Zwischen Kaffeestunde und Schlummertrunk
Es gäbe heute, liebe Leserin, lieber Leser, einiges zu glossieren und im „Abfall“ zu sortieren. Etwa die überraschende Vorverlegung des Pegida-Aufmarschs von Montagabend auf Sonntagnachmittag. Die Pegidazis sollten laut ihren Leithammeln so die Möglichkeit erhalten, Herbert Grönemeyer beim morgigen „Bürgerfest für Weltoffenheit“ für umme beobachten zu dürfen. Das haben diese Trottel nun davon, daß sie Roland Kaiser unter den Bann gestellt haben – sie müssen sich noch schlimmere Musik anhören. Dank sei der karmischen Gerechtigkeit!
—Ich könnte mir vielleicht auch den einen und den anderen unappetitlichen Gedanken machen über die 37 Millionen Bakterien, die ein einziger Mensch pro Minute in seiner Umgebung verteilt, und weshalb dieser Mensch im Bus stets genau neben mir stehen muß. Aber mein Schnupfen kommt nicht von Keimen, sondern von Viren, und man soll nicht alles aufs Karma schieben. Also widmen wir uns an diesem kalten, feuchten, sternlosen Winterabend etwas anderem und wirklich erfreulichen – der Ausgefuchstheit und Komikkanonfestigkeit der „Abfall“-Leser.
—Vor zwei Tagen fragte ich mein geschätztes Milliardenpublikum nach einem Dichter deutscher Zunge, der sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere den nicht ganz risikofreien Spaß machte, einen bigotten Gottessoldaten mit mal mehr, mal weniger feinen Reimen zu verscheißern. Ich war mir sicher, daß die Sache nicht leicht zu erraten ist, so ganz ohne Bilder und Inhaltsangabe.
—Aber meinen lieben Leserinnen und Lesern war die Aufgabe natürlich ein Klacks. Bereits zwei Stunden nach Veröffentlichung des Quiz kam die erste richtige Antwort – sogar mit Lösung der Zusatzfrage (den Rechtschreibfehler übersehen wir daher generös): „Heinrich Christian Wilhelm Busch, Der heilige Antonius von Padua“, depeschierte Günther Schumann. Und wollte gleich wissen: „Bin ich der erste, der zweite, der dritte?“ Weil in den folgenden Stunden keine weitere Antworten einliefen, antwortete ich Herrn Schumann: „Sie sind nicht nur der erste, der bescheid weiß, sondern – der einzige!“
—Das war etwas voreilig. Kurz danach sandte nämlich H. Ludwig seine Auflösung: „Nun, das war ja einfach … Aber danke für den Hinweis, war uns diese Seite des Herrn b) wie Busch doch einst in kaum-noch-Kindertagen nicht so recht aufgegangen.“ Womit (Herr? Frau?) Ludwig pfeilgrad durchschaut, warum ich die Rätselei überhaupt veranstaltet habe. Leider vergaß er/sie, vielleicht aus nostalgischer Versonnenheit, den Titel des Gedichts aufzuschreiben.
—Etwas zu spät für den Sonderpreis, doch mit gesundem Ehrgeiz meldete sich schließlich noch Kai Becker: „Busch! Unverkennbar. Ach so, wg. Jackpot: Der Heilige Antonius von Padua.“
—Ich habe Herrn Schumann bereits Freitagnacht angeboten, sich mit einem Gast-Posting im „Abfall“ vorzustellen, bislang jedoch keine Antwort erhalten. Ich warte noch ein bissel, dann geht der Jackpot tatsächlich an Herrn Becker – zumal er den Heiligen makellos groß geschrieben hat.
—Meine Hochachtung jedenfalls vor ihrer reifen, erlesenen Bildung gewähre ich den drei Einsendern wie versprochen, und gern!
—Allen, die‘s zwar genauso wußten, aber aus irgendeinem Grund nicht mitteilen mochten, hat an ganz anderer Stelle der heilsame Meister Busch bereits vergeben:
Die Schwierigkeit ist immer klein,
Man muß nur nicht verhindert sein.
So, genug geplaudert – dieser sonnenlose Sonntag ist fast geschafft! Und morgen gibt‘s dann eine neue „Nimm! Kauf! Lies!“-Empfehlung.
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Illustration/Quelle: Wilhelm Busch, Der Heilige Antonius von Padua/
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