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Ich adoptiere einen Aphorismus

Sonntag, 29. März 2015 23:59

Über die „Pflicht“ knarzt der Geheime Rat Goethe in den Maximen und Reflexionen:

Pflicht: Wo man liebt, was man sich selbst befiehlt.
No. 1089 in der Hamburger Ausgabe

Als schöne Pflicht galt mir, so lange ich es liebte, jenen Guten Vorsatz vom 1.iJanuar zu erfüllen, in welchem ich mir befohlen hatte, täglich etwas zu verbloggen.

Vorsätzliches Ende, Trümmerdetail

Vorsätzliches Ende, Trümmerdetail

Inzwischen beansprucht die Einlösung des in ziemlich naiver Unbekümmertheit rausgeplatzten Versprechens einen übergroßen Teil meiner Freizeit. Wie sie den Blogposts seit dem 22. März gewiß anmerkten, habe ich die Partien nicht mehr aus Liebe zum Werkstück, sondern unter Schüben der Wut und Frustration verfaßt. Das sollte kein Autor sich auf Dauer antun; gleich gar nicht einer mit Neigung zu Durchblutungsstörungen. Die Pflicht erlischt, Goethe weitergedacht, am Verdruß. (Et hoc: 81 Tage lang habe ich meinen guten Willen bewiesen; das übertrifft die Prinzipienfestigkeit und Kondition der Hamburger Grünen um immerhin 79 Tage!)

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Thema: Bored beyond belief, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo, Unerhört nichtig | Kommentare (0) | Autor:

Aufgelesen (2): (Halb) Hamburg hat gewählt

Dienstag, 17. Februar 2015 21:59

Abfall_Wahl_Aufmacher_(c)_Kay_Sokolowsky

Angewandte Postdemokratie (Symbolphoto)

Die Aussicht, künftig einen sprechenden Honigkuchen als Zweite Bürgermeisterin ertragen zu müssen, ist keine schöne. Aber ich habe einen ertappten Kokser mit Neigung zum Größenwahn überstanden, dann sollte eine mopsfidele Nichtraucherin gerade noch zu schaffen sein. Das denkt der Scholzomat ebenfalls, und deshalb will er mit niemand sonst über eine Koalition reden als mit den Dümmsten, Schmiermittelkompatibelsten, und das sind, trotz harter Konkurrenz durch das Suding-Syndikat, nachweislich die Grünen.

Es brauchte nämlich nur ein paar Minuten nach der ersten Hochrechnung, bis die Bundesvorsitzende des Freundeskreises Poroschenko, stop, Quatsch, der Grünen, Simone Peter, ins Mikrophonbüschel quakte: „Wir werden uns nicht billig verkaufen.“ Hier werden ökonomische und politische Sphäre nicht vermischt, sondern vereint. Trotzdem dürfte Frau Peter ihr Armutszeugnis für ein trotziges Statement halten. Im Selbstbetrug lassen sich die Grünen nun mal von keinem was vormachen; außer, vielleicht, von ihren Wählern. Wo die parlamentarische Demokratie vergammelt, wo republikanische Werte begeistert der Verwertung zugeführt werden, ist nichts leichter (und billiger) zu kaufen als eine Partei. Den aktuellen Tarif entnehmen Sie demnächst der Tagespresse.

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Six seconds on the silver screen

Mittwoch, 4. Februar 2015 23:35

Sofern Sie in Hamburg leben, könnte es sein, daß Ihnen dieser Tage ein Plakat begegnet, auf dem neben mehreren anderen Männern und Frauen Kay Sokolowsky – wenngleich künstlerisch verfremdet – zu erkennen ist. Das Transparent stammt von Campact und soll die Insassen der Hansestadt anregen, vor der Bürgerschaftswahl am 15. Februar über TTIP und CETA nachzudenken; weitere Informationen (und das Poster) finden Sie im Blog des Campact-Teams.

Wie Sokolowsky auf den Anschlag kam, ist schnell erzählt. Vor mehreren Wochen bat Campact per Rund-E-Mail um prägnante Slogans wider die geplanten Abkommen. Wer wolle, möge ein Digitalphoto beilegen, es sei Größeres geplant. Sokolowsky hatte die Sache schon wieder vergessen, als ihm mitgeteilt wurde, er sei erstens für das Plakat ausgewählt worden und zweitens eingeladen, seinen Spruch in einem Kinospot aufzusagen.

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Das Juwel erfüllt einen Hartzenswunsch

Samstag, 23. August 2014 14:35

348Sandbild_im_Sera_Kloster_Ausschnitt_(c)RThieleDer Dalai Lama kommt an diesem Wochenende mal wieder nach Hamburg und erzählt drei Tage lang, was ihm so durch die kahle Rübe rumpelt. Vielleicht ist sogar ein Gedanke dabei.
Um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, eine Veranstaltung allein jenen Fettrandbürgern zu bieten, die ihre Geldgier satt und nun einen gewissen Hunger nach Immateriellem haben (ohne deshalb auf den Cayenne-Zweitwagen und die Drittvilla auf Sylt verzichten zu wollen), bietet der Kundün, deutsch: „Das wunscherfüllende Juwel“, Schülern, Studenten und Hartz-IV-Almosenempfängern vergünstigte Tagestickets an.
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Die beste aller Welten (8)

Freitag, 27. Juni 2014 0:15

In der Hamburger Morgenpost steht am 26. Juni dies auf Seite 8:

Emotionaler Verhandlungstag im Yagmur-Prozess. Als gestern Handy-Fotos des zu Tode geprügelten [dreijährigen; K. S.] Mädchens gezeigt wurden, weinte die angeklagte Mutter. […]

Auf den ersten Blick ganz normale Eltern mit einem ganz normalen Kind. Auf einigen Bildern aber sind dunkle Flecken in Yagmurs Gesicht und an den Beinen zu sehen. […]

Selbst eine Richterin ließen die Aufnahmen nicht kalt. Sie wirkte erschüttert, als die Bilder gezeigt wurden, und legte kurz die Hände vor das Gesicht.


Und das darf man in derselben Ausgabe auf den Seiten 6 und 7 lesen:

Anfang Mai war Gigi-Daniel Filip (26) aus Rumänien nach Neu-Wulmstorf (Landkreis Harburg) gekommen. In der Hoffnung auf ein gutes Auskommen, auf einen guten Job. Einen Job in der Fleischfabrik „Schwarz Cranz“ von „Wurstkönigin“ Kristin Schwarz. Doch nun steht Filip vor dem Nichts. Von seinem Gehalt hat er keinen Cent gesehen, wie er sagt.

„Ich kann meine Miete nicht mehr bezahlen, sollte für Mai eigentlich 700 Euro Gehalt bekommen“, sagt Filip […]. Viele Stunden habe er in der Wurstfabrik geschuftet, nun fühle er sich übers Ohr gehauen. […]

Neben Gigi-Daniel Filip fühlen sich auch andere Mitarbeiter um ihren Lohn betrogen. Und sie befürchten, daß sie von ihrem hart verdienten Geld nicht viel sehen werden. Denn gestern kam heraus: Das Subunternehmen „Birservice GmbH“ ist insolvent. […]

Gestern räumte ein Sprecher der Wurstfirma allerdings ein, daß man bereits im Oktober vergangenen Jahres über die schlechten Zustände in einer der Arbeiter-Unterkünfte von „Birservice“ informiert worden sei. Warum man die Zusammenarbeit nicht umgehend beendet hat, erklärt er so: „Frau Schwarz [die Wurstkönigin; K. S.] hat alle Unterkünfte inspiziert und diese eine schließen lassen. Sie hat sogar selbst neue Matratzen gekauft.“


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Thema: Die beste aller Welten, Kaputtalismus, Man schreit deutsh | Kommentare (1) | Autor:

Großstadtdschungel, c/o Geranienweg

Sonntag, 25. Mai 2014 23:52

Eine abenteuerliche Szene aus dem alten Osdorf

Baerenfamilie_Geranienweg_(c)_Kay_Sokolowsky

DRAMATIS PERSONAE

EIN MANN (mit Fahrrad)

PAH, Jungbärin

PUH, Jungbär

URSA, Mutti

(In einiger Entfernung hört man einen Mann laut schnaufen. Er nähert sich rasch, vermutlich sitzt er auf einem Fahrrad.)

PUH. Da kommt er wieder!
Wie gestern!

PAH. Ja! Er kommt! Wie
vorgestern!

URSA. Nur die Ruhe.
Der kommt jeden Tag.

PUH. Das sagst du jedesmal. Und dann …

PAH. … ist er schon wieder weg. Entzieht sich seiner Bestimmung –

PUH. – als Beute!

URSA. Diesmal nicht, Kinder. Und bitte kein Gemoser. Ich hör das.

PAH. Puh! Sie schon wieder!

PUH. Pah! Immer dieselbe Leier.

(Das Schnaufen ist ganz nah. Fahrradgeklapper. Jemand steigt mit schweren Beinen aus dem Sattel.)

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Thema: Bored beyond belief, Timmis Freunde, Unerhört nichtig | Kommentare (2) | Autor:

Hochwasserkatastrophe jetzt auch in Hamburg!

Mittwoch, 12. Juni 2013 17:14

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Aphone Aphorismen (1): Schall und Rauch

Dienstag, 28. Mai 2013 23:37

Durch Zwielicht und Regenluft den Katzenstieg passiert. Vor mir ein Hund mit Menschen-
anhang, hinter mir ebenso. In Ahorn und Buche tönt Wettgesang der Amseln. Doch nirgendwo: eine Katze. Ist dergleichen Irreführung mit Namen in dieser Welt der Schwindeletiketten nicht längst die Norm? War je schon jemand im Entsorgungspark sorglos? Wo wurde auch nur ein Mal Energie erneuert, die Entropie widerlegend? Fließt aus den Alpen Milch? Paßt ein Tiger in den Tank? Wer hat eine Augenklappe bei den Piraten? Was wäre, bitteschön, engelhaft an Angela (Merkel)? Sah man irgendwann ein Schiff vertäut am Kay? Was Wunder, daß Katzen prinzipiell nicht auf die Namen hören, die wir ihnen geben.

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