalismus und Pressetod, von Medienmachen und Medienverachtung, von Di Lorenzo und Druckfehler.

Sokolowskys Kolumne „Pfeifen im Blätterwald“ kann man übrigens auch online nachlesen – leider mit einem grottendumm verbesserten Titel: Das hinzugefügte „Das“ ist so daneben, daß es dem Autor wehtut. Und, noch bedauerlicher, WWW-Konkret hat Sokolowskys Widmung an Thomas Thielemann kassiert, einen ebenso unerschrockenen wie klugen Betriebsrat, einen Kollegen, der diesen Namen wirklich verdient hat. Das Internet ist offenbar doch der Erzfeind des Holzmediums! Bzw. der Internet-Redaktör.

—Immerhin: Der Rest des Textes entspricht dem von Sokolowsky geschriebenen Wort. Und dieser RestDer Artikel darf gern an die einschlägigen Medien-Blogs weiterempfohlen werden.

* Die Konkret-Redaktion hat inzwischen beide Fehler repariert –
und dafür danke ich sehr. KS

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Per sempre addio: Michael Quasthoff

Sonntag, 9. Dezember 2012 9:00

Für Renate

Ich würde ihn gern anrufen, um ihn zu fragen, ob ihm das hier recht ist. Wahrscheinlich nicht. Er hielt nicht viel davon, machte man um ihn ein Gewese. Dann würde ich erwidern: „Michael, bitte, man wird doch nur einmal 55!“ Dann hätten wir über die Schnapszahl geflachst. Und wenn ich ihm gesagt hätte, daß ich als Aufmacher-Photo das magische Bild verwende, das Marion Gülzow von ihm mit seinem Wodka-Gläschen gemacht hat: Nun, dann hätte ich ihn schon zu Vierfünfteln rumgekriegt, glaube ich. „Kein Thema“, hätte er gesagt, um den Fall abzuschließen, „ich werd‘ ja nur einmal 55.“

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Adventskalender (1): Jeder liebt dich, wieso ich?

Sonntag, 2. Dezember 2012 2:42

… heißt ein als Zeitung getarnter Werbeprospekt, den die DB periodisch in den Waggons der Hamburger S-Bahn auslegt, um Kunden für ihren famosen Regionalverkehr zu – wie heißt das? ach ja: – zu generieren.

   Von romantisch verwesenden Provinzbahnhöfen, besinnlichen Stunden beim Halt auf freier Strecke und anheimelnden Düften aus dem einzigen funktionierenden Klosett wird darin leider nie berichtet. So auch nicht in der Novemberausgabe, die sich saisongerecht diesem Thema widmet:

Wobei der Akzent des scheußlichen, auf Großhirn-
rindenschimmel kultivierten Adverbs selbstverständlich auf dem „voll“ liegt. Denn, meine Güte!, wenn einer wirklich Kultur hat, statt von ihr voll zu sein, dann meidet er tunlichst alles, was sich dieser Tage aufbrezelt, um ein Sentiment zu – wie nennt sich dasl? ja, ich hab’s: – zu generieren, das schon verlogen war, als die Leute noch wußten, daß der Sohn des HErrn nicht der Weihnachtsmann ist. Jedenfalls sagt ein Mensch mit Kultur höflich „Nein, danke“, wenn die Broschüre bekannt gibt:

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Eine Zensur fand mal nicht statt

Mittwoch, 28. November 2012 21:42

In der Dezember-Ausgabe von Konkret erläutert Kay Sokolowsky, warum im Fall des gewesenen CSU-Pressesprechers Hans Michael Strepp und seiner Sonntagmorgentelephonate mit dem ZDF das Geschrei von wegen „Zensur“ ziemlich daneben und bigott gewesen ist – und warum bei den Öffentlich-Rechtlichen die Öffentlichkeit sowieso keine Rechte hat.

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Director’s Cut (4): Das Scorsese-Treatment

Samstag, 17. November 2012 20:00

Die Serie „Director‘s Cut“ versammelt Texte von mir, die bereits vor Jahren, aber nie in ihrer ursprünglichen Form erschienen sind. Hier sind sie endlich so zu lesen, wie sie mal gedacht waren, bereichert um Szenen oder Exkurse, die einst an den engen Grenzen des Layouts scheiterten, beschnitten um Sätze und Formulierungen, die dem Autor heute eher peinlich sind. Für jede Neupublikation gibt es einen Grund – heute ist es der 70. Geburtstag Martin Scorseses, des größten Filmregisseurs nicht nur unserer Zeit.

Vorspann:
„Kino und Religion, das ist mein Leben. Sonst nichts.“
Sagt Martin Scorsese, das größte Genie, das Hollywood seit John Ford zu bieten hat. Er verfertigt Filme, die wirken wie Katechismen der Kinokunst; und redet er über Gott, wird ein greller Reißer namens „Kap der Angst“ daraus. Besessener Perfektionismus, eine fanatische Lust an Selbst-
zerstörung und Bildersturm durchziehen sein Werk; und obschon dieser zartgebaute Mann bestimmt noch keiner Fliege was zuleide getan hat, macht ihm die Inszenierung von Gewalt so leicht keiner nach. (Freilich machen sie alle, von Oliver Stone bis Quentin Tarantino, es ihm nach.) Ein Regisseur, der nichts mehr fürchtet und haßt als die Arbeit am Set. Ein glühender Katholik, der sich dreimal scheiden ließ und auch seinem Herrn – in der „Letzten Versuchung Christi“ – einen vernünftigen Beischlaf gönnt. Ein durchaus widersprüchlicher Charakter. Und darum lassen seine Filme, im Guten wie im Bösen, keinen kalt.

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Bored beyond belief (11): SechsSechsSechs

Sonntag, 11. November 2012 23:11

Ich mach so was sonst nie: nach nur einem Absatz Lohn- und Brottext gucken, wieviele Buchstaben ich bereits verschleudert habe. Aber diesmal hat es mich gejuckt, die Zeichen zu zählen. Das kann unmöglich ein Zufall sein. Und selbstverständlich ist ebenso wenig ein Zufall, was ich dann zu sehen bekommen habe:

In meinem Manuskript – ein Monogramm des Antichrist! Von welchem der Apokalyptiker Johannes schreibt: „Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig!“ (Offenbarung 13, 18)

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Quo vadis, Qualitätsjournalismus? (1): Krempel

Dienstag, 6. November 2012 22:32

Am 6. November um 17.40 Uhr bringt die Online-Seite der Süddeutschen Zeitung, um eine echte Meldung verlegen, diese brechreizerregende Neuigkeit (engl. „Breaking news“) zur Präsidentenwahl in den USA:

Eine halbe Mausradumdrehung tiefer ergeht sich Alexandra Borchardt in einer Betrachtung über den „Politiker-Trend zu umgeschlagenen Hemdsärmeln“, die mindestens so komisch ist wie ein abgerissener Manschettenknopf:

Haben Sie was gemerkt? Nein? – Augenblick, ich zeige Ihnen die Seite im Zusammenhang:

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