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Dem Publikum zur gefälligen Beachtung

Dienstag, 24. März 2015 23:37

SW_Testbild_auf_Philips_TD1410U_Ausschnitt_(c)_Eckhard_EtzoldAus Gründen akuten
Konditionsmangels
(der sich in Übermüdung,
Reizbarkeit, Weltekel, aber
auch -untergangsvisionen
äußert) muß und werde ich
die „Abfall“-Entsorgung
für einige Tage einstellen.
Sie dürfen selbstverständlich
weiterhin und gern auf der
Deponie stöbern gehen.

(Der Blogger sagt hastig
Tschüs und Bisbald, bevor die Metapher zu riechen beginnt.)

Photo: „SW_Testbild_auf_Philips_TD1410U“ by Eckhard Etzold,
licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Germany license,
via Wikimedia commons

Thema: Bored beyond belief, Sokolowsky anderswo | Kommentare (0) | Autor:

Aus den Memoiren (1): Die Zeichen

Mittwoch, 11. März 2015 23:59

Dichte_Werkstatt_01_(c)_Kay_Sokolowsky

Mit fünf brachte ich mir selbst das Lesen bei. Damit war mein Leben praktisch gelaufen.

***

Meine erste große Liebe war eine Lehrerin. Als Unterpfand meiner Ergebenheit schrieb ich mein erstes Buch, eine mordsspannende Geschichte, nur für sie. Ich illustrierte den Schmöker sogar eigenhändig, allein für mein Fräulein ––! Sie mochte mich, freute sich aufrichtig über die Fibel; ihr Herz, ach, wollte sie mir nicht schenken. Dabei wurde ich bald neun! Ich bilde mir ein, daß ich etwa einen Nachmittag lang todunglücklich war. Später hat sich dergleichen leider länger gezogen.

***

Mein erster richtig bester Freund hieß Niko. Wir gingen gern spazieren, stundenlang, nie weiter weg als hundert Meter von der Familienwohnung, doch das reichte meistens für ein Abenteuer. Blieb es aus, las ich Niko zum Zeitvertreib die Straßenschilder und Hausnummern vor, denn er konnte nicht lesen. Mit dem Reden haperte es bei ihm gleichfalls. (Und wiederum bei mir, damals, mit den Ziffern ab 5. Aus naheliegenden sowie ästhetischen Gründen: Ständig verwechselte ich, ihrer Spiegelung in der je anderen Ziffer wegen, die 6 und die 9, manchmal die 4 und die 7. Und die 8, die sich graphisch selbst reflektiert, war mir unheimlich, weil unergründlich.)

Nikos Schweigsamkeit störte mich nie, ja, sie kam mir ganz recht, denn er konnte gut zuhören. Und verstehen! Für mich Fünfjährigen, der in der fremden Umgebung sonst keinen zum Spielen und Ausweinen hatte, konnte es einen besseren Freund schwerlich geben. Einen treueren ohnedies nicht. Er trug allzeit eine rote Jacke und eine spitze rote Mütze, daher rührte wohl sein Name. Niko war übrigens schwach auf den Beinen, darum trug ich ihn 

Fortsetzung folgt.

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Film in vier Versen (1)

Freitag, 27. Februar 2015 21:49


Das Mysterium des Messerhelden

Wie, o Zauberer der Zwiebel,
wehrst du ab ihr größtes Übel?
Was mag dein Geheimnis sein?
Ich muß schon beim Hinschaun wein‘.



Thema: Bored beyond belief, Discovery Channel, Lieder ohne Werte, Unerhört nichtig | Kommentare (4) | Autor:

Mitteilung der Redaktion

Donnerstag, 12. Februar 2015 23:59

Liebe Leserin, lieber Leser, ich weiß, ich weiß: Ich gelobte zu Jahresbeginn, jeden Tag ein Posting zu, ähm, posten. Ich habe bereits einmal gefehlt und das bis heute nicht gutgemacht. Also muß ich schnell was hier reinschreiben, um meine Lage im Gelöbnisland nicht noch zu verschärfen.

Ich weiß und bedaure, daß jene unter Ihnen, die täglich nach meiner Unterweisung und Unterhaltung „dürsten“ (K. Diekmann), von dieser Notausgabe bitter enttäuscht sein werden.

Aber ich habe (und jetzt werde ich ernst:) vor ein paar Stunden nichts Geringeres gehabt als eine Erscheinung. Nichts Kleineres als eine Offenbarung. Eine mystische Vision, vermittelt durch Wissenschaft und Technik. Ein fünf Milliarden Jahre altes Wunder. Ich muß mich, meine Augen, meinen Verstand von diesem Anblick eine Nacht lang erholen, wenn Sie erlauben. – Danke!

Wenn‘s beliebt, schauen Sie doch Freitagmittagnachmittagabend, so gegen 13 16 17 18 19 18.58 Uhr*, wieder vorbei. Dann werde ich alles erklären. Und ein Bekenntnis ablegen.

„Hat er tatsächlich ‚Bekenntnis ablegen‘ gesagt?“ – Er hat. Bis später!

Thema: Selbstbespiegelung | Kommentare (1) | Autor:

Vanity fair

Mittwoch, 11. Februar 2015 22:09

Grad als ich dachte, ich hätte mich an meine neue Weltberühmtheit gewöhnt und könnte gelassen, ja, lässig mit der scheuen Bewunderung der Hamburger umgehen, geschieht das hier: Ich steige aus der S-Bahn und sehe vor mir das Campact-Plakat, auf dem ich so schöne rote Waschbäraugenringe habe.

Campact-Bahnhofsplakat_(c)_Martina_Sokolowsky

Ehrliches Gesicht, denke ich. Ein gerader Typ. Weiß, wovon er redet. Ernst, wo‘s sein muß, humorvoll, wenn‘s paßt. Keine falsche Bescheidenheit: Ich mach was her als Polit-Ikone!

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Vanitas ementiendae stirpis

Freitag, 6. Februar 2015 23:43

Seit 48 Stunden kennt die Welt nun mein Bild, beherrscht es die Mauern und Leinwände der Stadt. Autogrammjäger und Bewunderer müßten mich, mutmaße ich, bedrängen, sobald ich die Klause verlasse. Doch ob auf der Straße oder im Supermarkt, im Omnibus oder beim Naseputzen – die Leute starren hastig an mir vorbei, ignorieren mich, so gut sie vermögen. Gleichzeitig spüre ich, wie sie mich hinterrücks angaffen, aus den Schatten beobachten.

Ist dies der bittere Lorbeer des Ruhms? Daß der gemeine Mann, die brave Frau sich mir nicht mehr zu nähern wagen? Dies kann, es darf nicht sein. Bin ja einer von euch, Bürger! Einer, der lacht wie ihr, blutet wie ihr, sterblich ist und genauso schnell beleidigt wie ihr! Meine Freunde, nur keine Scheu, faßt euch ein Herz, tretet heran! (Nein, so nah bitte auch wieder nicht.)

Sollten jedoch die Hamburger nur deshalb meinen Blick meiden, weil mein politischer Appell ihr Gewissen aufgewühlt hat, nun, damit kann ich gut schlafen. Was mir echt zu denken gibt … Der Lanz hat sich immer noch nicht gemeldet.

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Vanitas vanitatum

Donnerstag, 5. Februar 2015 22:25

Jetzt bin ich schon seit 24 Stunden weltberühmt, und der Lanz hat immer noch nicht angerufen!

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Le sonnet des souvenirs d’été*

Dienstag, 3. Februar 2015 23:35

Souvenirs_d_ete_01_(c)_Kay_Sokolowsky
Von Wintertages Grauen selbst entfärbt,

so fern den warmen Stunden, kurzen Nächten,
Bewölkung im Gemüt und eingekerbt
im Herzen eine Sorge, diese schlechten

und bleichen Wochen blieben immer hier,
steh ich gebeugt, die Augen ohne Leben.
Doch dann erscheinst du Pappenschüssel mir,
gefüllt mit deinen Wundern und Geweben,

mit vollem Korn und Sommers Sonnenstaub,
mit Grüßen der Vergangenheit, die lohnen
für langes Harren in der Dunkelheit. Das Laub,
so blau wie einst, die Fliegenpharaonen,

die zarten Flügel einer reichen Zeit
erinnern mich an weiche Heiterkeit.


* Beim Putzen der Küchenfensterbank unter einer Sammlung ausrangierter Akkus entdeckt.

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