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My fair vanity

Freitag, 25. März 2016 22:13

Mit speziellem Gruß an Bernd Ladwig


Anmerkungen zur Polemik, erster Durchgang

Das öffentliche Schreiben, egal auf welchem Niveau, besteht zu mindestens einem Viertel aus Posieren, das heißt, aus dem Ideal, das der Schreiber von sich hat, wenn er seine Mitteilungen an ein Publikum richtet. Weitere wenigstens zehn Prozent jedes von Menschen für Menschen verfaßten Schriftstücks sind Anbiederung an die jeweils als Leserschaft vorgestellte Gruppe (man kann es auch, freundlicher, den Wunsch nach mehr Gehör nennen). Und die übrigen max. 65 von 100? Die sollten aus dem Talent bestehen, Wörter gut zu behandeln und den Stil an je andere Textformen anzupassen, ohne ihn zu verlieren. Und was passiert, wenn das Posieren, sagen wir, auf 60 Prozent anschwillt und zugleich das Anbiedern auf 30? Dann haben Sie eine brauchbare Formel für Henryk M. Broder.

Wo wiederum das Bosseln an den Sätzen so maßlos wird, daß man das Massenpublikum vergrault, befindet sich der Autor auf jeden Fall in einer Gesellschaft, die ihm behagt, weil sie nicht unter seinem Niveau denkt. Deshalb kann der Prosafetischist darauf verzichten, auch bloß ein Quantum seines stilistischen Bemühens an Gefälligkeiten oder Selbstdarstellung abzugeben: Die Eigenherrlichkeit der Sätze ist die des Autors, das Pflastern der Absätze mit Anspielungen, Halbzitaten und Doppeldeutigkeiten das Beste, was er seinen Lieblingslesern an Unterhaltung anzubieten hat, und des Schreibers Passion für Form und Architektur eines Textes verhindert, daß er zuviel Passion für sich selbst entwickelt. Sie können sich denken, daß ich hier von mir rede bzw. von dem, was ich in meinen Arbeiten versuche: einen Stil, der sich aus diversen Quellen speist, doch unverkennbar meiner ist, Marotten und Manierismen inbegriffen, zum Beispiel ein fatales Vergnügen an Wortspielen und Adjektiven.

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Thema: Litterarische Lustbarkeiten, Qualitätsjournalismus, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (3) | Autor:

Zum 75sten eines vorbildlichen Mannes

Freitag, 20. November 2015 22:32

Lieber Hermann L. Gremliza,

alles Gute, Glück und, muß auch sein, Gesundheit wünsche ich Dir zu Deinem schön runden Geburtstag!

Wer immer mich fragt, was der Stilist, Satiriker, Analytiker, Herausgeber Gremliza mir bedeutet, dem oder der kann ich nur antworten: „Man rühmt nicht die Luft, die man atmet.“ Dazu allerdings eine Fußnote:

Auf der Liste mit den nicht sehr vielen Dingen, auf die ich mir was einbilde, steht recht weit oben dies: „Du“ zu Dir, lieber Hermann, sagen zu dürfen. – Vor ziemlich genau 30 Jahren hatte ich zum ersten Mal ein neues Konkret in der Hand. Deine Kolumne war mir etwas unheimlich, weil ich nicht alles darin verstand. Den „express“ aber, den begriff ich sofort, und wenn ich meine Lieblingspointen noch mal und wieder las, sogar richtig. Seinerzeit stellte ich es mir gern vor, mit diesem laserskalpellscharfen Autor irgendwann einmal auf „du“ zu sein. Dieser Wunsch wurde mir erfüllt – möge es auch mit Deinen so gehen.

Vivat und feier schön!

Dieser Geburtstagsgruß ist Teil eines großen Gebindes, in dem Autoren von Konkret dem vorbildlichen Mann die Ehre erweisen. Und weil ich bisher noch nie einen Grund sah, den Kollegen Dietmar Dath zu loben, will ich ihm für seine Glückwunschadresse an HLG nun ein besonders großes Kompliment entbieten: Ein bezauberndes Stück hat Dath da gedichtet! (Und ich muß evtl. ein Vorurteil überdenken.)

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Fritz der Große

Dienstag, 29. September 2015 23:00

Ein Autor, der sich schwer tut mit demiSchreiben, braucht nicht bloß furchtbar und so gut wie immer zu lange für seine Sätze (wovon die Lektoren und Redakteure Kay Sokolowskys ein traurig‘ Lied singen können). Solch ein Autor hat es auch nicht leicht mit seinen irgendwann, irgendwie fertig gewordenen Texten, sobald sie gedruckt vor ihm liegen. Kaum ein Satz, der ihm gefällt, kein Absatz, dessen Durchführung ihm restlos behagt. Um so erfreulicher für Sokolowsky, daß er an seinen Auftritten im neuen Heft von Konkret nichts zu bereuen hat, jedenfalls nichts, was er ausplaudern möchte.

Das gilt für die 13. Folge seiner Seriei„Die Zukunft war gestern“ (diesmal über die Weltraumpartisanen von Mark Brandis alias Nikolai v. Michalewsky) ebenso wie für die Kolumne „Das Evangelium nach Haagerup“. Darin nimmt sich der Autor das neueste Heilmittel gegen den Untergang der bürgerlichen Presse, den sog. „konstruktiven“ bzw. „lösungsorientierten“ Journalismus vor und läßt davon genauso viel übrig wie sein gewaltiges Vorbild Karl Kraus vom „Presswesen“ insgesamt, z. B. in der Fackel Nr. 751-56:

Wenn sie nur die Feder in die Hand nehmen, sehen sie schon nicht mehr das Ding, das sie beschreiben wollen, und verlieren noch die Vorstellung, die sie nicht haben.

Es kann freilich sein, daß Kay Sokolowsky mit seiner Polemik so im Reinen ist, weil der Künstler Leo Leowald (dessen phantastische Homepage Sie unbedingt mal besuchen sollten) ihn dafür porträtiert hat, und zwar viel ansehnlicher, als der Autor sich selber vorkommt. (Faltenfreier sowieso.) Der etwas geschmerzte Blick, den Sokolowskys Abbild wirft, paßt zu einem selbsternannten „Salonpessimisten“ sehr wohl. Und auch darum dankt der Autor seinem Zeichner herzlich.

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Thema: Qualitätsjournalismus, Sokolowsky anderswo | Kommentare (4) | Autor:

Twentyfivesomething

Mittwoch, 2. September 2015 22:52

Jeder Autor mit Ambitionen hofft auf den Moment, in dem er denken darf: „Nun!, hat das Gewürge sich doch gelohnt.“ Solch einen Moment hat KayiSokolowsky soeben durch die September-Ausgabe von KONKRET erfahren. Dort hinterläßt Leserin Gerlinde Bakenhus mit Blick auf Sokolowskys SF-Nachlese „Die Zukunft war gestern“ dieses Kompliment:

Die besten Buchtipps gibt esiseit einiger Zeit nicht mehr bei „buch & markt“, sondern von Kay Sokolowsky. Phantastische Serie!

„Vielen Dank für Ihr phantastisches Lob!“ erwidert der Autor, der so was auch nicht alle Jahre lesen darf.

In der gepriesenen Reihe feiert Sokolowsky übrigens ein Bergfest: Die zwölfte von 24 Episoden widmet sich der Foundation-Trilogie des Gehirntiers Isaac Asimov. Kay Sokolowsky tat sich mit dieser Empfehlung etwas schwer, weil Großmeister Asimov als Wortsetzer ein Tunichtgut, in der pseudodeutschen Übersetzung sogar ein Trampeltier ist. Sokolowsky kann nur hoffen, daß Frau Bakenhus ihm für diesen ambivalenten Kaufauftrag nicht demnächst alles Wohlwollen entzieht.

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Thema: Kaputtalismus, Litterarische Lustbarkeiten, Qualitätsjournalismus, Sokolowsky anderswo | Kommentare (7) | Autor:

Wörter zerstören, wo sie nicht hingehören

Freitag, 8. Mai 2015 12:08

Regelmäßigen Besuchern dieses Weblogs wird es nicht entgangen sein, daß der Blogger sich seit einigen Wochen rar macht. Dafür gibt es allerlei Gründe, aber keine gravierenden oder gar besorgniserregenden. Manchmal hat Kay Sokolowsky einfach keine Lust, sich mit den Wörtern abzugeben, manchmal haben die Wörter keine Lust auf ihn, und manchmal, das heißt, ziemlich oft will er die Wörter einfach für sich behalten. Diese Phasen der Unlust bzw. Privatisierung könnten ein Thema für ein Blogpost sein. Aber dazu müßte Sokolowsky sehr viel Lust aufs Wörterstanzen haben undiaußerdem den Antrieb, etwas zu veröffentlichen, was höchstwahrscheinlich kein Aas interessiert. Sowieso sind, meint Sokolowsky, erheblich zu viele Wörter unterwegs, bloß um unterwegs zu sein. Ein Schwallen und Schwafeln und Schwätzen ist in der Welt, das nicht zuletzt den Wörtern schadet: Ein Verstummen und Schweigen von Zeit zu Zeit täte sowohl ihnen als auch den Lesern recht gut.

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Thema: Kaputtalismus, Man schreit deutsh, Qualitätsjournalismus, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo | Kommentare (5) | Autor:

Mars in oppositio

Samstag, 4. April 2015 23:59

Kay Sokolowsky hat bereits vor längerer Zeit (ca. Herbst ‘89) die Hoffnung aufgegeben, seine Meinung könne mehrheitsfähig werden. Die allgemeine Einverstandenheit mit dem Status quo erscheint ihm seit dem Fall der Mauer wie eine neue, viel mächtigere, weil unsichtbare Wand, an der er sich beim Versuch, sie einzurennen, nichts als Beulen und Kopfweh holen kann (und geholt hat). Was Sokolowsky allerdings nicht davon abhält, immer wieder dagegenzupoltern.

Ähnlich fest auf dem eisernen Thron wie heute saß der Kaputtalismus seit seiner Gründerzeit nicht; und anders als damals ist keine soziale Bewegung in Sicht, die ihm das Plündern und Verwüsten sauer machen könnte. Syriza? Ach je. Podemos? Schön wär‘s. Der Abgang der Marktwirtschaft ist weiter weg als ein (s.iunten) bemannter Flug zum Mars.

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Thema: Kaputtalismus, Litterarische Lustbarkeiten, Man schreit deutsh, Selbstbespiegelung, Sokolowsky anderswo, Undichte Denker | Kommentare (2) | Autor:

Abendschland und wahre Helden

Donnerstag, 29. Januar 2015 23:51

Das waren doch mal erfreuliche Schlagzeilen gestern und heute: „Pegida sagt Demo für Montag ab“ („Zeit online“), „Pegida-Bewegung – Bündnis vor der Spaltung“ („FAZ.net“), „Zerlegt Pegida sich selbst?“ („FR-online“), „Pegida schafft sich ab“ („Spiegel online“) und, sehr hübsch: „Untergang der Abendländler“ („taz.de“). Unter der Headline „Hier spinnt das Volk“ hat Kay Sokolowsky für das Februarheft von Konkret aufgeschrieben, was die Pegidazis umtreibt, und warum die Islamfeindschaft für sie nur eine Ausrede ist, um Nichtsodeutsche öffentlich hassen zu können.

Die Kabalen im „Orga-Team“ der Abendschland-Retter durch seinen Artikel ausgelöst zu haben, würde Sokolowsky nur zu gern behaupten, läßt es aber bleiben, weil er (eigene Auskunft) „zum Lügen heut‘ zu müde“ ist. Nicht gelogen aber ist sein Hinweis auf die inzwischen 5. Episode der Serie „Die Zukunft war gestern“: Diesmal verneigt sich der Autor vor Arthur C. Clarkes eiskalter Mystik in Childhood‘s End (Die letzte Generation).

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Thema: Der schreckliche Iwan, Sokolowsky anderswo | Kommentare (0) | Autor:

Monster. Magie. Makel

Mittwoch, 18. Juni 2014 15:49

In der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Konkret wird Kay Sokolowsky schwer nostalgisch bei der Beurteilung des „Godzilla“-Remakes (oder, besser, -Reloads) von Gareth Edwards.

Via Facebook teilt anschließend Leser Christian Bechmann dem Autor folgendes mit:

Bechmann_Facebook_(c)_Kay_Sokolowsky


Sokolowsky hat sich über dieses ungewöhnlich schöne Kompliment gefreut wie nicht gescheit.

Ein paar Minuten später allerdings hat er begonnen, sich Sorgen zu machen: Was, wenn Herr Bechmann diesen „Godzilla“-Quatsch für theuer Geld ansehen geht und hernach stinksauer das Kino verläßt? (Denn um den neuen Big G. mögen zu können, sollte man zunächst die uralten Monsterkisten lieben, was Herr Bechmann ja gar nicht tut.) Muß der Autor dann dem genasführten Leser die Ticketmaut erstatten?

Sokolowsky hat zweifellos noch zu lernen, mit großem Lob umzugehen.

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